Minister Strobl fordert längere Atomkraft-laufzeiten
Vize-ministerpräsident wirft Ampel Zeitverzug vor. Fdp-fraktionschef Rülke plädiert für einen Betrieb bis 2024.
Die Debatte über längere Laufzeiten von Kernkraftwerken gewinnt in Baden-württemberg an Fahrt. Vize-ministerpräsident und Cdu-landeschef Thomas Strobl dringt auf eine rasche Entscheidung. „Wir können es uns angesichts der angespannten Lage schlicht nicht leisten, auf irgendeine Option zu verzichten. Alles, was sicher Energie erzeugt, muss genutzt werden“, sagte er der SÜDWEST PRESSE. Der „Ampel“warf er vor, in der Atomfrage wertvolle Zeit zu vergeuden:
„Die Bundesregierung prüft und prüft, und dabei rennt uns wertvolle Zeit davon“, sagte er. „Nicht nur reden, machen!“, forderte Strobl.
Er sei „kein Fan der Kernenergie“und halte den Ausstieg weiter für richtig. „Aber wenn die verbleibenden Meiler in der aktuellen Lage ein paar Monate länger laufen und wir dadurch im Übrigen auch weniger Co2-ausstoß produzieren, weil wir die Gasverstromung nicht durch Kohle ersetzen müssen, dann ist das richtig.“Fdp-fraktionschef Hans-ulrich Rülke forderte sogar einen Weiterbetrieb der Kernkraftwerke bis Anfang 2024. „Manche Fachleute sagen, der Winter 23/24 werde noch problematischer als der Winter 22/23“, sagte er im SWR.
Auch das Energieunternehmen ENBW dringt auf eine rasche Entscheidung. „Wir haben der Bundesregierung dargestellt, was technisch machbar ist“, sagte ENBW-CHEF Frank Mastiaux dem „Handelsblatt“. „Wir stünden für einen solchen befristeten Weiterbetrieb bereit, wenn er gewollt ist.“Mit den aktuellen Brennelementen lasse sich Neckarwestheim II aber nur Wochen, nicht Monate weiterbetreiben.
Spd-landes- und Fraktionschef Andreas Stoch äußerte sich zurückhaltender – und warnte davor, eine „Renaissance der Atomenergie“mitsamt Bestellung neuer Brennelemente herbeizureden. „Wenn wir die Atomenergie aber für einen beschränkten Zeitraum brauchen, sollte man keine ideologischen Barrieren aufbauen“, sagte er unserer Zeitung. Dabei gehe es aus seiner Sicht um wenige Wochen.