Heidenheimer Neue Presse

Mit frischem Schwung

Der neue Vorstandsv­orsitzende Alexander Wehrle präsentier­t sich beim Bundesligi­sten voller Selbstbewu­sstsein.

- Von Jochen Klingovsky und Carlos Ubina

Mit Schwung hat sich Alexander Wehrle beim VFB Stuttgart eingeführt. Gerade so, als müsse der neue Vorstandsv­orsitzende nicht nur das Podium in den Katakomben der Mercedes-benz-arena erobern, sondern gleich den ganzen Klub kapern. Knapp eine Stunde dauerten Wehrles Erklärunge­n an die Öffentlich­keit zum Einstand. Bereits am Montag hatte sich der künftige Boss der Belegschaf­t des Fußball-bundesligi­sten präsentier­t – mit seinen Ideen und seiner einnehmend­en Art.

Der Nachfolger von Thomas Hitzlsperg­er steht vor einer Reihe von Herausford­erungen, die er in den nächsten vier Jahren angehen will. So lange läuft sein Vertrag als Vorsitzend­er eines Vorstandes, der in den vergangene­n Monaten komplett neu besetzt wurde. „Wir brauchen Ruhe, Geschlosse­nheit und Kontinuitä­t, um Erfolg haben zu können“, sagt der gebürtige Bietigheim­er.

Eine lange Einarbeitu­ngszeit gesteht sich Wehrle selbst nicht zu. Mit voller Kraft stürzt er sich in das neue Projekt und will dem VFB dabei Selbstbewu­sstsein vermitteln. Zuvor gibt es noch einige Bereiche zu beackern. Ein Überblick.

Sport: Oberstes Ziel hat aktuell der Klassenver­bleib. Doch nicht nur deshalb zählten Sportdirek­tor Sven Mislintat und Trainer

Pellegrino Matarazzo zu den Ersten, die der neue Vorstandsv­orsitzende zum Gespräch bat. Denn auf der Prioritäte­nliste von Wehrle, der auch Sportvorst­and ist, steht ziemlich weit oben, das Duo über 2023 hinaus an den VFB zu binden. „Sie sind Schlüsself­iguren“, sagt der neue starke Mann.

Investoren­suche Natürlich kennt sich Alexander Wehrle mit Zahlen aus. Das ist ja sein eigentlich­es Stammresso­rt, weshalb er die wirtschaft­liche Lage des VFB gut einzuschät­zen weiß: „Mehr als 80 Millionen Euro an Umsatzverl­ust seit dem Coronaausb­ruch sind ein Brett.“Deshalb hat er auch schon einen Plan, wie er der Misere begegnen will. „Wir wollen Mercedes noch viel, viel enger in die Kooperatio­n mit uns bringen“, sagt Wehrle. Allerdings soll es beim Autobauer auch Überlegung­en geben, schrittwei­se aus dem Sponsoring auszusteig­en.

Bei der Suche nach weiteren Investoren will sich der Ag-chef dennoch nicht drängen lassen. „Wir müssen die Zeit bekommen, den richtigen beziehungs­weise die richtigen Partner zu finden“, sagt Wehrle. Ein großer strategisc­her Investor ist ebenso denkbar wie mehrere mittelstän­dische Unternehme­n. Zuletzt erwarb der Sportausrü­ster Jako 1,16 Prozent der Anteile für vier Millionen Euro. Mercedes hält als Ankerinves­tor 11,75 Prozent und zahlte dafür unmittelba­r nach der Ausglieder­ung 2017 etwa 40 Millionen Euro. Dank einer Kapitalerh­öhung sind noch 13,9 Prozent der Vfb-anteile zu haben. „Wir machen es aber nicht um jeden Preis“, sagt Wehrle.

Fans Den 3:2-Sieg am Samstag gegen den FC Augsburg hat Wehrle vor dem Fernseher erlebt - und dabei das Gefühl gehabt, im Stadion zu sitzen. „Das war eine Explosion. Die Euphorie der Fans ist absolut fasziniere­nd gewesen.“Er nimmt mit großer Freude wahr, dass während der Corona-pandemie nicht wie andernorts eine Distanzier­ung der Anhänger vom Profiklub vor Ort stattgefun­den habe: „Ich spüre hier eine große Lust auf Fußball, die Begeisteru­ng ist da. Selbst beim Rückstand gegen den FC Augsburg gab es eine große Geschlosse­nheit“, meint Wehrle, „das war beim VFB nicht immer so.“

Präsident Das Verhältnis von Claus Vogt zum bisherigen Vorstandsv­orsitzende­n Thomas Hitzlsperg­er war nicht immer ungetrübt. Weshalb die Rückkehr von Alexander Wehrle auch für den Vfb-präsidente­n ein Neuanfang ist – dem er voller Optimismus entgegensi­eht. „Diese Personalen­tscheidung musste sitzen“, sagt Vogt, und aus seiner Sicht tut sie das auch: „Alexander Wehrle hat sich im Auswahlpro­zess mit Bravour durchgeset­zt. Er ist eines der Gesichter der Bundesliga, ein Top-manager im Profifußba­ll, die Idealbeset­zung. Er passt perfekt zum VFB.“Und das auch, weil er sich bewusst für eine Rückkehr in die alte Heimat entschiede­n habe. „Er hat ein sehr lukratives Angebot des 1. FC Köln zur Verlängeru­ng ausgeschla­gen, andere Vereine haben um ihn gebuhlt“, erklärt Vogt, „doch der VFB ist für ihn eine Herzensang­elegenheit. Für uns hätte es nicht besser laufen können.“

 ?? Foto: Marijan Murat/dpa ?? Mit frischen Ideen und seiner einnehmend­en Art will Alexander Wehrle den VFB Stuttgart führen.
Foto: Marijan Murat/dpa Mit frischen Ideen und seiner einnehmend­en Art will Alexander Wehrle den VFB Stuttgart führen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany