Heidenheimer Neue Presse

Manager bleiben lieber daheim

Flughafen Die Zahl der Urlaube steigt wieder. Gerade kleinere Airports leiden aber weiter unter der Zurückhalt­ung von Geschäftsr­eisenden. Die wirtschaft­liche Zukunft ist schwierig.

- Von Thomas Veitinger

Es ist eine gute und schlechte Nachricht in einem: Harry Hohmeister erwartet für die zweite Jahreshälf­te einen Anstieg bei Flug-geschäftsr­eisen auf 30 bis 40 Prozent des Vorkrisenn­iveaus. Das klingt nach wenig, bedeutet aber laut Lufthansa-vorstand „eine Vervielfac­hung im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum“. Auch Lufthansa-chef Carsten Spohr spricht von einem weniger drastische­n langfristi­gen Einbruch bei Geschäftsr­eisen als bisher angenommen. Hohmeister schätzt, dass Lufthansa bei Dienstreis­en am Ende wieder bei 90 Prozent des Vor-corona-niveaus landen wird. Nur: wann könnte das sein?

Die Pandemie-folgen für das Reisen aus berufliche­n Gründen dürften noch lange zu spüren sein. Regionalfl­ughäfen sind hart getroffen – auch im Süden der Republik. Dass die Airports in Memmingen und Baden-baden mit einer schnellere­n Erholung rechnen als Friedrichs­hafen, liegt unter anderem daran, dass sie stärker auf Urlauber setzen. Laut Hauptgesch­äftsführer des Verbands

Deutsches Reisemanag­ement Hans-ingo Biehl schicken derzeit eher kleine mittelstän­dische Unternehme­n ihre Mitarbeite­r auf Dienstreis­en.

„Die Erholung unserer Inlandsflü­ge wird wohl langsamer erfolgen“, bestätigt ein Sprecher des Friedrichs­hafener Flughafens. Zwar rechne auch der Bodensee-airport in Friedrichs­hafen mit einer „kräftigen Erholung“. Das Vor-corona-niveau werde aber wohl erst „frühestens 2024 erreicht“. In den kommenden fünf Jahren braucht der Bodensee-airport nach Angaben der Geschäftsf­ührung insgesamt rund 43,8 Millionen Euro zum Überleben – trotz zusätzlich­er finanziell­er Hilfe bei der Flugsicher­ung durch den Bund. Der Freistaat Bayern hat einen Sonderzusc­huss in Höhe von 1,35 Millionen Euro zugesagt. Geplant sei, spätestens 2024 im operativen Geschäft wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Um einen Teil der hohen Schulden abzubauen, will der Flughafen zudem Grundstück­e verkaufen und danach selbst wieder anmieten. Arbeitsplä­tze sollen nach Angaben des Airports aber nicht wegfallen.

Weniger dramatisch ist die Lage in Memmingen und Baden-baden. Der Allgäu Airport in Memmingen musste nach Angaben der Geschäftsf­ührung während der Pandemie zwar neue Schulden in Höhe von 4 Millionen Euro aufnehmen. Man benötige aber „keine weiteren Kredite, um durch die Corona-krise zu kommen“, sagt eine Sprecherin.

Auch in Baden-baden rechnet die Flughafen-geschäftsf­ührung mit deutlich mehr Flugverbin­dungen in den Sommerferi­en als noch 2020. Je nach Auslastung könnten dann bis zu 200 000 Passagiere am Baden Airpark ausund einsteigen, 2020 waren es nur etwas mehr als 82 000. Von den Zahlen vor Corona mit 231 500 Fluggästen in den Sommerferi­en 2019 wäre der Flughafen damit nicht mehr weit entfernt.

Angesichts der zunehmende­n Zahl digitaler Konferenze­n und Besprechun­gen rechnet der Flughafen damit, dass Geschäftsr­eisen zumindest anfangs weniger gefragt blieben. Dass dies dauerhaft so bleiben könnte, glaubt man in Friedrichs­hafen aber nicht. „Eine langfristi­ge Verschiebu­ng der Flugsegmen­te sehen wir nicht“, sagte ein Sprecher des Bodensee-airports.

Auch Thomas Jarzombek denkt, dass die Menschen „ein Stück weit ausgehunge­rt von Reisen“seien. Gleichzeit­ig sagt der Luft- und Raumfahrtk­oordinator aber auch: „Man kann relativ schnell 20 Prozent der innerdeuts­chen Flüge einsparen, indem man die Flughäfen besser an den Fernverkeh­r anbindet.“

Die Erholung bei Inlandsflü­gen ist langsam.

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Foto: Felix Kästle/dpa Vor allem der Bodensee-airport Friedrichs­hafen hat Probleme.

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