Ein bisschen reifer, ein bisschen braver
„Erpfenhauser Dorfmusikanten“Das dritte Album der Band ist im Kasten. Tenorhornist Jan Jäger erzählt, was es mit dem Albumtitel „zschn“auf sich hat und was das Blasmusik-quartett auf der Social-media-plattform Tiktok treibt.
Es gibt nur wenige Begriffe in der deutschen Sprache, die zwei so ungeheuer gegensätzliche Bedeutungen haben können wie das Wort „zischen“. Die einen verbinden es mit einem scharfen, manchmal flüsternden Ton, der Missfallen ausdrückt. Die anderen – und das ist sicherlich die sympathischere Bedeutung – denken dabei an ein kühles Bier, das sie sich in Kürze einverleiben werden. Zu letzterer Gruppierung gehören auch die „Erpfenhauser Dorfmusikanten“. Aus diesem Grund haben sie ihrem dritten Album den Titel „zschn“verpasst – auf so ein kleines „i“beziehungsweise „e“kann man dabei getrost verzichten.
Allerdings, das verrät Jan Jäger, habe sich die Bedeutung des Ausdrucks „mal eines zischen gehen“innerhalb der Band gewandelt:
„Inzwischen ist das für uns eher ein Lebensgefühl. ‚Eines zischen‘ bedeutet, das wir vier gemeinsam unterwegs sind und durchs Land ziehen.“„Wir vier“, das sind neben Jan Jäger am Tenorhorn Lars Bischof (Flügelhorn), Sebastian Jäger (Tuba) und Andreas Schmid (Gitarre).
Kulturhof wird zum Tonstudio
Und diese vier quartierten sich Anfang Februar im Kulturhof in Erpfenhausen ein, sozusagen dem Geburtsort von „zschn“. Fünf Tage und Nächte lang diente den „Dorfmusikanten“das Kulturstadel als Tonstudio. Neben traditionellem böhmisch-mährischem Liedgut landete schließlich auch eine Auftragskomposition von Lukas Bruckmeyer auf der Platte.
Insgesamt setze die Band auf Altbewährtes. „Wir sind reifer und braver geworden“, findet Jan Jäger. Was jedoch nicht bedeuten soll, dass die „Dorfmusikanten“spießig oder gar konventionell geworden sind. „Mittlerweile versuchen wir nur nicht mehr, etwas Unspielbares auf CD zu pressen. Wir sind die, die wir sind. Und das hat sich bewährt“, berichtet Jäger.
Bewährt hatte sich bereits auf dem vorangegangenen Album „Reingegeigelt“(2020) die Partizipation von Marvin Nagel als „Special Guest“. Normalerweise macht er den Trompeter im Gerstetter Musikverein, dessen Blaskapelle Jan Jäger leitet. Auf „zschn“drückt er jedoch ausnahmsweise nicht auf die Ventile,
sondern lässt stattdessen seine Finger im Takt schnipsen – „und das derart virtuos, dass den Produzenten dabei regelmäßig die Kinnlade runtergefallen ist“, wie Jäger erzählt.
Mit seinen Fingern bedient Marvin Nagel zudem die Socialmedia-kanäle der „Erpfenhauser Dorfmusikanten“. Die Gruppe aus
Erpfenhausen ist damit vermutlich das einzige Blasmusik-quartett der Welt, das zusätzlich zu den inzwischen fast schon betagten Plattformen Facebook und Instagram auch auf dem Videoportal Tiktok vertreten ist. „Wir wollen schließlich zukunftsfähig und international bekannt sein“, erklärt Jan Jäger.
Auf Youtube – im Vergleich zu Tiktok eine fast schon antike Social-media-plattform – geben die „Dorfmusikanten“an Pfingsten einen ersten Live-einblick in das neue musikalischer Material. Dass sie durch den Gratis-livestream gewissermaßen potenzielle Einnahmen abgeben, sei ihnen bewusst, so Jäger. „Doch wir vertrauen darauf, dass die Leute uns als Berufsmusiker auch darüber hinaus unterstützen und unsere CD kaufen.“