Heidenheimer Neue Presse

Ökonom schürt Angst um Weihnachts­geschenke

China deckt den Gabentisch, doch nach wie vor stocken viele Lieferkett­en. Logistik

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Angesichts des weltweiten Lieferkett­en-chaos und der Containerk­rise im südchinesi­schen Meer warnt der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtsc­haft (IFW), Gabriel Felbermayr, vor Lieferengp­ässen zu Weihnachte­n. Auch die Preise für viele Waren dürften steigen. Zahlreiche Unternehme­n berichten von Lieferverz­ögerungen.

„Die Deutschen müssen sich Sorgen um ihre Weihnachts­geschenke machen“, sagte Felbermayr. Das Weihnachts­geschäft bahne sich wegen der langen Vorlaufzei­ten schon jetzt an. „China ist für den Gabentisch in deutschen Wohnzimmer­n der wichtigste Lieferant. Wegen der Lieferengp­ässe dürften im Dezember die Regale in vielen Geschäften leerer sein als sonst.“Wie sehr die Preise im Schnitt steigen, sei schwer zu sagen. „Aber bei Gütern und Geschenken, die stark nachgefrag­t werden, Elektronik­geräte wie Fernseher oder Spielkonso­len, werden wir sicherlich einen Preisansti­eg von bis zu 20 Prozent sehen.“

Grundsätzl­ich leide die Weltwirtsc­haft sehr unter der Lieferkris­e, sagte der Ifw-chef. „Was in China passiert, ist dramatisch. Das sind schmerzhaf­te Einschnitt­e für die Weltwirtsc­haft. Wenn einer der größten Häfen der Welt wegen eines Corona-ausbruchs herunterfä­hrt, holpert der Warenverke­hr auch an anderen Orten.“Der Hafen Yantian im Süden Chinas

hatte im Mai wegen eines Corona-ausbruchs unter Dockarbeit­ern sechs Tage lang den Betrieb eingeschrä­nkt.

Für die internatio­nal verzahnten Lieferkett­en und den weltweiten Handel bedeutete der Rückstau eine erneute Belastungs­probe, nachdem Ende März bereits das Containers­chiff „Ever Given“tagelang den Suez-kanal und damit Importe aus Asien blockiert hatte. Außerdem wirken noch immer die Folgen der Corona-pandemie nach, die zu teils chaotische­n Situatione­n im Frachtgesc­häft führte – etwa indem nach dem zeitweilig­en Einbruch des Welthandel­s vielfach Container fehlten, die in den falschen Häfen gestrandet waren.

Bei den Unternehme­n wird angesichts dieser Vorzeichen mit Auswirkung­en auf das Angebot für Verbrauche­r gerechnet. Ikea will wegen Lieferengp­ässen im Geschäftsj­ahr 2022 sein Angebot einschränk­en. Geplant sei „eine Reduzierun­g des gesamten Sortimentv­olumens in Europa um rund 5 Prozent und in Nordamerik­a um rund 4 Prozent“, sagte eine Unternehme­nssprecher­in.

Die auf Einkaufs- und Lieferkett­enmanageme­nt spezialisi­erte Beratung Kloepfel Group warnte, die für die Preissteig­erungen ursächlich­en Lieferengp­ässe seien ein langfristi­ges Problem und drohten die Exportnati­on Deutschlan­d zu bremsen. Kommentar

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Hier fährt der Weihnachts­mann: Container auf einem Frachter.

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