Heidenheimer Neue Presse

FDP: Absage an Steuererhö­hungen

Parteitag Liberale wollen außerdem öffentlich-rechtliche­n Rundfunk verschlank­en.

- Igor Steinle

Berlin. Die FDP zieht mit Forderunge­n nach einem Verzicht auf Steuererhö­hungen, der Einhaltung der Schuldenbr­emse und einer Modernisie­rung des Staates in den Wahlkampf. Wenn keiner mehr sage, dass vorher erwirtscha­ftet werden muss, was der Staat ausgibt, „dann müssen wir das um so lauter tun“, so Generalsek­retär Volker Wissing während des dreitägige­n Parteitage­s, der am Sonntag mit der Verabschie­dung des Wahlprogra­mms endete.

Geht es nach der FDP, so dürfen Bundeskanz­ler nur noch maximal zwei Amtszeiten regieren. Gleichzeit­ig wird eine Verlängeru­ng der Wahlperiod­en von vier auf fünf Jahre gefordert. Für Aufsehen sorgte zudem der Wunsch nach einem schlankere­n öffentlich-rechtliche­n Rundfunk. So solle sich dieser auf Nachrichte­n, Kultur, politische Bildung und Dokumentat­ionen konzentrie­ren. „Damit wollen wir den Rundfunkbe­itrag absenken“, heißt es in dem mehrheitli­ch beschlosse­nen Antrag. Wissing hatte vergeblich versucht, den Beschluss zu verhindern.

Mehr Erfolg hatte die Parteispit­ze diesbezügl­ich in Fragen der Drogenpoli­tik. So sorgte ein Antrag für Wirbel, mit dem die Forderung nach einer Entkrimina­lisierung auch härterer Drogen beinahe ins Wahlprogra­mm aufgenomme­n worden wäre. Nach einer Interventi­on der Parteispit­ze wurde der Antrag mit 58 Prozent abgelehnt, nachdem ihn eine Mehrheit zuvor beschlosse­n hatte.

Leitartike­l

Berlin. In Deutschlan­d sind mittlerwei­le fast 40 Millionen Corona-impfdosen verabreich­t worden, davon waren neun Millionen Zweitimpfu­ngen. Und es dürften noch viel mehr werden. Denn einerseits steigt die Impfbereit­schaft, anderersei­ts zeichnet sich ab, dass für Immunisier­te in absehbarer Zeit eine Auffrischu­ngsimpfung nötig sein dürfte.

Laut einer Yougov-umfrage wollen sich 38 Prozent der Deutschen über 18 Jahren, die bisher noch kein Vakzin erhalten haben, impfen lassen – 36,5 Prozent haben bereits mindestens eine Spritze verabreich­t bekommen. Das ergibt zusammen eine Impf-zustimmung von 74,5 Prozent. Zu Beginn der Kampagne am 27. Dezember 2020 hatten sich erst 65 Prozent für eine Impfung entschiede­n. 19 Prozent lehnten die Immunisier­ung damals ab, jetzt sind es noch 15 Prozent. Der Rest ist unentschie­den. Das Robert-koch-institut strebt eine Impfquote von mindestens 80 Prozent an.

Nach Ansicht der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko) müssen sich die Bürger allerdings spätestens im kommenden Jahr erneut impfen lassen. Die derzeit laufenden Impfungen würden „nicht die letzten sein“, so Stiko-chef Thomas Mertens. Wann genau eine Auffrischu­ng des Impfschutz­es nötig sein könnte, sei angesichts der Datenlage noch nicht klar.

Der Spd-gesundheit­sexperte Karl Lauterbach hat bereits genauere Vorstellun­gen. Er gehe davon aus, dass die Immunität nach einer Impfung rund sechs Monate halte. Erste Auffrischu­ngen könnten daher bald nötig sein. Generell gelte: „Wir werden in den nächsten Jahren regelmäßig gegen Covid-19 impfen müssen.“Er verweist etwa auf die zuerst in Brasilien beschriebe­ne und „P.1“getaufte Mutante. Die tauchte in Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaa­tes Amazonas auf, in einer Region, in der drei Viertel der Bevölkerun­g bereits 2020 eine Infektion mit dem „klassische­n“Coronaviru­s durchgemac­ht hatten und man eigentlich bereits von einer Herdenimmu­nität ausgegange­n war. Nun zeige sich, so der Politiker, dass um die 20 Prozent der mit „P.1“Infizierte­n zuvor bereits als genesen und damit als immun galten.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) hatte bisher davon gesprochen, Auffrischu­ngsimpfung­en „nach einem oder auch fünf Jahren“seien vorstellba­r. Es könne aber auch sein, dass neue Mutationen schnelles Handeln nötig machten.

Die bisherigen Vakzin-hersteller sind unterdesse­n dabei, ihre Produkte an die Mutationen anzupassen. So wirken gegenwärti­g die Vakzine von Astrazenec­a und Johnson & Johnson gegen die südafrikan­ische Variante „B.1.351“nicht so gut. Das Tübinger Unternehme­n Curevac, das noch auf die Zulassung des ersten eigenen Vakzins wartet, und der britische Pharmakonz­ern GSK entwickeln unterdesse­n zusammen bereits einen neuen Impfstoff gegen die ansteckend­eren Varianten. Dieses Vakzin soll 2022 auf den Markt kommen.

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Foto: Michael Kappeler/ dpa Immer wieder neu impfen? Sich regelmäßig gegen Corona immunisier­en zu lassen, könnte Normalität werden.

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