Heidenheimer Neue Presse

Es droht der Missbrauch

- Thomas Jentscher zur Absage-praxis im Handball

Corona hat den Sport in den vergangene­n beiden Jahren gehörig durcheinan­dergewirbe­lt, die Folgen werden noch viele Jahre zu spüren sein. Mittlerwei­le läuft der Wettkampfb­etrieb zwar in fast allen Diszipline­n wieder, zum Teil aber unter sehr schwierige­n Bedingunge­n, die nicht immer Chancengle­ichheit garantiere­n.

So erfolgt beispielsw­eise bei den Handballer­n seit einigen Wochen eine Absage auf die andere. Die Saison läuft jetzt schon deutlich länger als geplant, dazu kommen Spieltage unter der Woche. Das ist in einer Sportart mit Amateuren, in der es zudem oft Probleme mit der Hallenbele­gung gibt, alles andere als einfach. Manche Klubs haben nun in der entscheide­nden Phase einen Nachteil, obwohl sie die Spiele gar nicht selbst abgesagt haben. Dazu kommen die finanziell­en Einbußen.

Eigentlich gilt bei den Freunden der Harzkugel die Regel, dass ein Spiel ab sechs Coronainfi­zierten ausfällt. Bei weniger Fällen müssen sich die Vereine untereinan­der einigen. Überregion­al wird das auch so praktizier­t, im Handballve­rband Württember­g wollte man dagegen nicht die „harte Tour“gegenüber den Vereinen fahren. So können die Staffellei­ter schon bei einem Fall die Absage genehmigen – und tun dies auch. Sogar extrem kurzfristi­g.

Medizinisc­h nachgewies­en werden müssen die Fälle nicht, auch die Namen der Spieler bleiben ungenannt. Anders gesagt: Der Verband setzt auf den guten Willen und die Ehrlichkei­t der Klubs. Manchmal funktionie­rt das, wie beispielsw­eise heute beim Derby der Landesliga­frauen von Herbrechti­ngen/ Bolheim und Giengen/brenz, das beide Klubs hätten absagen können. Mittlerwei­le ist aber auch den Verantwort­lichen im Verband klar geworden, dass der ein oder andere Verein die Regelung ausnutzt und beim Fehlen eines oder mehrerer wichtiger Spieler quasi die Corona-karte zieht.

Sicher ist Vorsicht angebracht und wenn ein Spieler am Samstagmor­gen positiv ist und tags zuvor noch mit den Kollegen nach dem Training in der Kabine zusammen saß, könnte er Kollegen angesteckt haben. Dann wäre aber eine Regelung mit Tests vor dem Spiel möglich. Und wenn hier die Virenlast noch nicht so hoch ist, dass der Test anschlägt, dann sind diese Akteure auch nicht ansteckend.

Die Absicht des Verbandes war sicher gut, aber so ist ein Missbrauch eben nicht auszuschli­eßen und der Spielplan wird immer chaotische­r. Im Fußball muss quasi der halbe Kader infiziert sein, um ein Spiel absagen zu können. Das ist eine sehr harte Regelung, aber eine gerechtere.

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