Nahost-konflikt eskaliert
Als Reaktion auf Angriffe militanter Palästinenser werden Ziele in Gaza beschossen. Die Zahl der zivilen Opfer steigt.
Brüssel/tel Aviv. Angesichts eines eskalierenden Konflikts zwischen Israel und militanten Palästinenser im Gazastreifen treffen sich die Außenminister der Eu-länder am Dienstag zu einer außerordentlichen Videokonferenz. Das teilte der Eu-außenbeauftragte Josep Borrell am Sonntag auf Twitter mit. Borrell verwies in diesem Zusammenhang auch auf eine inakzeptable Zahl ziviler Opfer. Man werde sich abstimmten, wie die EU am besten dazu beitragen könnte, dass die Gewalt ein Ende nehme.
Der Konflikt hat sich deutlich zugespitzt. Nach massiven Raketenangriffen aus dem Gazastreifen hat Israels Luftwaffe dort das Haus des Hamas-chefs Jihia al-sinwar beschossen. Das Gebäude in Chan Junis im Süden des Küstengebiets habe als „militärische Infrastruktur der Terrororganisation Hamas“gedient, teilte die israelische Armee am Sonntag mit. Auch das Haus von Al-sinwars Bruder Mohammed, ebenfalls ein ranghohes Mitglied der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas, sei angegriffen worden.
Nach Angaben der Armee wurden weitere Büros und Häuser wichtiger Hamas-mitglieder attackiert. Als Teil der fortwährenden Angriffe auf das unterirdische Tunnelnetzwerk der Hamas seien 30 weitere Ziele bombardiert worden. Außerdem habe die Luftwaffe dutzende Waffenlager und Raketenabschussrampen beschossen. Binnen 24 Stunden habe die Luftwaffe 90 Ziele militanter Palästinenser angegriffen.
Mit gezielter Tötung gedroht
In der Stadt Gaza wurden nach Augenzeugenberichten fünf Häuser zerstört. Das Gesundheitsministerium teilte mit, in der Stadt seien über Nacht mindestens acht Menschen getötet und 45 verletzt worden. Unter den Toten sei auch ein Arzt vom Schiffa-krankenhaus, der größten Klinik in Gaza. Israels Militär hatte der Führungsriege der im Gazastreifen herrschenden Palästinenserorganisation
Hamas zuvor mit gezielter Tötung gedroht. Militante Palästinenser hatten in der Nacht den Großraum Tel Aviv sowie weitere israelische Ortschaften erneut massiv mit Raketen beschossen. Seit Beginn der Eskalation am Montag sind nach Armeeangaben rund 2900 Raketen auf Israel abgefeuert worden.
Laut Gesundheitsministerium in Gaza wurden dort bislang 174 Menschen getötet und 1200 verletzt. Wie der Rettungsdienst Magen David Adom mitteilte, kamen in Israel durch den Raketenbeschuss der vergangenen Tage zehn Menschen ums Leben, hunderte wurden verletzt.
Berichten zufolge wollte sich ein Us-gesandter mit hochrangigen israelischen Politikern treffen. Un-generalsekretär António Guterres zeigte sich „bestürzt“über die Zunahme ziviler Opfer. Zudem sei er „zutiefst beunruhig“über die Zerstörung eines Gebäudes im Gazastreifen, das auch von internationalen Medien genutzt wurde.