Verpflegung, Feldbetten und Kleidung
Johanniter aus Heidenheim und Aalen haben am Wochenende im Hochwasser-katastrophengebiet in Erftstadt Flutopfern geholfen. Sie betreuten in einer Notunterkunft bis zu 170 hilfsbedürftige Menschen.
Vergangenen Freitag gegen 17 Uhr erhielten die Johanniter Ostwürttemberg die Anfrage, ob sie in der vom Hochwasser stark betroffenen Region um Erftstadt helfen können. Keine zwei Stunden später waren bereits acht Ehrenamtliche aus Heidenheim und Aalen mit 32 weiteren Johannitern aus Baden-württemberg unterwegs nach Nordrhein-westfalen, so der Regionalverband. Material und Fahrzeuge waren schon Tage zuvor auf Einsatztauglichkeit geprüft worden.
In Erftstadt übernahmen sie einen „Betreuungsplatz 200“. Das bedeutet, sie hatten Verpflegung und Feldbetten für 200 hilfsbedürftige Menschen und Zelte dabei. „Die Zelte benötigten wir aber nicht. Die Notunterkunft war in einer Schule gut untergebracht“, so Markus Taglieber, Johanniter aus Ostwürttemberg, der für die Leitung des Betreuungsplatzes verantwortlich war.
Ostälbler leiteten Notunterkunft
In der Schule in Erftstadt werden aktuell unverletzte Menschen versorgt, die obdachlos geworden sind oder die wegen der Einsturzgefahr ihres Hauses keinen
Die Schicksale der Menschen in Erftstadt beschäftigen mich. Seit ich zu Hause bin, noch mehr als vor Ort.
Schlafplatz haben. „Die Menschen haben so viel verloren, manche sogar alles. Sie kommen in die Notunterkunft, um an einem sicheren Ort zu übernachten oder einfach, um mit jemandem zu reden“, so Taglieber. Die Johanniter aus Ostwürttemberg stellten für die Notunterkunft die Führungskomponente, das heißt Einsatzleiter, Führungshelfer sowie die Leitung der Bereiche Unterkunft und Sachspendenausgabe lagen in den Händen der Ostälbler.
Kaltes, aber sauberes Wasser
Bis zu 170 Menschen wurden durch die Johanniter betreut. In der Schule gab es zwar nur kaltes, dafür aber sauberes, fließendes Wasser und warmes Essen. Bis zu 500 Mahlzeiten wurden an einem Tag an Hilfsbedürftige und Einsatzkräfte von Polizei, THW, DLRG oder der Feuerwehr ausgegeben.
„Menschen, die in das Betreuungszentrum kommen, müssen sich registrieren lassen, vor allem auch wegen der Vermisstensuche. Es wurden Vermissten-anzeigen aufgegeben oder Such-meldungen
an andere Unterkünfte weitergegeben“erläutert Taglieber.
Auch Unterwäsche fehlt
In der Kleiderausgabe bekamen die Menschen das Nötigste, denn viele hatten keine zehn Minuten Zeit, um ihre wertvollsten Dinge zu packen. Es kamen auch Menschen, die bei Verwandten oder Freunden unterkommen, aber nichts zum Anziehen haben. „Den Menschen fehlte alles, Hygieneartikel, Sachen fürs Baby, sogar
Unterwäsche“, so Taglieber. Das meiste wurde gespendet. In der Nachtschicht sortierten die Ehrenamtlichen die Kleidung nach Größe in Kisten, sodass sie tagsüber schnell ausgegeben werden konnten. Außerdem wurden durch Privatleute und Firmen über fünf Tonnen unverderblicher Lebensmittel gespendet und konnten an die Betroffenen ausgegeben werden.
„Ich kannte solche Bilder nur von Auslandseinsätzen“, berichtet Taglieber, der schon nach einem Hochwasser in Mosambik und nach einem Erdbeben in Nepal vor Ort geholfen hat. „So eine Naturkatastrophe in Deutschland, quasi direkt vor unserer Tür zu sehen, das nimmt einen mit.“
Auch Franziska Trittler aus Heidenheim ist nach dem Einsatz am Wochenende müde und erschöpft. „Die Schicksale der Menschen in Erftstadt beschäftigen mich. Seit ich zu Hause bin, noch mehr als vor Ort,“sagt die ehrenamtliche Johannniterin. Die Dankbarkeit der Menschen berühre, Menschen applaudieren beim Schichtwechsel, bringen Essen und packen selbst mit an. „Der Zusammenhalt der Menschen vor Ort war beeindruckend“, so Trittler. Eines sei für sie klar, sollte es zu einem weiteren Einsatz kommen, stehen die Johanniter sofort bereit, um dort Hilfe zu leisten wo sie gebraucht wird.