Ein Haus für vier Frauen
Die Mühlrad-lebensgemeinschaft hat ein Haus erworben , in das Frauen mit besonderen Lebensumständen auf Dauer einziehen.
Für Reiner Häußler, den Vorsitzenden des Trägervereins der in Eselsburg ansässigen christlichen Lebensgemeinschaft Mühlrad war es ein „Geschenk des Himmels“. Im Oktober vergangenen Jahres konnte der Verein an der oberen Hanglage des Orts ein Haus kaufen. Dieses soll nun wiederum ein Geschenk des Himmmels für vier Frauen werden, die in einer besonderen oder schwierigen Lebensphase stehen und Unterstützungsbedarf haben. Sie sollen sich in das „Lebenshaus“zu günstigen Konditionen dauerhaft einmieten können.
Seit sich die Lebensgemeinschaft Mühlrad vor 30 Jahren in der früheren Mühle an der Brenz etabliert hat, sah man es als eine Aufgabe an, Menschen, denen der rote Faden ihres Lebens etwas entglitten war, zu beraten, zu unterstützen und ihnen bei Bedarf auch eine „Heimat auf Zeit“zu geben. Das weiträumige Mühlgebäude hatte Platz für Gästezimmer. „Wir wollen die Menschen zum Leben und zum Glauben an Jesus Christus ermutigen“, sagt Häußler. Eine Therapie kann die Mühlrad-gemeinschaft nicht bieten, aber ein menschliches Miteinander, praktische Lebenshilfe, seelsorgerische Beratung und neue Lebens- und Glaubensperspektiven.
Vor circa fünf Jahren hat man im Verein bemerkt, dass sich die Anfragen verändert haben, dass vermehrt Menschen auf Dauer einen Platz bei der Lebensgemeinschaft suchen: Menschen mit Handicaps, die nicht mehr so leistungsfähig sind, die allein leben, einer Hilfe oder Begleitung bedürfen und die Nähe zur Mühlrad-gemeinschaft wünschen. „Diesen Menschen konnten wir bisher nichts bieten.“
Bis das Haus am Silberdistelweg zum Verkauf stand. Dankbar ist man im Trägerverein, dass die Eigentümer gleich von Anfang an dem Anliegen wohlwollend gegenübergestanden sind. Auch sie haben Gefallen an der Idee gefunden, aus ihrem Zuhause ein Lebenshaus zu machen. Häußler spricht von „wunderbaren Gesprächen“, die man geführt habe.
Dem Erwerb vorausgegangen waren lange Überlegungen, welche Menschen hier einziehen sollten. „Wir haben ein gutes Auswahlverfahren gefunden“, sagen Traudl Strauß und Jutta Lutz, die ebenfalls zur Mühlrad-gemeinschaft gehören. Suchtkranke Menschen werden nicht aufgenommen. „Das können wird nicht leisten“,sagt Häußler, der nochmals bekräftigt, dass der Verein keine therapeutische Leistung im Sinne einer entsprechenden Einrichtung erbringen könne.
Für die Beschränkung, nur Frauen im Lebenshaus aufzunehmen, nennt man im Verein zwei Gründe: Erstens sind es vor allem Frauen, die nachfragen, und zweitens überwiegen die Frauen auch im Kreis der Helferinnen, Berater und Unterstützer.
Keine Rolle spiele, so Häußler, ob die Frauen gläubig sind. Selbstverständlich bleibe die Gemeinschaft auch weiterhin für Männer offen. Für diese stehe nach wie vor das Mühlengebäude zur Verfügung.
1000 Quadratmeter Grund, ausreichend Zimmer auf zwei Etagen und ein großes Wohnzimmer mit Essbereich bietet das erworbene Haus. Es bietet sich bestens für eine Wohngemeinschaft an. „Und eine Wohngemeinschaft soll es ja auch sein“, so Häußler, „mit Anschluss an die Mühlradgemeinschaft.“Erste Anfragen für das Lebenshaus liegen bereits vor, aber es ist noch keine Entscheidung getroffen. In nächster Zeit aber sollen die ersten Bewohnerinnen einziehen.
Auch wenn es verquer klingt, das notwendige Aussetzen ihrer Angebote und Veranstaltungen während der Corona-pandemie haben es der Mühlrad-gemeinschaft erleichtert, das in den 60er-jahren gebaute Haus instand zu setzen. Die Renovierungsarbeiten wurden durch die angestellten Mitarbeiter des Vereins, von den Schreinern Stefan Gumprecht und Elmar Ludewig ausgeführt sowie von Jutta Lutz, die für den hauswirtschaftlichen Bereich zuständig ist. Zudem halfen weitere Mitglieder der Mühlradgemeinschaft.
Der Kernkreis der christlichen Mühlrad-gemeinschaft umfasst 17 Personen, der Trägerverein hat 30 Mitglieder. Unterstützt wird die Gemeinschaft von einem rund 500 Personen zählenden Freundeskreis. Viele davon leben im Kreis Heidenheim. Zur Finanzierung des Lebenshauses wurden auch von diesen Unterstützern Spenden und zinslose Darlehen gegeben.
Die Mühlrad-gemeinschaft hat auch die Schattenseiten der Pandemie kennengelernt. Gerade Menschen, die allein leben, hätten vertieft unter den fehlenden Kontaktmöglichkeiten gelitten. Insofern sieht Häußler das Lebenshaus auch als ein Zeichen der Hoffnung.
Wir wollen die Menschen zum Leben und zum Glauben an Jesus Christus ermutigen.
Reiner Häußler
Mühlrad-gemeinschaft