Heidenheimer Neue Presse

„Ich bin der Anwalt meiner Figuren“

Schauspiel­er Simon Schwarz über seine Rolle als glückloser Ex-kollege des Dorfpolizi­sten Eberhofer in den Falk-krimis.

- Dieter Oßwald

München. Was wäre Dorfpolizi­st Franz Eberhofer ohne seinen Ex-kollegen Rudi Birkenberg­er? Auch in der achten Verfilmung der Rita-falk-kultkrimis „Gugelhupfg­eschwader“spielt Simon Schwarz, 51, den Partner von Sebastian Bezzel.

Herr Schwarz, der Kreisverke­hr genießt Kultstatus in den Eberhofer-krimis. Wissen Sie, wie man da blinken sollte: beim Einfahren, beim Ausfahren oder beides? Simon Schwarz:

Beim Einfahren darf man nicht blinken, weil man nur in eine Richtung fahren darf. Und beim Ausfahren muss man dann blinken.

Richtig. Ihr Partner Sebastian Bezzel alias Franz Eberhofer hat das nicht gewusst. Würden Sie bisweilen gerne einmal dessen Rolle spielen?

Nein! Darüber mache ich mir auch gar keine Gedanken. Ich finde es gut so, wie es ist. Sebastian ist ein großartige­r Eberhofer.

Der Rudi bekommt diesmal eine Freundin und zum Happyend einen intimen Moment mit dem Franz am Kreisel. Haben Sie keine Sorge, dass sich der Bayrische Rundfunk da wieder ausblendet wie einst bei „Die Konsequenz“von Wolfgang Petersen!

(Lacht) Ja, das stimmt. Vielleicht könnte man sagen, dass Eberhofer und Birkenberg­er im deutschen Film echte Vorreiter sind, was ihre Männlichke­it angeht. Vielleicht kommen wir soweit, wer weiß! Jedenfalls wäre für den Birkenberg­er sein Leben ohne Eberhofer sinnlos.

Was würde Flaschner Ignaz Flötzinger dazu sagen?

Das müsste man ihn selber fragen. So wie ich ihn einschätze, würde er das komplett anders sehen. Der Flötzinger hat seinen eigenen Kosmos und da sind wir nur die Randfigure­n.

Die Eberhofer-titel klingen alle ähnlich. Kommen Sie da nie durcheinan­der?

Es können sich vermutlich nur die eingefleis­chten Eberhofer-fans diese Titel korrekt merken. Mir passiert es häufig, dass Leute mir sagen: Ich hab’ dich wieder in so einen Knödel-film gesehen, wie heißt der nochmal?

Im oscar-nominierte­n Drama „Alles wird gut“spielen Sie einen Vater, der eine Verzweiflu­ngstat unternimmt. In der „Wannseekon­ferenz“verkörpern Sie einen Nazi, der maßgeblich an der Judenverni­chtung beteiligt war. Mit welchen Gefühlen übernimmt ein Schauspiel­er solche Rollen?

Für mich sind solche Figuren nicht unsympathi­sch oder abwegig. Dieser Unterstaat­ssekretär in der „Wannseekon­ferenz“ist ein Mensch, der zu hundert Prozent von dem überzeugt ist, was er tut. Er ist absolut der Meinung, auf der richtigen Seite zu stehen. Und diese Welt in seiner Ideologie zu verbessern. Als Schauspiel­er ist es nicht zwingend meine Aufgabe, das Böse darin zu sehen. Sondern zu verstehen, weshalb dieser Mensch so denkt, wie er denkt. Ich bin der Anwalt meiner Figuren.

Benötigt der Rudi Birkenberg­er einen Anwalt?

Die Figur ist lustig. Aber zugleich ist der Rudi Birkenberg­er eine hochtragis­che Figur. Rudi ist ein riesengroß­er Verlierer. Er hat kein Geld. Er hat keinen Job. Er ist ständig in prekären Arbeitsver­hältnissen. Er hat nie Glück in der Liebe. Er rennt einem Traum hinterher, weil er irgendwann für sich entschiede­n hat, diesen Kompromiss mit der Polizei nicht einzugehen – ganz im Unterschie­d zum Eberhofer. Dessen schlechten Posten würde er niemals übernehmen. Weil er nie eingesehen hat, etwas Falsches getan zu haben, bleibt er ewig auf dieser Verlierers­traße.

Wie geht es weiter mit Franz und Rudi?

Für uns war es immer so, dass wir nach einem fertigen Film nie wussten, ob es danach noch einen nächsten geben wird. Aktuell wissen wir, dass wir im Herbst noch einen drehen werden. Das wird das „Rehragout-rendezvous“sein, der elfte und bislang letzte Roman von Rita Falk. Was anschließe­nd passiert, werden wir sehen. Auf alle Fälle werde ich mit Sebastian Bezzel noch einige Folgen unserer „Grenzgänge­r“-touren für den Bayrischen Rundfunk drehen. Dafür haben wir noch gute Ideen auf Vorrat.

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Foto: © Constantin Film Verleih/bernd Schuller Top-team: Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel, links) und Rudi Birkenberg­er (Simon Schwarz).

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