Ein Roadtrip mit Maulkorb
Trotz Trauma treu zu Amerika: „Dog“ist jetzt im Kino zu sehen.
Zugegeben: Es gibt auch kritische Ansätze in dieser Geschichte über zwei gesellschaftliche Außenseiter. Briggs ist ein Ranger, der wegen eines Schädel-hirntraumas als Soldat ausrangiert ist, Lulu ein belgischer Schäferhund, der jahrelang als Kampfhund beim Militär im Einsatz war, jetzt aber überflüssig geworden ist. Da kann man im kurz „Dog“betitelten Kinofilm schon sehen, wie mit einstigen Helfern umgegangen wird, die nicht mehr wirklich nützlich sind.
Nachdem Lulus Herrchen, ein Soldat, der als Einziger mit dem auf Aggression abgerichteten Vierbeiner umgehen konnte, gestorben ist, soll der abgehalfterte Briggs den Hund zuerst zur Beerdigung des Besitzers und dann zu einer Militärstation zum Einschläfern bringen. Beide brechen immer wieder Regeln, kommen sich im Laufe des Roadtrips, bei dem Lulus Maulkorb zusehends weniger gebraucht wird, aber stetig näher.
So weit, eigentlich so gut. Ärgerlich ist jedoch, dass „Dog“trotz dieses storymäßigen Potenzials letztlich auf ein absolut amerikatreues Produkt reduziert wird. „America First“gilt hier uneingeschränkt – am deutlichsten, wenn der ruhiger gewordene Kampfhund sich brav auf dem Grab des toten Herrchens neben dessen Stiefel legt und der geschasste Briggs salutiert.
Die Chance, eine Geschichte zu erzählen, in der es darum geht, was Menschen Tieren und auch sich selbst antun, wird verschenkt.
Wesentlichen Anteil hat daran das immer wieder inakzeptable Verhalten der Protagonisten ebenso wie eine plötzlich eingebaute Esoterik oder die mehrfach unerfreuliche Ausdrucksweise. Und nicht zuletzt ein doch unverhohlenes Us-pathos.
So ergibt sich ein von Country Music untermalter Film mit vielen Klischees, oberflächlicher Dramatisierung und einem Soldaten, der ein Buch mit dem Titel „Give War A Chance“mit sich herumträgt – auch wenn er darin vermeintlich zarte emotionale Gedanken zu verewigen versucht. Das nervt.
Capitol, ab 12