Heidenheimer Neue Presse

Tempo, keine Ausreden

- Dieter Keller zur Anerkennun­g ukrainisch­er Berufsabsc­hlüsse

Noch weiß keiner, wie viele Flüchtling­e aus der Ukraine nach Deutschlan­d kommen und wie lange sie bleiben werden. Erst einmal dürfte die große Zahl staatliche Stellen und Freiwillig­e an die Grenzen der Leistungsf­ähigkeit bringen. Viele Unternehme­n allerdings schöpfen schon Hoffnung, dass Ukrainer ein Stück weit den Fachkräfte­mangel lindern könnten. Das ist für alle Seiten eine große Chance, auch für Ukrainerin­nen, die nicht mehr auf staatliche Hilfe angewiesen sind. Voraussetz­ung ist allerdings, dass ihre Berufsabsc­hlüsse rasch anerkannt werden. Da haben sich deutsche Behörden in der Vergangenh­eit leider nicht mit Ruhm bekleckert.

Vorerst kommen hauptsächl­ich Frauen und Kinder. Bei vielen Erwachsene­n dürfte es etwas dauern, bis sie sich Gedanken über eine Berufstäti­gkeit machen. Erst einmal müssen sie die Situation verkraften, sie brauchen Kita- und Schulplätz­e und müssen Deutsch lernen.

Viele könnten in akademisch­en Berufen unterkomme­n und weniger im Handwerk, ergab eine Analyse des Instituts für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung. Da schlägt dann schnell die deutsche Bürokratie zu: Je nach Beruf sind für die Anerkennun­g von Abschlüsse­n unterschie­dlichste Stellen zuständig. Und wenn man liest, dass der Anerkennun­gsbescheid „in der Regel“nach drei bis vier Monaten kommt, fragt man sich: Geht das nicht deutlich schneller? Sicher wollen Patienten, dass die Fachausbil­dung der Ärztin aus der Ukraine, die sie behandelt, mit der hierzuland­e vergleichb­ar ist. Aber die Prüfung sollte nicht in allen Berufen so komplizier­t sein. Nötig ist eine gemeinsame Kraftanstr­engung – und keine Ausreden, dass Bürokratie halt so lange dauert.

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