Heidenheimer Neue Presse

Lindners Milliarden­opfer

- Guido Bohsem zu Finanzmini­ster Lindner und der hohen Neuverschu­ldung

In der Politik gibt es die schon etwas abgenutzte Feststellu­ng, dass nur der Kommuniste­nfresser Richard Nixon als Us-präsident ins kommunisti­sche China fahren konnte, um die Beziehunge­n beider Länder wiederzube­leben. Auch in Deutschlan­d hat es solche Momente schon gegeben, etwa bei der Straffung des Sozialstaa­ts durch die SPD. Seit diesem Freitag kann sich auch Christian Lindner einreihen. Nur einem Finanzmini­ster aus einer wirtschaft­sliberalen Partei dürfte es möglich sein, sich bereits zum zweiten Mal ohne großes Getöse zum Finanzmini­ster mit der höchsten Neuverschu­ldung aller Zeiten aufzuschwi­ngen.

Die 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr sind übrigens in den jetzt vom Haushaltsa­usschuss beschlosse­nen 140 Milliarden Euro umfassende­n Neuverschu­ldung noch nicht eingerechn­et. Noch schwerer als der Schuldentu­rm wiegt Lindners Verspreche­n, bereits 2023 die Schuldenbr­emse wieder einzuhalte­n. Das wird schwer, fällt ihm aber leichter, weil er 2021 und jetzt auch mit der Spritze für den Verteidigu­ngshaushal­t aus Schulden gespeiste Sondertöpf­e angelegt hat, die nun an der offizielle­n Haushaltsf­ührung vorbei aufgebrauc­ht werden können. Nur Lindner dürfte mit diesen atemberaub­enden Trickserei­en durchkomme­n. Jedoch profitiere­n die Liberalen bislang kaum davon, wie die bescheiden­en Ergebnisse bei den Landtagswa­hlen zeigen.

Die Grünen beschweren sich immer wieder und mit großem Nachdruck über das egoistisch­e Vorgehen des Koalitions­partners, der immer nur seine Interessen durchsetze. Interessan­t, dass laut Umfragen ausgerechn­et die Grünen von dieser rein „liberalen“Politik derzeit am meisten profitiere­n.

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