Manager bleiben lieber daheim
Flughafen Die Zahl der Urlaube steigt wieder. Gerade kleinere Airports leiden aber weiter unter der Zurückhaltung von Geschäftsreisenden. Die wirtschaftliche Zukunft ist schwierig.
Es ist eine gute und schlechte Nachricht in einem: Harry Hohmeister erwartet für die zweite Jahreshälfte einen Anstieg bei Flug-geschäftsreisen auf 30 bis 40 Prozent des Vorkrisenniveaus. Das klingt nach wenig, bedeutet aber laut Lufthansa-vorstand „eine Vervielfachung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum“. Auch Lufthansa-chef Carsten Spohr spricht von einem weniger drastischen langfristigen Einbruch bei Geschäftsreisen als bisher angenommen. Hohmeister schätzt, dass Lufthansa bei Dienstreisen am Ende wieder bei 90 Prozent des Vor-corona-niveaus landen wird. Nur: wann könnte das sein?
Die Pandemie-folgen für das Reisen aus beruflichen Gründen dürften noch lange zu spüren sein. Regionalflughäfen sind hart getroffen – auch im Süden der Republik. Dass die Airports in Memmingen und Baden-baden mit einer schnelleren Erholung rechnen als Friedrichshafen, liegt unter anderem daran, dass sie stärker auf Urlauber setzen. Laut Hauptgeschäftsführer des Verbands
Deutsches Reisemanagement Hans-ingo Biehl schicken derzeit eher kleine mittelständische Unternehmen ihre Mitarbeiter auf Dienstreisen.
„Die Erholung unserer Inlandsflüge wird wohl langsamer erfolgen“, bestätigt ein Sprecher des Friedrichshafener Flughafens. Zwar rechne auch der Bodensee-airport in Friedrichshafen mit einer „kräftigen Erholung“. Das Vor-corona-niveau werde aber wohl erst „frühestens 2024 erreicht“. In den kommenden fünf Jahren braucht der Bodensee-airport nach Angaben der Geschäftsführung insgesamt rund 43,8 Millionen Euro zum Überleben – trotz zusätzlicher finanzieller Hilfe bei der Flugsicherung durch den Bund. Der Freistaat Bayern hat einen Sonderzuschuss in Höhe von 1,35 Millionen Euro zugesagt. Geplant sei, spätestens 2024 im operativen Geschäft wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Um einen Teil der hohen Schulden abzubauen, will der Flughafen zudem Grundstücke verkaufen und danach selbst wieder anmieten. Arbeitsplätze sollen nach Angaben des Airports aber nicht wegfallen.
Weniger dramatisch ist die Lage in Memmingen und Baden-baden. Der Allgäu Airport in Memmingen musste nach Angaben der Geschäftsführung während der Pandemie zwar neue Schulden in Höhe von 4 Millionen Euro aufnehmen. Man benötige aber „keine weiteren Kredite, um durch die Corona-krise zu kommen“, sagt eine Sprecherin.
Auch in Baden-baden rechnet die Flughafen-geschäftsführung mit deutlich mehr Flugverbindungen in den Sommerferien als noch 2020. Je nach Auslastung könnten dann bis zu 200 000 Passagiere am Baden Airpark ausund einsteigen, 2020 waren es nur etwas mehr als 82 000. Von den Zahlen vor Corona mit 231 500 Fluggästen in den Sommerferien 2019 wäre der Flughafen damit nicht mehr weit entfernt.
Angesichts der zunehmenden Zahl digitaler Konferenzen und Besprechungen rechnet der Flughafen damit, dass Geschäftsreisen zumindest anfangs weniger gefragt blieben. Dass dies dauerhaft so bleiben könnte, glaubt man in Friedrichshafen aber nicht. „Eine langfristige Verschiebung der Flugsegmente sehen wir nicht“, sagte ein Sprecher des Bodensee-airports.
Auch Thomas Jarzombek denkt, dass die Menschen „ein Stück weit ausgehungert von Reisen“seien. Gleichzeitig sagt der Luft- und Raumfahrtkoordinator aber auch: „Man kann relativ schnell 20 Prozent der innerdeutschen Flüge einsparen, indem man die Flughäfen besser an den Fernverkehr anbindet.“
Die Erholung bei Inlandsflügen ist langsam.