Ein Ratgeber für Landsleute im Ausland
Luciana Tamborlin hat ein Buch zum Glücklichsein für Frauen, die weit weg von Brasilien leben, geschrieben.
Andere Kulturen und Menschen kennenlernen, dazu noch eine neue Sprache lernen: Neue Erfahrungen im Ausland sammeln klingt verlockend. Auch Luciana Tamborlin war einem Aufenthalt fern von Brasilien nie abgeneigt: „Ich mochte es nie, in meiner Komfortzone zu bleiben. Ich wollte neue Erfahrungen machen, vor allem, weil ich lange Zeit beruflich mit Auswanderern zu tun hatte, die in einem anderen Land arbeiten“, sagt die heute 46-Jährige im Rückblick.
Die Gelegenheit zum Ortswechsel kam dann aber schneller als gedacht: Ihr Mann Denis, wie sie aus Sao Paulo stammend, bekam vor etwa zwölf Jahren das Angebot, von der BSH in Brasilien an die Brenz zu wechseln.
Seit drei Jahren im Traumhaus
„Wir lebten damals seit drei Jahren in unserem Traumhaus. Ich machte nach dem Studium kontinuierlich Karriere in global tätigen Unternehmen. Unsere Tochter war damals zwei Jahre alt“, so Luciana Tamborlin zur Lebenssituation, als die Offerte für ein Leben auf der Schwäbischen Alb kam.
Bis die Entscheidung stand, gingen sechs Monate ins Land: Auf der einen Seite stand eine berufliche Karriere und ein relativ stabiles und sicheres Leben in einer gewohnten Umgebung. Auf der anderen Seite eine neue Qualität des Familienlebens, neue Erfahrungen und ein völlig unbekannter Ort.
„Ich habe auf meine berufliche Karriere verzichtet und einen Teil meiner Familie und Freunde zurückgelassen. Ich begann eine neue Reise, die anders war als alles, wovon ich geträumt habe oder was ich geplant hatte. Wir haben bei null angefangen in einem neuen Land, mit einer neuen und nicht einfach zu lernenden Sprache und einer Kultur, die sich von der brasilianischen doch deutlich unterscheidet“, so Tamborlin.
Nur für wenige Jahre geplant
Drei Jahre sollten es in Giengen werden. Geplant war, danach nach Hause zurückzukehren. Jetzt sind es fast zwölf und es dürften deutlich mehr werden. „Die Jahre vergingen, wir passten uns an, wurden willkommen geheißen, wir lernten wundervolle Menschen kennen“, so die zweifache Mutter, deren Tochter und Sohn inzwischen das Gymnasium in Giengen besuchen.
Es habe auch Schwierigkeiten gegeben und es sei zum Teil schmerzhaft gewesen, weit weg von der Heimat ohne Familie und Freunde die Schritte zu gehen.
„In einem anderen Land zu leben bedeutet, sich als Person neu zu erfinden. Es braucht ein sehr klares Ziel“, sagt Tamborlin, die anfügt: „Zuhause ist, wo du bist. Und das ist jetzt hier in Giengen.“
Glücklichsein in einem fremden Land: Was den Tamborlins durch ihre offene Art gelang, schaffen offenbar längst nicht alle brasilianischen Familien, die Südamerika verlassen haben, um woanders zu arbeiten.
Die Fröhlichkeit und die Freude am Feiern lassen viele Brasilianer nach Aussage von Luciana Tamborlin ebenso in der Heimat wie Eltern, Geschwister und andere Verwandte. „Die Familie steht in Brasilien über allem. Das Heimweh ist für viele das schlimmste Leid. Dazu kommt ein anderes Klima, andere Sprachen. Viele verkriechen sich da, bleiben unter sich, öffnen sich nicht. Das führt mitunter auch zu Depressionen“, beschreibt die 46-Jährige das Schicksal von Landsleuten im Ausland.
Anderen Frauen helfen
Tamborlins Überlegung: Wenn sie es geschafft hat und glücklich ist, sollten das andere in der gleichen Situation auch hinbekommen. „Ich suchte einen Weg, den anderen Frauen zu helfen“, so die Wahl-giengenerin. Eben dieser Weg geht in zwei Richtungen.
Klassisch im Schreiben eines Buchs und, den sozialen Medien Rechnung tragend, einem täglichen, mutmachenden, Beitrag auf Instagram.
Vivendo longe feliz - so der Titel des Buches, was, frei übersetzt so viel bedeutet wie Weit weg von Zuhause glücklich leben. Es ist während der vergangenen, von der Pandemie geprägten Monate entstanden. „Mein Buch ist eine Schritt-für-schritt-anleitung für den Start in ein neues Leben, von der Entscheidung zum Umzug bis hin zu alltäglichen persönlichen Problemen, Kulturschock, Beziehung, Familie, Sprache, Karriere und Kindern.
Es richtet sich sowohl an jene, die vor dem Umzug stehen, als auch an solche, die schon im Ausland leben. Ich zeige anhand von Beispielen aus meinem Leben einfach und unterhaltsam auf, wie sich das Leben im Ausland leichter gestalten lässt“, sagt die Autorin.
Weltweiter Vetrieb und Verkauf
Das in Portugiesisch verfasste Buch wird über Amazon vetrieben und der Verkauf laufe weltweit gut. „Es gab auch schon Bestellungen aus Japan und China“, so Tamborlin. Gefragt sei es überall dort, wo Brasilianer im Ausland leben. Die Bewertungen sind, wie sich nachlesen lässt, sehr gut. „Einfach exzellent“kommentiert eine Leserin.
Sehr viele positive Rückmeldungen gebe es auch auf die täglichen Beiträge auf Instagram. „Ich habe im Februar begonnen, jeden Tag den Frauen durch Videos und praktische Beispiele zu helfen, glücklicher zu werden“, so Tamborlin, die mittlerweile schon mehr als 4000 brasilianische Follower auf dem ganzen Erdball hat.
„Ich stehe am Anfang, aber ich will einen Beitrag leisten für Menschen, die Hilfe brauchen“, sagt die Brasilianerin.
Das Heimweh nach Brasilien ist für viele schlimm. Luciana Tamborlin
Autorin