Berliner Theatertreffen im Schatten der Pandemie
Leiterin Yvonne Büdenhölzer sieht die Digitalisierung der Branche an ihre Grenzen kommen.
Mit dem Berliner Theatertreffen hat an diesem Donnerstag eines der renommiertesten Bühnenfestivals begonnen – wegen der Pandemie nur im Internet. In den kommenden Tagen werden mehrere Inszenierungen kostenlos online gezeigt. Der Weg zur Normalität dürfte noch lang sein, glaubt Festivalleiterin Yvonne Büdenhölzer: Ihrer Einschätzung nach wird die Corona-krise die Theater- und Kulturbranche noch auf längere Sicht prägen.
„Die Pandemie wird Auswirkungen haben, das ist keine Frage“,
sagt die 1977 geborene Büdenhölzer. Es habe einen sehr schnellen Digitalisierungsschub gegeben, der aber – wie etwa im Gesundheitssystem und Schulwesen – an seine Grenzen komme. „Die digitale Entwicklung, die sich innerhalb des letzten Jahres an den Theatern vollzogen hat, würde man normalerweise in drei oder fünf Jahren durchmachen.“Es sei der Beginn eines Transformationsprozesses.
Büdenhölzer fürchtet auch finanzielle Auswirkungen der Pandemie auf die Kulturbranche. „Auch wenn die Bundesregierung großzügige Förderstrukturen für die Kultur im Umgang mit der Pandemie geschaffen hat, werden die Verteilungskämpfe – gerade in der Fläche und bei den kleineren Institutionen – kommen“, prognostiziert sie. Die Pandemie werde langfristige Auswirkungen auf den gesamten Sektor haben. „Ich bin da nach wie vor auch in großer Sorge, gerade um kleine Theater und freie Institutionen, die vielleicht nicht wieder aufmachen können“, sagt Büdenhölzer. „Und auch um die Solo-selbstständigen aus der Kulturbranche, die schon anfangen, andere Berufe zu ergreifen.“
Zum Auftakt des Theatertreffens stand „Einfach das Ende der Welt“vom Schauspielhaus Zürich in der Regie von Christopher Rüping
auf dem Spielplan. Eine Jury wählt für das Berliner Theatertreffen jedes Jahr die zehn bemerkenswertesten Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Übertragen werden die Aufführungen bis 24. Mai kostenlos online, man kann als Zuschauer auch freiwillig spenden.
Auch der Sender 3sat zeigt einige Inszenierungen, zum Beispiel an diesem Samstag, 20.15 Uhr, Schillers „Maria Stuart“als Aufzeichnung aus dem Deutschen Theater Berlin.