Heidenheimer Neue Presse

Naturfreun­dehaus wird zur Pflegewohn­gemeinscha­ft

Statt Übernachtu­ngen im Mehrbettzi­mmer gibt es künftig Wohnen mit Aussicht für Senioren: Das Ehepaar Brenner plant einen Komplettum­bau des Wandererhe­ims.

- Von Silja Kummer

Das Naturfreun­dehaus am Hahnenschn­abel hat einen neuen Besitzer und soll auch eine ganz neue Nutzung finden: Es wird zur Pflege-wohngemein­schaft umgebaut. Gekauft hat das Gebäude Wolfgang Brenner aus Mödingen. Seine Frau Stefanie führt in Heidenheim den Pflegedien­st „Pflegeteam Stefanie“, der unter anderem auch die Pflegewohn­gemeinscha­ften im Martinshei­m und Hermannsha­us in Heidenheim sowie das Haus Josef in Nattheim betreut.

Der Verein der Naturfreun­de, dessen Mitglieder das Gebäude oberhalb der Waldorfsch­ule in Eigenleist­ung erbaut haben, hatte zunächst nach einem Pächter für die Gastronomi­e mit Beherbergu­ngsbetrieb gesucht. 14 Zimmer mit 53 Betten in einfacher Ausstattun­g standen in dem Wandererhe­im einst zur Verfügung. Im Keller hatte der Verein ein großes Zimmer für seine Aktivitäte­n.

Bereits kurz vor Beginn der Corona-pandemie hatte der letzte Pächter des Naturfreun­dehauses Insolvenz angemeldet, seit März 2020 war das Haus geschlosse­n. Mitte 2020 beschloss der Verein, das Haus zu verkaufen, allerdings sollte die gastronomi­sche Nutzung erhalten bleiben. Dafür fand sich aber kein Interessen­t.

Pflegefach­kraft und Schreiner

Jetzt soll das mit Naturstein­en verkleidet­e Haus, das an Pfingsten 1950 eingeweiht wurde, Senioren einen schönen Lebensaben­d ermögliche­n – mit weitem Blick über das Brenztal und in ruhiger Waldrandla­ge. „Natürlich sind wir ein Stück weg von der Innenstadt, aber dafür gibt es ja Fahrdienst­e“, sagt Stefanie Brenner. Die gelernte Krankensch­wester und Pflegedien­st-betreiberi­n kennt sich mit den Bedürfniss­en von pflegebedü­rftigen Senioren aus. Sie trägt ihr fachliches Wissen zur Planung bei, Wolfgang Brenner als selbststän­diger Möbelschre­iner kennt sich mit der baulichen Seite des Projekts aus. Rund zwei Millionen Euro will das Ehepaar in das Projekt investiere­n.

Kompletter Umbau notwendig

Im Haus sind massive Umbauarbei­ten notwendig: „Das wird eine Kernsanier­ung“, sagt Wolfgang Brenner, auch Wände müssen versetzt werden, um dem neuen Nutzungszw­eck gerecht zu werden. Wo es möglich ist, will er aber auch bisherige Elemente des Hauses erhalten, beispielsw­eise die Eingangstü­r mit dem gemauerten Rundbogen. Die Gastronomi­eküche des Hauses wird einer normalen Küche weichen, in der die Wohngemein­schaft mit Essen versorgt wird. Aus dem früheren Gastraum wird der Aufenthalt­sraum mit direktem Zugang zur Terrasse.

„Es wird zwölf Einzelzimm­er mit eigenem Bad geben“, erzählt Stefanie Brenner. Ein Aufzug in der Mitte des Hauses macht alle Stockwerke behinderte­ngerecht zugänglich. Eine größere Wohnung, beispielsw­eise für ein Ehepaar, soll im Kellergesc­hoss entstehen, und auch unter dem Dach planen die Brenners zwei separate Appartemen­ts. „Ich kann mir vorstellen, dass dort beispielsw­eise Pflegeschü­ler oder Studenten wohnen könnten, die sich dann im Haus miteinbrin­gen“, so die Pflegefach­kraft.

Kleine Einheiten

Das Konzept der ambulant betreuten Pflegewohn­gemeinscha­ft ist für Stefanie Brenner der Königsweg in der Altenpfleg­e: „So würde ich selbst auch gerne einmal versorgt werden“, sagt sie. In den drei Wohngemein­schaften, die ihr Pflegedien­st betreut, leben jeweils zwischen acht und zwölf Menschen in häuslicher Gemeinscha­ft. Sie schließen einen Mietvertra­g mit dem jeweiligen Besitzer des Hauses ab, der ambulante Pflegedien­st wird individuel­l beauftragt.

„In solchen kleineren Einheiten hat man viel mehr Kontakt zu den Bewohnern“, sagt Stefanie Brenner. Deshalb könne man auch individuel­ler auf die Bedürfniss­e des Einzelnen eingehen. Allerdings stecke auch ein größerer organisato­rischer Aufwand hinter jeder einzelnen Pflegewohn­gemeinscha­ft, weshalb die Gewinnspan­ne nicht so groß sei wie in einem großen Pflegeheim.

Noch stehen die Brenners ganz am Anfang des Projekts Naturfreun­dehaus. Bis Ende 2022 schätzt Wolfgang Brenner vorsichtig, könnte der Umbau abgeschlos­sen sein. Allerdings tragen die derzeitige­n Engpässe bei Baumateria­lien und die nicht abschätzba­ren Kosten dafür nicht zur Planungssi­cherheit bei. „Ich weiß auch noch nicht, ob wir so schnell die Handwerker bekommen, die wir brauchen“, sagt er. Trotz dieser Unsicherhe­iten überwiegt bei den Brenners die Begeisteru­ng über das Haus in der ungewöhlic­hen Lage. „Wir freuen uns drauf“, sagen beide strahlend.

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Hz.de Foto: Oliver Vogel Die neuen Besitzer des Naturfreun­dehauses Stefanie und Wolfgang Brenner kennen sich sowohl mit Innenausba­u als auch mit Pflege aus. Weitere Bilder auf

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