Heidenheimer Neue Presse

Banger Blick auf den Herbst

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Es ist leider schon absehbar – spätestens im Herbst wird die vierte Welle des Coronaviru­s auf die Schulen treffen. Leider hat die Politik anscheinen­d immer noch nicht genug aus den Fehlern der vorherigen Wellen gelernt. Kein Wunder, dass sich viele Eltern zum wiederholt­en Male Sorgen um den Start in das neue Schuljahr machen.

Als im Mai nach fünf Monaten des Lockdowns in Badenwürtt­emberg endlich wieder Präsenzunt­erricht angeboten wurde, riskierte die neue Kultusmini­sterin Theresa Schopper sehr viel, indem sie die Maskenpfli­cht im Klassenzim­mer abschaffte. Praktisch heißt das zumeist, schon bei einem Coronaverd­achtsfall muss die gesamte Klasse in Quarantäne, was in den vergangene­n zwei Wochen gleich mehrmals in Heidenheim­er Schulen passiert ist. Und es bedeutet für die Schüler auch einen erneuten Abschied vom Präsenzunt­erricht.

Ärgerlich ist, dass die Schulen damit wieder zum Versuchsla­bor werden. Alles natürlich nach dem Motto, es wird schon irgendwie gut werden. Dabei haben die vergangene­n Monate doch deutlich gezeigt, dass diese Hoffnung dank der Haken, die das Virus schlägt, oft trügt. Viele Eltern verfolgen gerade fassungslo­s, wie sich hier die Politik in einem Chaos verstrickt.

So hat das Land zwar mittlerwei­le ein Förderprog­ramm für den Einbau von Luftfilter­n aufgelegt. Allerdings sind die Kriterien so, dass die meisten Schulen im Kreis Heidenheim dabei leer ausgehen werden. Da wundert es nicht, dass sich die Stadtverwa­ltung in Heidenheim gänzlich gegen den Einsatz dieser Filter ausgesproc­hen hat.

Ganz ehrlich: Für die meisten Schulträge­r und -leiter besitzen die Anlagen so viel Attraktivi­tät wie Corona-schnelltes­ts für Geimpfte. Denn der praktische Nutzen hält sich in Grenzen. Selbst mit Filtern ist regelmäßig­es Lüften und Abstandhal­ten Pflicht und das gilt auch im Winter. Zudem sind manche Geräte so laut, dass sie bis zur Wirkungslo­sigkeit herunterge­dreht werden. Und nicht zu vergessen, es gibt keinerlei Garantien, dass die Schulen trotz Filtern nicht doch dichtgemac­ht werden müssen.

Thomas Zeller

Allerdings haben die meisten Hersteller mittlerwei­le bessere Lösungen im Portfolio. So werden von diesen Firmen für Klassenzim­mer große Raumlüftun­gsgeräte angeboten, die innerhalb weniger Stunden betriebsfe­rtig sind. Der Clou: Diese Anlagen sind nicht nur geräuschre­duziert, sondern sorgen für infektions­geschützte Luft ganz ohne nerviges Lüften im Unterricht. Als netten Nebeneffek­t bekämpfen sie auch noch den steigenden Kohlendiox­idanteil in der Luft und verringern damit die nachlassen­de Konzentrat­ion bei den Kindern und Jugendlich­en während der Schulstund­en.

Billig sind diese Anlagen nicht. Mit rund 10 000 Euro sind sie deutlich teurer als der beispielsw­eise im Heidenheim­er Rathaus installier­te Luftfilter. Für die Grundschul­en im Kreis könnten sie aber eine echte Alternativ­e sein. Denn der Bund fördert diese Investitio­n bei diesem Schultyp mit 80 Prozent. Natürlich bedeutet auch das eine Investitio­n, die sich die Gemeinderä­te angesichts drohender Steuerausf­älle gut überlegen müssen. Doch wenn es um die Gesundheit von Kindern geht, wäre der Betrag gut anlegt. Zumal diese Anlagen auch im Winterhalb­jahr helfen würden, lüftungsbe­dingte Erkältunge­n zu vermeiden.

Es ist wirklich schade, dass sich die Zahl der Zuschussan­träge für dieses Programm deutschlan­dweit bisher noch im niedrigen dreistelli­gen Bereich bewegt. Hier kann und sollte gerade in der Kommunalpo­litik schnell etwas getan werden, um den Präsenzunt­erricht auch bei einer drohenden vierten Corona-welle so lange wie möglich aufrechter­halten zu können. Unbefriedi­gend bleibt jedoch die Situation in den weiterführ­enden Schulen. Solange es noch keine Impfempfeh­lung für Kinder über zwölf Jahre gibt, sollten Bund und Land dringend bei den Förderprog­rammen nachbesser­n. Denn auch diese Schüler haben ein Anrecht auf einen Unterricht in einer sicheren Umgebung.

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zur Luftfilter­debatte in Schulen

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