„Leicht zu übertölpeln“
Seit gut 20 Jahren verfolgt Joachim Ludwig (59) Straftaten gegen ältere Menschen, darunter auch Trickbetrug. Es könne jeden treffen, unabhängig von Vorleben und Berufsbildung, sagt er.
Warum werden gerade ältere Menschen so oft Opfer von Trickbetrug? Joachim Ludwig:
Weil sich viele relativ leicht übertölpeln lassen. Denn mit zunehmendem Alter lässt bei manchen das Misstrauen nach.
Ältere sind aber doch lebenserfahrener und in der Regel durchaus misstrauisch. Wieso fallen manche trotzdem auf die Tricks herein?
Die Masse fällt gar nicht darauf herein. Einer Vollendung gehen oft hunderte Fehlversuche voraus. Der Trick ist aber, die Menschen gleich im ersten Moment emotional zu packen, zum Beispiel, indem es heißt, ein Verwandter liege mit einem schweren Unfall im Krankenhaus und brauche dringend Hilfe.
Welche Tricks funktionieren bei Älteren am besten?
Immer noch der Enkeltrick. Außerdem haben wir seit ein paar Jahren Anrufer, die vorgeben, Polizeibeamte zu sein. Dann gibt es auch betrügerische Gewinnversprechen. Und die Fälle, in denen sich die Täter beispielsweise als Mitarbeiter der Stadtwerke ausgeben, um so in die Wohnung zu gelangen und dort etwas mitgehen zu lassen.
Welcher Seniorentyp ist besonders gefährdet?
Vom Vorleben oder von der Berufsbildung her besteht kein Unterschied. Eher kommt es auf die Tagesform an. Auch schützt das Wissen um die Möglichkeit solcher Taten nicht davor, selbst darauf hereinzufallen. Man soll also nicht denken: Mir kann das nicht passieren, ich bin ja nicht blöd. Denn kommt der Anruf im falschen Moment, wird man dann doch überrascht.
Sollte es für ältere Menschen zum Beispiel Volkshochschulkurse geben, damit sie lernen, wie sie sich gegen betrügerische Anrufe und andere Betrügereienwehren können?
Bei Trickbetrug würde das nicht funktionieren. Denn Situationen, in denen man überrumpelt wird, kann man schlecht simulieren.
Was empfehlen Sie den Älteren stattdessen?
Am besten ist es, an die Stelle, wo das Telefon meistens liegt, einen
Zettel an die Wand zu pinnen mit den Sätzen: „Denk an Betrüger! Lass Dir keine Angst machen!“Daneben sollte die Telefonnummer eines Angehörigen oder vertrauten Nachbarn stehen, den man um Rat fragen kann.