Tempo, keine Ausreden
Noch weiß keiner, wie viele Flüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland kommen und wie lange sie bleiben werden. Erst einmal dürfte die große Zahl staatliche Stellen und Freiwillige an die Grenzen der Leistungsfähigkeit bringen. Viele Unternehmen allerdings schöpfen schon Hoffnung, dass Ukrainer ein Stück weit den Fachkräftemangel lindern könnten. Das ist für alle Seiten eine große Chance, auch für Ukrainerinnen, die nicht mehr auf staatliche Hilfe angewiesen sind. Voraussetzung ist allerdings, dass ihre Berufsabschlüsse rasch anerkannt werden. Da haben sich deutsche Behörden in der Vergangenheit leider nicht mit Ruhm bekleckert.
Vorerst kommen hauptsächlich Frauen und Kinder. Bei vielen Erwachsenen dürfte es etwas dauern, bis sie sich Gedanken über eine Berufstätigkeit machen. Erst einmal müssen sie die Situation verkraften, sie brauchen Kita- und Schulplätze und müssen Deutsch lernen.
Viele könnten in akademischen Berufen unterkommen und weniger im Handwerk, ergab eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Da schlägt dann schnell die deutsche Bürokratie zu: Je nach Beruf sind für die Anerkennung von Abschlüssen unterschiedlichste Stellen zuständig. Und wenn man liest, dass der Anerkennungsbescheid „in der Regel“nach drei bis vier Monaten kommt, fragt man sich: Geht das nicht deutlich schneller? Sicher wollen Patienten, dass die Fachausbildung der Ärztin aus der Ukraine, die sie behandelt, mit der hierzulande vergleichbar ist. Aber die Prüfung sollte nicht in allen Berufen so kompliziert sein. Nötig ist eine gemeinsame Kraftanstrengung – und keine Ausreden, dass Bürokratie halt so lange dauert.