Eric Gauthier bekommt Lob aus Bellevue
Bundespräsident Steinmeier spricht mit dem Choreografen, auch über dessen beflügelndes „Dying Swans Project“.
Eric Gauthier hat viele Fans, aber dass er auch vom Bundespräsidenten geschätzt wird, war auch für ihn eine besondere Erfahrung. Am Mittwoch war der kanadische Choreograf und Tänzer, der seit 2007 mit seiner Compagnie „Gauthier Dance“am Stuttgarter Theaterhaus Erfolge feiert, Gesprächspartner von Frank-walter Steinmeier auf dessen Instagram-kanal. Dort unterhält sich das Staatsoberhaupt seit mehr als einem Jahr unter dem Hashtag #miteinander online mit Menschen über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen in der Pandemie. „You’re so cool“, schwärmte am Ende Gauthier über den Spd-politiker.
Während Steinmeier in seinem Büro saß, wurde der Choreograf aus dem Theaterhaus zugeschaltet, im Hintergrund die leeren Zuschauerreihen, die zur Normalität geworden sind. Der 44-Jährige erzählte, wie das Musical „Cats“ihn als Kind von der Bühne träumen ließ, wie er nach Stuttgart („klein, aber fein“) kam und wie er seine eigene Compagnie gründete, auch weil junge Tänzer von hinten nachdrängten: „Ich konnte am Ende nur fünf Pirouetten machen, die konnten zehn machen.“
Vor allem ging es im Gespräch aber um das „Dying Swans Project“, dessen Idee Gauthier kam, nachdem er seine Compagnie im Februar auf drei weitere Monate ohne Bühnenauftritte vorbereiten musste. Die hängenden Köpfe seiner 16 Tänzer, „das war für mich ein bisschen wie ein sterbender Schwan, mit dem langen Nacken“, so der Choreograf. Er holte 15 Kollegen aus der ganzen Welt dazu, 16 Soli wurden entwickelt, die dann vom 16 Komponisten vertont und von 16 Filmemachern gefilmt wurden: 64 Künstler hatten wieder eine Aufgabe.
Solo von Bruna Andrade
Die Videos seien „auf unterschiedliche Weise großartig“, lobte Steinmeier. Er hob hervor, dass Gauthier nicht nur jetzt ein wichtiges Signal des Zusammenhaltens und Durchhaltens gebe, sondern sich auch sozial engagiere. Doch nicht nur gesprochen wurde auf Instagram, auch getanzt: Bruna Andrade führte ein kurzes Solo auf. „Ich habe schon vergessen wie es auf der Bühne ist, mit Publikum“, berichtete sie danach dem Staatsoberhaupt, man spüre die Pause auch körperlich. Steinmeier machte Mut: „Das Publikum sehnt sich genau wie Sie danach, Kunst zu genießen, Tanz zu genießen.“