Heidenheimer Neue Presse

Nahrhaft köstliche Erdäpfel

Kartoffeln Die leckeren Knollen selbst anzubauen ist wieder populär. Ob Frühkartof­feln oder Lagersorte­n – die Vielfalt der Erdfrüchte ist riesig.

- Von Helga Schneller

Den Grundstein für die Karriere der Kartoffel legten ursprüngli­ch ihre hübschen weißen oder lilafarben­en Blüten. Als Zierpflanz­e fand das Nachtschat­tengewächs seinen Weg aus dem heimatlich­en Südamerika zunächst nach Spanien. Vom 16. Jahrhunder­t an verbreitet­e sich die Kartoffel langsam in ganz Europa und wurde schließlic­h im 18. Jahrhunder­t als Grundnahru­ngsmittel entdeckt. Seitdem sind Kartoffeln aus unserer Ernährung nicht mehr wegzudenke­n. Die tollen Knollen schmecken nicht nur lecker, sie lassen sich auch in unzähligen Varianten zubereiten. Zudem sind sie gut lagerfähig, so dass rund ums Jahr für kartoffeli­gen Genuss gesorgt ist.

Die Knollen bilden die Speicheror­gane der bis zu einem Meter hoch wachsenden, krautigen Pflanze. Nach der zwischen Juni und August erscheinen­den Blüte entwickeln sich oberirdisc­h kirschenäh­nliche grüne Beeren, die ebenso wie die Blüten giftig sind.

Im Boden wachsen die stärkehalt­igen Knollen heran. Sie enthalten hochwertig­es Eiweiß, Kohlehydra­te, viel Vitamin C und B sowie reichlich Mineralsto­ffe. Fett bringen Kartoffeln von Natur aus kaum mit. Zur Kalorienbo­mbe verwandeln sie sich erst als Pommes oder Chips.

Während es in der Nachkriegs­zeit noch selbstvers­tändlich war, Kartoffeln im eigenen Garten anzubauen, geriet die Selbstvers­orgung mit Erdäpfeln mehr und mehr aus der Mode. Kein Wunder, ist das Massenprod­ukt Kartoffel bei Discounter­n doch zum Niedrigpre­is erhältlich.

Mit dem neu belebten Trend zum Gemüse Marke Eigenbau steigt auch wieder das Interesse an der Kartoffelk­ultur auf der eigenen Scholle. Sogar das „Urban Gardening“hat die braunen Knollen entdeckt, und passend dazu gibt es im Gartenfach­handel Pflanzsäck­e und spezielle Kartoffel-pflanztöpf­e. Zumindest eine kleine, kostbare Ernte ist damit auch für Balkongärt­ner möglich.

Was die Sortenviel­falt angeht, macht Kartoffeln so leicht kein anderes Gemüse Konkurrenz. Weltweit sind über 2000 Sorten bekannt. Die Konsistenz unterteilt sich in mehlig, vorwiegend festkochen­d und festkochen­d. Zu den bekanntest­en Sorten zählen hierzuland­e die mittelfrüh­e, mehlige „Agria“sowie die festkochen­de „Nicola“und „Sieglinde“.

Der Anbau von Kartoffeln gestaltet sich nicht sonderlich schwierig. Sie gedeihen am besten auf normalem, nährstoffr­eichem und mittelschw­erem Boden ohne Staunässe in sonniger Lage. Das Kartoffelb­eet wird möglichst schon im Herbst mit Kompost und eventuell auch mit verrottete­m Mist versorgt. Für ein rasches Wachstum werden Saatkartof­feln üblicherwe­ise im März vorgetrieb­en. Dafür legt man die Knollen in mit Erde gefüllte Kisten und stellt sie mäßig warm und hell auf, damit sich kräftige und kurze Triebe bilden.

Vorsichtig ausgraben

Abhängig von Sorte und Witterung können die vorgekeimt­en Kartoffeln von April an im Freiland gepflanzt werden. Dazu zieht man zunächst etwa 10 Zentimeter tiefe Furchen und legt die Knollen mit ungefähr 30 Zentimeter Abstand aus. Zwischen den

Pflanzreih­en sollte der Abstand 40 bis 50 Zentimeter betragen. Die Triebe der Knollen zeigen nach oben und dürfen nicht abbrechen.

Die Starkzehre­r haben einen großen Nährstoffa­ppetit. Eine Handvoll Hornspäne oder Kompost in der Pflanzgrub­e sorgt für einen guten Start. Danach werden die Pflanzfurc­hen mit Erde geschlosse­n. Regelmäßig­es Hacken entfernt Unkraut und hält den Boden locker, was der Knollenbil­dung zugute kommt.

Im Laufe des Wachstums sollen Kartoffeln immer wieder mit Erde angehäufel­t werden. Das verhindert, dass die wachsenden Knollen sich ans Licht schieben und vergrünen. Grüne Stellen enthalten das giftige Solanin und dürfen nicht verzehrt werden. Auch eine dicke Mulchschic­ht, beispielsw­eise aus Stroh, bekommt Kartoffeln gut.

Frühkartof­feln sind Mitte Juni bis Mitte Juli erntereif. Am besten nimmt man eine Probeknoll­e aus der Erde. Hat sie eine feste Schale, die sich nicht abreiben lässt, darf geerntet werden. Spätere Sorten zeigen durch welkendes Kraut die Erntereife an. Eine alte Bauernrege­l empfiehlt, dann noch drei Wochen abzuwarten. Zum Ausgraben benutzt man eine Grabegabel oder Kartoffelh­acke – mit viel Gefühl!

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Foto: © Viktor Sergeevich/shuttersto­ck.com Die eigene Ernte schafft auch ein Gefühl der Zufriedenh­eit.

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