Sonderausstellung im Archäopark
Am morgigen Sonntag wird die neue Ausstellung zum Thema „Neandertaler im Lonetal“eröffnet.
Viel ist in der Ausstellung „Neandertaler im Lonetal“im Archäopark Vogelherd zu sehen, die am Sonntag eröffnet wird. Besonders stolz ist der Förderverein Eiszeitkunst aber auf ein Ausstellungsstück: eine eiszeitliche Tierfigur, die entweder einen Löwen oder einen Höhlenbären darstellt. Dieses etwa 40 000 Jahre alte Kunstwerk kehrt vom Museum Schloss Hohentübingen eigens für diese Ausstellung an seinen Herkunftsort Vogelherd zurück.
Und das fast in seiner ursprünglichen Form: Denn einst im Jahr 1930 fand Gustav Riek im Vogelherd das geschnitzte Elfenbeinstück, mit Beinen und Rumpf und Schultern eindeutig als Tierkörper auszumachen. Der Kopf fehlte. Dieser wurde erst bei den Ausgrabungen im Jahr 2006 aufgefunden.
Zunächst handelte es sich bei der Neuentdeckung nur um ein Elfenbeinstück, zierlich und leicht zu übersehen. Doch bei den weiteren Untersuchungen stellte sich heraus, das es ein Kopf ist. Und mehr noch: Es ist exakt jener Kopf, der dem von Gustav Riek entdeckten Fragment fehlt. Voilà: Nun ist er wieder komplett, der „Höhlenlöwenbär“.
Ob es sich nun eher um einen Löwen handelt oder um einen Bären, das lässt sich der Besucher am besten von Anika Janas, der Leiterin des Archäoparks erklären, denn für beide Deutungen gibt es gute Gründe. Und schließlich kann der Besucher selbst entscheiden, welches Tier er darin sehen möchte.
Ins Wanken kommen wird beim Gang durch die Sonderausstellung auf jeden Fall eines: das Bild vom Keulen schwingenden, primitiven Neandertaler. Denn dass dieses jahrhundertelang vorherrschende Klischee ganz und gar nicht haltbar ist, das zeigt sich eindeutig an den Exponaten – übrigens viele davon ebenfalls vom Vogelherd stammend.
Verletzte und Alte versorgt
Ein soziales Wesen war er, der Neandertaler, denn dessen Gruppe pflegte, versorgte und betreute Verletzte und Alte. Wesentlich mehr Muskelmasse als der moderne Mensch hatte er und auch das größere Gehirn. Kulturell wird er auch nicht uninteressiert gewesen sein, Malereien und Musikinstrumente belegen es.
Kleidung trug er und handwerklich war er mehr als geschickt: Faustkeile, das Allround-werkzeug der Steinzeit, wusste er nicht nur zu nutzen, sondern auch exakt zu fertigen. Womöglich konnte er sogar sprechen.
Und innovativ war der Neandertaler: Er hat so einiges in die Welt gebracht, das die Entwicklung der Menschheit vorangetrieben hat. Dazu gehören zum Beispiel Holzspatel und Adlerkrallen. Und Birkenpech. Auch das ist zu sehen in dieser Ausstellung, die tief hineinzieht in eine Welt mit gänzlich anderen Umweltbedingungen als heute, aber auch mit Menschen, die den heutigen gar nicht so unähnlich sind wie gemeinhin angenommen.
Übrigens trifft man als Besucher den Neandertaler jetzt auch selbst am Vogelherd an – als eine kunstvoll angefertigte lebensgroße Figur. Noch ein Neuzugang im Archäopark, der in dieser Sonderausstellung erstmals präsentiert wird.