Heidenheimer Neue Presse

Wärme-rekord am Südpol

Forscher sind verblüfft: An Arktis und Antarktis herrschen derzeit ungewöhnli­ch hohe Temperatur­en. Was sagt das über die globale Erwärmung?

- Von Annabelle Köchling

Hitzewelle in der Antarktis, Regen am Nordpol – die grünen Flächen an den Küsten nehmen zu. Am 18. März wurden an der Forschungs­station Concordia am Südpol in der Ostantarkt­is -12,2 Grad gemessen. Diese Temperatur liegt um 40 Grad über dem Durchschni­tt und um 20 Grad über dem Rekord vergangene­n März – „eine außergewöh­nliche und beispiello­se Hitze“, nennt es die (Wmo).weltwetter­organisati­on

Inzwischen kann jeder dank Google Maps die grünen Stellen entlang der Antarktis erkennen. Das liegt laut WMO daran, dass das Meereis rund um den Südpol durch die Sommerschm­elze so weit zurückgega­ngen sei wie nie zuvor seit Beginn der Satelliten­messungen 1979. Die Eisfläche ist inzwischen kleiner als zwei Millionen Quadratkil­ometer. „Mit diesem Ereignis müssen die Rekordbüch­er und unsere Erwartunge­n, was in der Antarktis möglich ist, neu geschriebe­n werden“, twitterte Physiker Robert Rohde vom Umweltdate­ninstitut Berkley Earth, angesichts der Temperatur­anstiege.

Ebenfalls in der Ostantarkt­is liegt Wostok, eine russische Forschungs­station. Der Wostoksee ist für extrem niedrige Temperatur­en

bekannt. Kürzlich wurden jedoch -17,7 Grad gemessen. Im Vergleich dazu wurde dort, laut WMO, die kälteste Temperatur jemals im Juli 1983 gemessen: -89,2 Grad. Sie ging als tiefste bestimmte Lufttemper­atur der Erde in die Geschichte ein.

Diese Beobachtun­gen sind wohl auf eine langfristi­g globale Erwärmung zurückzufü­hren. Ob aber die Temperatur­en in der Antarktis in den vergangene­n Tagen tatsächlic­h nur wegen des Klimawande­ls ansteigen, lässt sich erst nach einer statistisc­hen Analyse feststelle­n, wie Physiker Torsten Albrecht vom Potsdam-institut für Klimaforsc­hung berichtet. Dem widmet sich die Attributio­nsforschun­g. Inwiefern der Trend eine Rolle für künftige Meeresspie­gelrisiken spielt, untersuche­n eisdynamis­che Compu

Physiker

termodelle. Die zähe Bewegung des Eises zum Ozean wird dabei mit mathematis­chen Gleichunge­n simuliert. Albrecht sagt: „Nicht dieses einmalige Ereignis ist ausschlagg­ebend für die Eisdynamik, sondern der langjährig­e Durchschni­tt.“

Dennoch sei bedenklich, dass diese hohen Temperatur­en an entlegenen Orten wie der Forschungs­station der Concordia gemessen würden. „Man hat angenommen, dass das kilometerd­icke Eisschild weit entfernt vom Schmelzpun­kt ist. Sonst wurden hohe Temperatur­en am Rand der Eisfläche gemessen, wo bisher die stärksten Veränderun­gen in der Eisdynamik beobachtet wurden.“

Die Region um die Concordia ist bekannt als die trockenste, windigste und kälteste der Welt. Neu sei, dass ein atmosphäri­scher Fluss nun für die hohe Temperatur verantwort­lich sein könnte. Dabei handelt es sich um ein Luftband

wenige Kilometer über der Erdoberflä­che, das Wärme und Feuchtigke­it mit sich bringt. Laut Albrecht sei dieses vergleichb­ar mit einem Jetstream, wie er auf der Nordhalbku­gel vorkommt und Kalt- und Warmluftei­nbrüche über Wochen bedingen kann. Die beiden Pole sind besonders von der Klimaerwär­mung betroffen, das liegt an der polaren Verstärkun­g. Der Temperatur­anstieg ist teilweise doppelt so hoch wie im globalen Durchschni­tt.

Dennoch: Normalerwe­ise sei die Antartkis weniger stark beeinfluss­t als Grönland und das Nordpolarm­eer. Sie wird meist vom Zirkumpola­rstrom vom restlichen Wettergesc­hehen abgeschirm­t. „Umso erstaunlic­her sind solche Extremerei­gnisse so nah am Südpol“, sagt Albrecht. In der Arktis bringt Warmluft derzeit starke Regenfälle mit. Laut Ergebnisse­n des National Center for Atmospheri­c Research ist das polare Klima in einem Übergang von Eis zu mehr Regenfälle­n.

Dass sich Wetterextr­eme global häufen, ist unbestritt­en. Erst im Dezember hatte die WMO einen Temperatur­rekord in Werchojans­k, Sibirien, von 38 Grad anerkannt – gemessen am 20. Juni 2020. Auch in der Antarktis wurde 2020 ein Rekord gemessen: 18,3 Grad.

Julia Bremermann Die Schauspiel­erin sieht in Deutschlan­ds Fernsehbra­nche heute mehr Chancen für Frauen über 40 als früher. „Es hat sich wirklich etwas geändert in den letzten Jahren, was Frauen vor und hinter der Kamera angeht“, sagt die 54-Jährige. „Auch in den Geschichte­n dürfen Frauen vielfältig­er sein und nicht nur jung und hübsch. Luft nach oben gibt es aber allemal.“Bremermann ist von diesem Donnerstag (20.15 Uhr) an sie bei der Zdf-reihe „Lena Lorenz“zu sehen.

Man hat angenommen, dass das Eisschild weit entfernt vom Schmelzpun­kt ist. Torsten Albrecht

 ?? Foto: Liu Shiping/dpa ?? Kaiserping­uine leben in der Antarktis, wo derzeit ungewöhnli­ch hohe Temperatur­en gemessen werden. In Grönland regnet es wohl künftig häufiger. Wetterextr­eme weltweit nehmen zu.
Foto: Liu Shiping/dpa Kaiserping­uine leben in der Antarktis, wo derzeit ungewöhnli­ch hohe Temperatur­en gemessen werden. In Grönland regnet es wohl künftig häufiger. Wetterextr­eme weltweit nehmen zu.

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