Putin macht Front gegen Westwährung
Künftig soll Gas an die EU oder die USA nur noch gegen Rubel verkauft werden. Neue Regeln werden erarbeitet.
Moskau. Wladimir Putin will statt Euro Rubel. Er habe die Entscheidung gefällt, die Zahlungen für Naturgas, das man an „unfreundliche Staaten“, verkaufe, auf Rubel umzustellen, erklärte der Staatschef. „Unsere Güter in die EU oder die USA zu liefern und dafür als Bezahlung Dollar und Euro zu erhalten, macht keinen Sinn mehr.“
Damit will Putin die weitreichenden Ukraine-sanktionen des Westens offenbar kontern. Nach Angaben der russischen Regierung hat der Westen 300 Milliarden von 640 Milliarden Dollar russischer Gold- und Devisenreserven blockiert. Putin versicherte, Russland werde seine Gaslieferungen fortsetzen und sich an die vertraglich vereinbarten Umfänge und Preisbildungsprinzipien halten. Aber er wies die Zentralbank und die Regierung an, innerhalb einer Woche Regeln zu erarbeiten, wie die Käufer künftig auf dem „Innenmarkt“die nötigen Rubel erwerben können.
Ein Fachmann sieht vor allem eine technische Frage.
Nach Ansicht von Experten will der Kreml die Kundschaft aus den „unfreundlichen Staaten“, also auch aus der Europäischen Union, auf diese Weise zwingen, doch Geschäfte mit dem russischen Bankensektor zu machen. Die westlichen Länder hatten zuvor wegen Russlands Militäroperation gegen die Ukraine einen Großteil der Kreditinstitute mit Sanktionen belegt, etliche von dem internationalen Kommunikationssystem Swift abgeschaltet.
Iwan Rodionow, Finanzfachmann der Moskauer Hochschule für Wirtschaft, erwartet keine entscheidenden Veränderungen: „Das ist eine technische Frage. Wenn man erst mit Euro Rubel und dann mit Rubel Gas kauft, bedeutet das mehr Aufwand und Ausgaben.“Aber es gebe viel Luft bei den Preisen. Angesichts der Preisschwankungen am europäischen Spotmarkt und des stark geschwächten Rubels gelten die langfristigen russischen Gaslieferverträge zurzeit als finanziell eher günstig.
Vergangene Woche hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow dem Westen vorgeworfen, einen „beispiellosen Wirtschaftskrieg“gegen Russland zu führen. Am Mittwoch feierte ein Großteil der russischen Medien die ersten Erfolge des Gegenschlags: Dollar und Euro verloren an der Moskauer Börse. „Der Dollarkurs fiel nach Putins Anordnung, Gas für Rubel zu verkaufen, auf unter 95 Rubel“, schrieb das Wirtschaftsportal RBK. Allerdings kletterte die Us-währung schon zwei Stunden später wieder auf über 99 Euro.