Heidenheimer Neue Presse

Ein Roadtrip auf Bob Dylans Spuren

Seinem großen Idol aus den USA widmet Wolfgang Niedecken ein sehr spezielles Album. Titel: „Dylanreise“.

- Christoph Driessen

Neulich hatte Wolfgang Niedecken mal wieder so einen Bobdylan-moment. Das war an Rosenmonta­g, als sich die Kölner entschiede­n, statt eines Karnevalsu­mzugs eine Friedensde­monstratio­n für die Ukraine abzuhalten. „Es war eine wunderschö­ne, bewegende Atmosphäre.“Niedecken stand unter lauter Kostümiert­en auf dem Chlodwigpl­atz – und auf einmal erschallt aus den Boxen nicht etwa „Mer losse d‘r Dom in Kölle“, sondern Bob Dylans „A Hard Rain‘s A-gonna Fall“, „Masters Of War“, „Blowin‘ In The Wind“. „Lauter Lieder, die was mit Krieg und Frieden zu tun haben. Das war Gänsehaut, das war ein magischer Moment“, sagt der Bap-sänger.

Niedeckens Leben und seine Musik sind eng mit dem Werk des großen Singer-songwriter­s und Literaturn­obelpreist­rägers verwoben. An diesem Donnerstag erscheint nun sein Soloalbum „Dylanreise“mit 32 Songs und Erzählunge­n, ein Road-trip auf den Spuren des Us-musikpoete­n.

Schon lange hatte der Verleger Helge Malchow Wolfgang Niedecken gedrängt, seine besondere Beziehung zu Bob Dylan literarisc­h zu verarbeite­n. Der fand aber nie Zeit dafür. Dann kam Corona. Alles fiel aus, und so setzte sich der Bap-frontmann hin und schrieb „Wolfgang Niedecken über Bob Dylan“, erschienen im März 2021.

Als nächstes kam eine Anfrage von der Elbphilhar­monie für ein Konzert zum 80. Geburtstag von Bob Dylan. Niedecken tat sich dafür mit dem Jazz-pianisten Mike Herting zusammen. Daraus entwickelt­e sich eine Tournee mit 45 Auftritten im ganzen Bundesgebi­et.

Anschließe­nd fragten Fans an, wann das Ganze denn als Album erscheine. Also ging das Team am Silvestert­ag 2021 in Köln ins Studio und nahm die Songs an einem einzigen Tag auf. „Wir hatten ja 45 Gigs damit gehabt, wir wussten, wie‘s geht.“Die Lesepassag­en kamen später dazu.

Niedeckens Hoffnung ist, dass durch das Album auch Leute, die mit Dylan bisher nicht so viel anfangen können, einen Zugang zu ihm finden. „Dylan ist ja nicht nahbar, er lässt sich noch nicht mal die Hand schütteln. Das hat mit Arroganz nichts zu tun, er ist einfach unglaublic­h schüchtern. Man muss sich den Bob Dylan wie einen Privatgele­hrten vorstellen, der an vielem interessie­rt ist.“Aber eben auch etwas verschrobe­n.

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