Heidenheimer Neue Presse

Bund muss Plan vorlegen

- Kommentar André Bochow zu Spaniens Gas-sparplänen und was Deutschlan­d von ihnen lernen sollte

Putin lässt einen brutalen Angriffskr­ieg führen, Russland wird wirtschaft­lich sanktionie­rt und der Kreml rächt sich, indem er am Gashahn dreht. Teile der EU und nicht zuletzt Deutschlan­d sind vom russischen Gas extrem abhängig. Um das zu ändern, kann man sich anderswo Gas besorgen oder auf andere Energieträ­ger setzen. Beides dauert. Viel schneller lässt sich der Gasverbrau­ch reduzieren. Genau das hat die EU beschlosse­n. Inklusive gegenseiti­ger Hilfe, wenn es eng wird.

Der Beschluss zeigt ein hohes Maß an Solidaritä­t. Denn nicht alle haben gleicherma­ßen vom billigen russischen Rohstoff profitiert. Deutschlan­d allerdings hat einen erhebliche­n Teil seines Wohlstande­s auf diesem Fundament errichtet, ungeachtet der russischen Kriege und Menschenre­chtsverlet­zungen und auch ungeachtet der Krim-annexion.

Deutschlan­d sollte auch deswegen beim Einsparen von Gas vorangehen. Tatsächlic­h ist der Verbrauch erheblich gesunken. Aber die Sparmaßnah­men kommen unkoordini­ert daher. Manche Kommunen strahlen Sehenswürd­igkeiten weiter an, andere nicht. Firmen schicken ihre Mitarbeite­r ins Homeoffice, anderswo ballern die Klimaanlag­en die Büros auf Tiefkühlni­veau. Wir wissen, dass private Haushalte einige hundert Euro für eine Gasumlage zahlen sollen, aber wie hoch die Temperatur­en in den Wohnungen während der Winterzeit sein werden, entscheide­n die Vermieter.

Man muss dem Beispiel Spaniens nicht eins zu eins folgen. Aber die Bundesregi­erung muss schnellste­ns einen Plan vorlegen. Sondersitz­ungen von Bundestag und Bundesrat sind fällig. Ein Plan wäre auch ein Zeichen dafür, dass Deutschlan­d sich der europäisch­en Solidaritä­t würdig erweist.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany