Ein Roadtrip auf Bob Dylans Spuren
Seinem großen Idol aus den USA widmet Wolfgang Niedecken ein sehr spezielles Album. Titel: „Dylanreise“.
Neulich hatte Wolfgang Niedecken mal wieder so einen Bobdylan-moment. Das war an Rosenmontag, als sich die Kölner entschieden, statt eines Karnevalsumzugs eine Friedensdemonstration für die Ukraine abzuhalten. „Es war eine wunderschöne, bewegende Atmosphäre.“Niedecken stand unter lauter Kostümierten auf dem Chlodwigplatz – und auf einmal erschallt aus den Boxen nicht etwa „Mer losse d‘r Dom in Kölle“, sondern Bob Dylans „A Hard Rain‘s A-gonna Fall“, „Masters Of War“, „Blowin‘ In The Wind“. „Lauter Lieder, die was mit Krieg und Frieden zu tun haben. Das war Gänsehaut, das war ein magischer Moment“, sagt der Bap-sänger.
Niedeckens Leben und seine Musik sind eng mit dem Werk des großen Singer-songwriters und Literaturnobelpreisträgers verwoben. An diesem Donnerstag erscheint nun sein Soloalbum „Dylanreise“mit 32 Songs und Erzählungen, ein Road-trip auf den Spuren des Us-musikpoeten.
Schon lange hatte der Verleger Helge Malchow Wolfgang Niedecken gedrängt, seine besondere Beziehung zu Bob Dylan literarisch zu verarbeiten. Der fand aber nie Zeit dafür. Dann kam Corona. Alles fiel aus, und so setzte sich der Bap-frontmann hin und schrieb „Wolfgang Niedecken über Bob Dylan“, erschienen im März 2021.
Als nächstes kam eine Anfrage von der Elbphilharmonie für ein Konzert zum 80. Geburtstag von Bob Dylan. Niedecken tat sich dafür mit dem Jazz-pianisten Mike Herting zusammen. Daraus entwickelte sich eine Tournee mit 45 Auftritten im ganzen Bundesgebiet.
Anschließend fragten Fans an, wann das Ganze denn als Album erscheine. Also ging das Team am Silvestertag 2021 in Köln ins Studio und nahm die Songs an einem einzigen Tag auf. „Wir hatten ja 45 Gigs damit gehabt, wir wussten, wie‘s geht.“Die Lesepassagen kamen später dazu.
Niedeckens Hoffnung ist, dass durch das Album auch Leute, die mit Dylan bisher nicht so viel anfangen können, einen Zugang zu ihm finden. „Dylan ist ja nicht nahbar, er lässt sich noch nicht mal die Hand schütteln. Das hat mit Arroganz nichts zu tun, er ist einfach unglaublich schüchtern. Man muss sich den Bob Dylan wie einen Privatgelehrten vorstellen, der an vielem interessiert ist.“Aber eben auch etwas verschroben.