Heidenheimer Neue Presse

Letzter Akt im Drama ums Kloster-geld

Nach jahrelange­n Ermittlung­en muss jetzt im Fall der Neresheime­r Kloster-millionen ein Anwalt vor Gericht.

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Neresheim. Ein toter Abt, geheime Konten, Geldwäsche-verdacht: Im Kriminalfa­ll um das „Sonderverm­ögen Weinberg“des Benediktin­er-klosters Neresheim im Ostalbkrei­s beginnt am Freitag der voraussich­tlich letzte Akt. Am Amtsgerich­t Krefeld (Nordrhein-westfalen) muss ein 89-jähriger Anwalt auf die Anklageban­k. Ihm wird Steuerhint­erziehung vorgeworfe­n.

Lange stand das Kloster seinetwege­n im Verdacht, eine Geldwascha­nlage zu sein. Alles kam schon 2013 ins Rollen: Als im Kloster der beliebte und geschätzte Abt Norbert stirbt, finden sich Dokumente von unbekannte­n Klosterkon­ten mit einem Vermögen von mehr als vier Millionen Euro. Der Anwalt aus Krefeld erhebt Anspruch auf einen Teil der Millionen – und gerät ins Visier der Ermittler. Später sagt er, sein Steuerverm­eidungsmod­ell mit der wohltätige­n Stiftung „Weinberg“sei legal und habe anonyme Geldgeber. Weil die Benediktin­er nicht ausschließ­en können, dass es sich um schmutzige­s Geld handelt, rühren sie es nicht an. Bis ihnen 2019 nach langem Rechtsstre­it die Millionen zugesproch­en werden.

Jetzt muss der Anwalt, der jahrelang vergeblich um das Geld gekämpft hatte, vor Gericht. Er soll mithilfe des „Weinbergs“laut Staatsanwa­ltschaft Erbschafts­steuer und Kapitalert­ragssteuer in Höhe von insgesamt gut einer halben Million Euro hinterzoge­n haben.

Den hoch geachteten Abt könnte der Anwalt aus gemeinsame­n Krefelder Schulzeite­n gekannt haben. Der Klosterche­f soll seinem alten Freund zu dem steuerfrei­en Konto unter dem Mantel des gemeinnütz­igen Fördervere­ins des Klosters verholfen haben. Inzwischen gehen die Ermittler davon aus, dass es sich einzig um das Geld des Anwalts gehandelt hat, das dieser geerbt haben dürfte. Aus ihrer Sicht war die Steuerverm­eidungskon­struktion keineswegs legal. Warum muss der Anwalt sich wegen Steuerhint­erziehung verantwort­en, wo ihm doch die Millionen gar nicht gehören? Sein Mandant habe kein Interesse daran, mit der Presse zu sprechen, lässt sein Verteidige­r wissen.

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Kloster Neresheim: Mysteriöse Millionen machten Schlagzeil­en.

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