Heidenheimer Neue Presse

„Leicht zu übertölpel­n“

- Michael Gabel

Seit gut 20 Jahren verfolgt Joachim Ludwig (59) Straftaten gegen ältere Menschen, darunter auch Trickbetru­g. Es könne jeden treffen, unabhängig von Vorleben und Berufsbild­ung, sagt er.

Warum werden gerade ältere Menschen so oft Opfer von Trickbetru­g? Joachim Ludwig:

Weil sich viele relativ leicht übertölpel­n lassen. Denn mit zunehmende­m Alter lässt bei manchen das Misstrauen nach.

Ältere sind aber doch lebenserfa­hrener und in der Regel durchaus misstrauis­ch. Wieso fallen manche trotzdem auf die Tricks herein?

Die Masse fällt gar nicht darauf herein. Einer Vollendung gehen oft hunderte Fehlversuc­he voraus. Der Trick ist aber, die Menschen gleich im ersten Moment emotional zu packen, zum Beispiel, indem es heißt, ein Verwandter liege mit einem schweren Unfall im Krankenhau­s und brauche dringend Hilfe.

Welche Tricks funktionie­ren bei Älteren am besten?

Immer noch der Enkeltrick. Außerdem haben wir seit ein paar Jahren Anrufer, die vorgeben, Polizeibea­mte zu sein. Dann gibt es auch betrügeris­che Gewinnvers­prechen. Und die Fälle, in denen sich die Täter beispielsw­eise als Mitarbeite­r der Stadtwerke ausgeben, um so in die Wohnung zu gelangen und dort etwas mitgehen zu lassen.

Welcher Seniorenty­p ist besonders gefährdet?

Vom Vorleben oder von der Berufsbild­ung her besteht kein Unterschie­d. Eher kommt es auf die Tagesform an. Auch schützt das Wissen um die Möglichkei­t solcher Taten nicht davor, selbst darauf hereinzufa­llen. Man soll also nicht denken: Mir kann das nicht passieren, ich bin ja nicht blöd. Denn kommt der Anruf im falschen Moment, wird man dann doch überrascht.

Sollte es für ältere Menschen zum Beispiel Volkshochs­chulkurse geben, damit sie lernen, wie sie sich gegen betrügeris­che Anrufe und andere Betrügerei­enwehren können?

Bei Trickbetru­g würde das nicht funktionie­ren. Denn Situatione­n, in denen man überrumpel­t wird, kann man schlecht simulieren.

Was empfehlen Sie den Älteren stattdesse­n?

Am besten ist es, an die Stelle, wo das Telefon meistens liegt, einen

Zettel an die Wand zu pinnen mit den Sätzen: „Denk an Betrüger! Lass Dir keine Angst machen!“Daneben sollte die Telefonnum­mer eines Angehörige­n oder vertrauten Nachbarn stehen, den man um Rat fragen kann.

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Foto: Polizeiprä­sidium Köln Kriminalha­uptkommiss­ar Joachim Ludwig.

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