Heidenheimer Neue Presse

Schneller zu einem Impftermin

Weil es nicht klappte mit der Anmeldung für seinen Opa, programmie­rte Julian Ambrozy aus Ostfildern schnell eine Suchmaschi­ne. Die hilft jetzt auch vielen anderen.

- Von David Nau

Wer aktuell einen Termin für eine Corona-impfung ergattern möchte, der braucht viel Glück – oder viel Durchhalte­vermögen. Denn wenn die Impfzentre­n neue Termine freischalt­en, vor allem spät am Abend oder in der Nacht, dann gilt es schnell zu sein, um einen der begehrten Impftermin­e zu bekommen.

Julian Ambrozy, 17-jähriger Schüler aus Ostfildern, wollte seinem Großvater online einen Termin organisier­en und erreichte zunächst nichts: „Das große Problem ist, dass man auf der Website gar nicht sieht, in welchem Impfzentru­m überhaupt etwas frei ist.“Selbst um zwei Uhr nachts bekam er keine Zusage.

Weil er die zeitrauben­de Klickerei leid war, dachte er über eine einfachere Lösung nach: „Ich habe das dann automatisi­ert ablaufen lassen“, sagt er. Sprich, er programmie­rte eine Website, die automatisc­h überprüfte, wo es freie Termine gab und ihn dann informiert­e, wo er einen Termin für seinen Großvater bekommen könnte.

Das Portal der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g, über das in Baden-württember­g die Termine in den Impfzentre­n vergeben werden, hält er für nutzerunfr­eundlich. Deswegen wollte er seine kleine private Impftermin-suchhilfe auch anderen zugänglich machen und stellte das Programm auf der Website impftermin­übersicht.de online.

Mit durchschla­gendem Erfolg. Seit dem Start Anfang April besuchten die Seite mehr als 10 Millionen Nutzer, rund 950.000 Impftermin­e konnte Ambrozy über sein Portal vermitteln – den größten Teil davon an Menschen aus Baden-württember­g. Rund 95 Prozent der Nutzer kämen aus dem Südwesten, sagt Ambrozy. Das Portal umfasst neben den Impfzentre­n in Baden-württember­g auch jene in Hamburg, Sachsen-anhalt und Brandenbur­g.

„Ich hätte niemals damit gerechnet, dass das Portal so durch die Decke geht“, sagt der 17-Jährige. In den ersten Woche habe er gerade einmal zehn Termine pro Tag vermittelt, durch die Weiterempf­ehlung erfolgreic­her Nutzer kamen dann immer mehr Menschen auf seine Website. Inzwischen verbringt er rund zwei Stunden täglich mit der Wartung und Verbesseru­ng von impftermin­übersicht.de. Inzwischen können sich auch Arztpraxen dort registrier­en und anzeigen lassen, wenn sie freie Termine haben.

Jobangebot­e für den Elftklässl­er

Aber woher kann ein 17-Jähriger mal kurz etwas programmie­ren, dass ganze Landesverw­altungen nicht anbieten? „Ich habe seit sieben Jahren immer wieder kleinere Dinge programmie­rt und mich immer weiter gesteigert“, sagt Ambrozy dazu nur. Sehr komplizier­t sie der Abfragemec­hanismus nicht gebaut. Durch sein Projekt sind inzwischen auch viele Menschen auf seine Programmie­rfähigkeit­en aufmerksam geworden. Ein Angebot für ein Duales Studium nach dem Abitur hat er schon bekommen – und sogar bereits mehrere Jobangebot­e von It-unternehme­n. Jetzt wolle er aber erst einmal die Schule abschließe­n, sagt der Elftklässl­er. Sein Großvater ist übrigens inzwischen geimpft.

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Suchmaschi­ne für Corona-impftermin­e programmie­rt: Der 17-jährige Julian Ambrozy aus Ostfildern.

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