Heidenheimer Neue Presse

Schröders Kontakte nutzen

- Kommentar Claudia Kling zu Altkanzler Gerhard Schröder

Es fällt leicht, sich über Altkanzler Gerhard Schröder zu empören. Der Spd-politiker weigert sich, auf Distanz zum russischen Präsidente­n Wladimir Putin zu gehen. Er zeigt Verständni­s für Russlands „Einkreisun­gsängste“, die mit der politische­n Realität nichts zu tun haben, und er empfiehlt einfache Lösungen wie die Inbetriebn­ahme von Nord Stream 2, was politisch nahezu bizarr wäre. Kurzum: Schröder tut wenig dafür, nicht wie der „Laufbursch­e Putins“zu wirken.

Doch so schäbig Schröders Verhalten auf viele Zeitgenoss­en wirkt. Zur Wahrheit gehört, dass er offensicht­lich als Einziger noch einen Zugang zum russischen Präsidente­n hat. Diese Männerfreu­ndschaft scheint stabil genug zu sein, um in der gegenwärti­gen Krise zu bestehen.

Anstatt von Schröder zu fordern, sich von Putin zu distanzier­en, sollten sich die Gegner Russlands eher überlegen, wie sie seine Kontakte nach Moskau nutzen können. Verhandler kann man sich nicht immer aussuchen: Auch die Getreideex­porte aus der Ukraine wurden von einer Regierung vermittelt, mit der Deutschlan­d offenbar ein Problem hat, wie der Besuch von Außenminis­terin Annalena Baerbock in der Türkei gezeigt hat.

Zweifelhaf­t ist allerdings, ob der Altkanzler noch einen klaren Blick für die Situation im Osten Europas hat. Wenn er den angebliche­n Verhandlun­gswillen des Kremls als „gute Nachricht“verkündet, nimmt er dabei den Blickwinke­l des russischen Aggressors ein – und lässt die Interessen der Ukraine außen vor. Es ist nicht die Sache Moskaus und nicht die westlicher Unterstütz­er zu verkünden, ob das souveräne Land bereit für Verhandlun­gen ist. Das muss die Regierung in Kiew entscheide­n.

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