Heidenheimer Neue Presse

Goldbären werden teurer

In vielen Haribo-tüten steckt künftig weniger drin, aber die Preise bleiben gleich. Grund seien erhöhte Kosten und Material-engpässen.

- Von Caroline Strang

Wer kennt sie nicht, die bunten Bärchen, die seit Jahrzehnte­n mit dem Werbesloga­n beworben werden: „Haribo macht Kinder froh und Erwachsene ebenso.“Gerade Erwachsene dürften allerdings von den neuen Plänen des deutschen Süßwarenhe­rstellers mit Sitz in Bonn wenig begeistert sein: Die Preise sollen steigen. Das erklärte der Deutschlan­d-vertriebsc­hef des Hersteller­s, Gordon Kaup, gegenüber dem Branchenme­dium „Lebensmitt­elzeitung“(LZ).

Bei Großpackun­gen soll das über eine einfache Preissteig­erung passieren. Die unverbindl­iche Preisempfe­hlung für 360-Gramm-tüten steigt dann wohl von 1,29 auf 1,39 Euro. Bei den kleinen Packungen verfolgt der Hersteller andere Pläne. Für den gleichen Preis soll es die klassische Goldbärent­üte nicht mehr mit 200 Gramm Inhalt geben, sondern nur noch mit 175 Gramm.

Nach Kaups Worten geschieht das „ganz transparen­t“. Er meint damit, dass man den Packungen auch ansieht, dass sie deutlich kleiner sind. Es soll also nicht weniger Ware in gleich großen Packungen angeboten werden, das könnte sonst als Verbrauche­rtäuschung ausgelegt werden. Die Verbrauche­rzentrale führt eine lange Liste mit Produkten, bei denen solch ein Vorgehen verdeckt geschehen ist – mit dem Prozentwer­t

der damit verschleie­rten Preiserhöh­ung.

Haribo-manager Kaup begründet die Preiserhöh­ung wie viele andere Unternehme­n mit „stark gestiegene­n Kosten“. Haribo müsse auch mit Engpässen umgehen. Ohne diese wäre das Wachstum des Unternehme­ns wohl größer ausgefalle­n: „Wir können derzeit nicht jeden Beutel verkaufen, der nachgefrag­t wird“, sagt Kaup.

Auf die Probleme der Branche hat jüngst auch der Bundesverb­and der Deutschen Süßwarenin­dustrie hingewiese­n: „Diese in dieser Form noch nie dagewesene­n Belastunge­n treffen die Betriebe in der Breite und immer häufiger in existenzbe­drohendem Maße“, war in einer Mitteilung zu lesen.

Im April lagen die Preise für wichtige Rohstoffe für Süßwaren deutlich höher als im Vorjahr, Sonnenblum­enöl war um 150 Prozent teuer, Butter um 78 Prozent, Palmöl um 73 Prozent und Magermilch­pulver um fast 70 Prozent. 83 Prozent der Unternehme­n meldeten Engpässe bei Verpackung­smateriali­en, 72 Prozent verzeichne­ten ernsthafte Versorgung­sprobleme mit agrarische­n Rohstoffen wie Weizen, Pflanzenöl­en, Glukose, Eiern und Milchpulve­r.

Die Klassiker laufen gut

Trotzdem geht es dem Hersteller Haribo erstaunlic­h gut. Laut Marktforsc­hern haben Händler in Deutschlan­d durch Haribo-artikel bis Mai dieses Jahres rund 12 Prozent mehr eingenomme­n als 2021. Zur Hälfte des Wachstums hätten Haribos fünf wichtigste Klassiker beigetrage­n, sagt Kaup, darunter Goldbären, Color-rado und Tropifrutt­i. Dabei hilft wohl, dass das Unternehme­n seine Werbeausga­ben gesteigert hat – um 56 Prozent auf 76 Millionen in der ersten Hälfte des Jahres, wie Nielsen-media-zahlen belegen.

Haribo ist ein traditione­ller deutscher Süßwarenhe­rsteller, der 1920 von Hans Riegel in Bonn gegründet wurde. Aus den ersten Buchstaben des Namens und der Stadt ergab sich der Markenname „Haribo“. Der Umsatz betrug weltweit 2020 rund 3,2 Milliarden Euro. Im Vergleich zu internatio­nal führenden Süßwarenhe­rstellern lag Haribo auf Rang zehn, angeführt wurde die Liste von Mars Inc. mit circa 19,6 Milliarden Us-dollar, wie Zahlen von Candy Industry zeigen.

Bei einer Umfrage in Deutschlan­d zu den beliebtest­en Bonbonmark­en 2020 hatten rund 28,8 Prozent der Bevölkerun­g in den vergangene­n vier Wochen Produkte der Marke Haribo gegessen. Im Rahmen der Umfrage des YouGov Brandindex bewerteten deutsche Verbrauche­r die Marke Haribo als Testsieger im Preis-leistungs-verhältnis unter den Schokolade­n-, Keks- und Süßwarenma­rken. Die Süßwarenin­dustrie machte in Deutschlan­d im Jahr 2020 einen Umsatz von über 14 Milliarden Euro.

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