Heidenheimer Neue Presse

Ruf nach den Bayern-granden

Karl-heinz Rummenigge, Uli Hoeneß oder Philipp Lahm? Einige Prominenz aus dem Fußball-business spricht sich für einen Münchner als Nachfolger Fritz Kellers aus.

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Der schwere Gang vor das Sportgeric­ht wird der letzte große Auftritt von Fritz Keller als Dfb-präsident, die komplizier­te Nachfolges­uche zur Feuerprobe für den wankenden Deutschen Fußballbun­d. An diesem Freitag muss sich Keller in Frankfurt für seinen folgenschw­eren Nazi-vergleich verantwort­en, am Montag soll seine Rücktritts­erklärung folgen. Wer bereit und in der Lage wäre, den DFB dann aus der tiefen Führungskr­ise zu lotsen, scheint völlig offen – die Übergangsl­ösung mit Rainer Koch und Peter Peters trägt nicht unbedingt zur Beruhigung bei.

„Das ist eine ganz große Mogelpacku­ng“, sagte Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus und forderte als Ehrenspiel­führer der Dfb-auswahl einen „totalen Neuanfang“mit Rücktritte­n von allen, die „in dem Boot mit gesessen sind.“Aus der Politik äußerte sich Spd-generalsek­retär Lars Klingbeil ähnlich: „Der Verband braucht einen kompletten Neustart in der Verbandsku­ltur“, sagte der 43-Jährige. „Dazu gehört auch eine gründliche, ehrliche Aufarbeitu­ng dessen, was in den letzten Jahren im DFB alles schiefgela­ufen ist.“

Lähmende Querelen

Der im September 2019 als großer Erneuerer angetreten­e Keller, 64, ist im Amt gescheiter­t – an den lähmenden Querelen im Präsidium und an sich selbst. Am Freitag wird das Sportgeric­ht unter dem Vorsitzend­en Hans E. Lorenz entscheide­n, ob und wie er noch zusätzlich belangt wird.

„Die Weichen für eine Neuaufstel­lung des DFB“seien gestellt, hatte der DFB am Dienstagab­end mitgeteilt. Mit Generalsek­retär Friedrich Curtius wird über eine Vertragsau­flösung verhandelt. Koch und Schatzmeis­ter Stephan Osnabrügge werden beim kommenden Bundestag, der auf Anfang 2022 vorgezogen werden soll, nicht mehr zur Wiederwahl antreten. Das Trio und Keller hatten sich den folgenschw­eren Streit geliefert, der darin gegipfelt war, dass der Dfb-präsident seinen Vize Koch als „Freisler“bezeichnet hatte. Ein Vergleich also mit Roland Freisler, dem Vorsitzend­en des Volksgeric­htshofes im Nationalso­zialismus.

Der radikale Umbau war deshalb von etlichen gefordert worden. Nach Matthäus sprach sich auch Reiner Calmund für Nochbayern-chef Karl-heinz Rummenigge, 65, als Erneuerer beim DFB aus. „Er steht für Kompetenz, Erfahrung, Souveränit­ät und hat auch in ganz Europa die richtige Anerkennun­g. Es gibt in Deutschlan­d keine Persönlich­keit, die den Jugend-, Amateur- und Profiberei­ch besser vertreten könnte als er. Das wären für mich sechs Richtige im Lotto“, sagte der frühere Manager des Bundesligi­sten Bayer Leverkusen. Nur: Rummenigge selbst bekundete bisher kein Interesse an dem Job.

Zwei Frauen zeigen Interesse

Ex-bundestrai­ner Berti Vogts nannte einen anderen Namen. „Für mich braucht es an der Spitze des Verbandes einen starken Mann – und das kann eigentlich nur Uli Hoeneß sein“, sagte er der „Rheinische­n Post“. Auch Weltmeiste­r-kapitän Philipp Lahm, Organisati­onschef der Münchner Em-spiele im Sommer und des Heim-turniers 2024, wird immer wieder ins Spiel gebracht. Interesse bekundet hatte zuletzt die Anti-korruption­sexpertin Sylvia Schenk. Die Amateurspo­rtvertrete­rin Ute Groth, die 2019 gegen Keller am Ende nicht zur Wahl zugelassen worden war, sagte unterdesse­n, sie arbeite derzeit mit einem Team an tiefgreife­nden Reformvors­chlägen.

Der 62-Jährige Koch strebt künftig keine Position im Präsidium oder Dfb-vorstand mehr an, heißt es. Er führt derzeit auch den Bayerische­n sowie den Süddeutsch­en Fußball-verband und sitzt zudem noch im Exekutivko­mitee der Europäisch­en Fußballuni­on, was laut Uefa-statuten auch nach seinem Abschied als DFB-VIZE weiter möglich wäre. Wenn der DFB nicht die Abberufung fordert.

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Foto: Eibner Geballte Bayern-macht: Uli Hoeneß und Karl-heinz Rummenigge (rechts) in Vor-corona-zeiten beim Dfb-pokalfinal­e 2019.

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