Der Beste seit 50 Jahren
Fußball 40 Tore in einer Saison! Robert Lewandowski knackt die historische Bestmarke der Bundesliga. Und der SC Freiburg verabschiedet sich würdig aus dem alten Stadion.
In welche Sphären dringt dieser Mann noch vor? Zumindest eine Woche teilt sich Robert Lewandowski den Torrekord in der Fußball-bundesliga noch mit Gerd Müller. Am 34. Spieltag will er ihm den Rekord nun aber ganz wegschnappen. „Ich weiß, was der Name Müller der älteren Generation bedeutet“, sagte der Pole nach seinem historischen Tor beim 2:2 (1:1) gegen den SC Freiburg dem ZDF. Deshalb hatte er bei seinem Jubel auch ein T-shirt mit dem Konterfei des Weltmeisters von 1974 präsentiert. Dass er ihn nicht noch überflügeln werde, wollte Lewandowski aber nicht versprechen.
„Was Gerd Müller geschafft hat, war unglaublich“, betonte der Topstürmer des deutschen Meisters. „Das ist eine große Ehre. Für mich, aber auch für die moderne Geschichte der Bundesliga“, ergänzte Lewandowski. 40 Treffer in einer Spielzeit. Erstmals seit Müller 1971/72 ist das wieder einem Stürmer in der höchsten deutschen Spielklasse gelungen. Und Lewandowski setzt womöglich sogar noch einen drauf. Trifft er am 34. Spieltag beim FC Augsburg, würde ihm der Torrekord der Liga ganz alleine gehören.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich es schaffen könnte, mit ihm einen Rekord zu haben“, sagte Lewandowski über Müller, nachdem er in der 26. Minute per Foulelfmeter
getroffen hatte. Den Rekord hat er nun aber. Und hätte der polnische Nationalstürmer eine seiner weiteren Großchancen genutzt, hätte er ihn sogar schon ganz für sich allein.
49 Jahre lang galt die Bestmarke von Bomber Müller als unerreichbar. Und als Lewandowski wegen einer Knieverletzung Ende März für mehrere Wochen aussetzen musste, schien sie auch über diese Saison hinaus standzuhalten. Doch der Weltfußballer meldete sich mit vier Toren in den ersten zwei Partien nach seiner Zwangspause zurück – und knackte in Freiburg nun die magische 40er-marke. „Ein bisschen surreal“sei das, sagte Teamkollege Thomas Müller dem ZDF. Und mit seinem Jubel habe Lewandowski
„genau das richtige Zeichen“gesetzt. „Ohne Gerd Müller und seine Tore wäre der FC Bayern nicht in dieser Region, in der er sich aktuell befindet“, betonte der 31-Jährige. „Das zu respektieren und nochmal darauf hinzuweisen, zeigt wahre Größe.“
Jahrelang galt Lewandowski, der 2010 von Lech Posen zu Borussia Dortmund und 2014 weiter nach München wechselte, als kühler Karrierist und suggerierte, dass auch der FC Bayern für ihn noch nicht das Ende der Fahnenstange sein muss. Nach und nach wandelte sich der Nationalspieler aber. Inzwischen gilt er mehr als Teamplayer denn als Egoist. Trotz aller Verbissenheit hat er in entscheidenden Momenten nun auch die nötige Lockerheit entwickelt – wie bei seinem Elfmeter für die Ewigkeit in Freiburg. „Das war eine sehr schwierige Situation“, sagte Lewandowski. „In diesem Moment muss man ruhig bleiben, das ist nicht so einfach.“Doch es ist ihm gelungen.
„Rundum zufrieden“war Freiburgs Trainer Trainer Christian Streich nach dem womöglich letzten Heimspiel seines SC im altehrwürdigen Schwarzwald-stadion. Die Breisgauer wollen, wie berichtet, zum Start der kommenden Saison in ihre neue Arena im Norden der Stadt umzusiedeln. Noch ist sie zwar nicht ganz fertig und der genaue Einzugstermin unklar. Abschied von ihrer bisherigen Spielstätte, ihrer Heimat seit 1955, nahmen die Freiburger am Samstag trotzdem schon. Nach der Partie winkten die Profis sogar auf die menschenleere Gegentribüne.