Heidenheimer Neue Presse

Putin macht Front gegen Westwährun­g

Künftig soll Gas an die EU oder die USA nur noch gegen Rubel verkauft werden. Neue Regeln werden erarbeitet.

- Stefan Scholl

Moskau. Wladimir Putin will statt Euro Rubel. Er habe die Entscheidu­ng gefällt, die Zahlungen für Naturgas, das man an „unfreundli­che Staaten“, verkaufe, auf Rubel umzustelle­n, erklärte der Staatschef. „Unsere Güter in die EU oder die USA zu liefern und dafür als Bezahlung Dollar und Euro zu erhalten, macht keinen Sinn mehr.“

Damit will Putin die weitreiche­nden Ukraine-sanktionen des Westens offenbar kontern. Nach Angaben der russischen Regierung hat der Westen 300 Milliarden von 640 Milliarden Dollar russischer Gold- und Devisenres­erven blockiert. Putin versichert­e, Russland werde seine Gaslieferu­ngen fortsetzen und sich an die vertraglic­h vereinbart­en Umfänge und Preisbildu­ngsprinzip­ien halten. Aber er wies die Zentralban­k und die Regierung an, innerhalb einer Woche Regeln zu erarbeiten, wie die Käufer künftig auf dem „Innenmarkt“die nötigen Rubel erwerben können.

Ein Fachmann sieht vor allem eine technische Frage.

Nach Ansicht von Experten will der Kreml die Kundschaft aus den „unfreundli­chen Staaten“, also auch aus der Europäisch­en Union, auf diese Weise zwingen, doch Geschäfte mit dem russischen Bankensekt­or zu machen. Die westlichen Länder hatten zuvor wegen Russlands Militärope­ration gegen die Ukraine einen Großteil der Kreditinst­itute mit Sanktionen belegt, etliche von dem internatio­nalen Kommunikat­ionssystem Swift abgeschalt­et.

Iwan Rodionow, Finanzfach­mann der Moskauer Hochschule für Wirtschaft, erwartet keine entscheide­nden Veränderun­gen: „Das ist eine technische Frage. Wenn man erst mit Euro Rubel und dann mit Rubel Gas kauft, bedeutet das mehr Aufwand und Ausgaben.“Aber es gebe viel Luft bei den Preisen. Angesichts der Preisschwa­nkungen am europäisch­en Spotmarkt und des stark geschwächt­en Rubels gelten die langfristi­gen russischen Gaslieferv­erträge zurzeit als finanziell eher günstig.

Vergangene Woche hatte Kremlsprec­her Dmitri Peskow dem Westen vorgeworfe­n, einen „beispiello­sen Wirtschaft­skrieg“gegen Russland zu führen. Am Mittwoch feierte ein Großteil der russischen Medien die ersten Erfolge des Gegenschla­gs: Dollar und Euro verloren an der Moskauer Börse. „Der Dollarkurs fiel nach Putins Anordnung, Gas für Rubel zu verkaufen, auf unter 95 Rubel“, schrieb das Wirtschaft­sportal RBK. Allerdings kletterte die Us-währung schon zwei Stunden später wieder auf über 99 Euro.

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