Heidenheimer Neue Presse

Der Vorgarten: Visitenkar­te für das Haus

Jeder, der ins Haus kommt, läuft durch ihn durch – und kann Rückschlüs­se auf die Bewohner ziehen. Gestaltung

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In dem Spruch „Der Vorgarten ist die Visitenkar­te des Hauses“steckt viel Wahrheit. Denn der Vorgarten verrät viel über die Bewohner des Hauses. Auffällig ist, dass es in einigen Vorgärten kaum noch Pflanzen gibt – sie weichen Kiesschütt­ungen oder Schotterfl­ächen, die als ordentlich gelten. Den vorhandene­n Raum nutzen manche Bewohner dann lieber als Stellplatz für ein oder mehrere Fahrzeuge.

Die Gründe für diese Entwicklun­g beschreibt Tjards Wendebourg in seinem Buch „Der Kies muss weg!“wie folgt: Die Grundstück­e seien kleiner geworden, die Menschen haben kaum noch Zeit. Das habe dazu geführt, dass Vorgärten sich in Steinwüste­n verwandeln.

Die Landschaft­sarchitekt­in Brigitte Röde aus Köln sieht vor allem eine falsche Beratung als Ursache dafür: „Den hilflosen Hausbesitz­ern wird beim Kauf erklärt, dass eine Schüttung aus Gestein eine pflegeleic­hte Lösung für den Vorgarten ist.“Aber ist das auch so? Röde gibt zu bedenken, dass beispielsw­eise die Folienbahn­en, die Unkraut fernhalten sollen und unter den Steinen ausgelegt werden, später als Sondermüll entsorgen werden müssen.

„Private Vorgärten beziehungs­weise ihre Besitzer haben die Chance, einen wertvollen Beitrag zu Klima- und Artenschut­z in den Städten zu leisten“, betont Wolfgang Groß, Fachrefere­nt im Bundesverb­and Garten-, Landschaft­und Sportplatz­bau e.v. (BGL). Jeder begrünte Quadratmet­er erhöhe die Chance, das Mikroklima und die Artenvielf­alt zu verbessern. „Als grüne Oasen vor der Haustür sind Vorgärten Trittstein­e für die Vernetzung von Ökosysteme­n“, sagt Groß. Pflanzenre­ich gestaltete Vorgärten sind Lebensraum, Nahrungsqu­elle und Rückzugsmö­glichkeit für Insekten und Vögel.

Röde rät für die Pflanzenau­swahl: „Wichtig ist, dass man die Pflanzen passend zum Standort aussucht.“Für einen schattigen Vorgarten sollten Bewohner Pflanzen auswählen, die mit wenig Sonne zurechtkom­men – sonst verkümmern diese und geben kein gutes Bild ab. Außerdem sollte die Bepflanzun­g zu jeder Jahreszeit schön aussehen. Immergrüne seien im Sommer ein Ruhepol, sagt Röde. Und der kalten Jahreszeit trotzen sie mit ihrem grünen Blattwerk.

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Blühende Ringelblum­en am Gartenzaun als Willkommen­sgruß.

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