Heidenheimer Neue Presse

Innenminis­ter Strobl übt erstmals Selbstkrit­ik

Der Politiker muss sich erneut rechtferti­gen und räumt Fehler ein. Wegen einer Strafanzei­ge der FDP ermittelt die Staatsanwa­ltschaft.

- Von Theo Westermann (mit dpa)

Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) hat gegenüber dem Innenaussc­huss des Landtags zum ersten Mal eingeräumt, dass die Weitergabe eines Anwaltssch­reibens im Fall des suspendier­ten Inspekteur­s der Polizei an einen Journalist­en „nicht der Weisheit letzter Schluss gewesen ist“.

Der angesichts von Ermittlung­en der Stuttgarte­r Staatsanwa­ltschaft unter Druck geratene Innenminis­ter und stellvertr­etende Ministerpr­äsident betonte: „Dies darf man kritisiere­n. Dieser Kritik stelle ich mich.

Aber in der Sache halte ich es für richtig.“Es sei ihm darum gegangen, den „Scheinwerf­er der Öffentlich­keit darauf zu lenken“. Im „Furor“der Opposition gegen ihn vergesse diese den Kern der Sache, nämlich die Suspendier­ung des Inspekteur­s der Polizei wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigun­g.

Unterdesse­n hat die Stuttgarte­r Staatsanwa­ltschaft ein zweites Ermittlung­sverfahren gegen Strobl eröffnet, wie sie unserer Redaktion bestätigte. Hintergrun­d ist eine Strafanzei­ge der FDP gegen den Innenminis­ter unter anderem wegen Strafverei­telung im Amt. Die Staatsanwa­ltschaft betonte aber, dass die Ermittlung­en ein Automatism­us nach der eingegange­nen Anzeige seien. Das Verfahren werde parallel zu den bestehende­n Ermittlung­en wegen der Weitergabe von Unterlagen eines Disziplina­rverfahren­s geführt. Diese richten sich neben Strobl auch gegen einen Mitarbeite­r des Ministeriu­ms sowie einen Journalist­en. Vertreter der Regierungs­parteien warfen bei der Sitzung des Innenaussc­husses der FDP vor, diese Anzeige nur mit Blick auf eine Schlagzeil­e gestellt zu haben. Die Opposition konterte und sah weiterhin mangelnden Aufklärung­swillen. Es kam harte Kritik: „Der Innenminis­ter bettelt ja geradezu darum, dass das Parlament zu anderen Möglichkei­ten greift“, sagte der Spd-politiker Sascha Binder in der Sitzung des Innenaussc­husses. Für die FDP sagte Julia Goll, da man im Ausschuss nicht vorankomme, müsse man sich fragen, welche weiteren parlamenta­rischen Mittel man nutzen könne.

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