Grundwasser leidet unter der Dürre
Experten erwarten keine weiträumigen Engpässe, schließen aber punktuell Probleme nicht aus.
Karlsruhe. Die Vorkommen an Grundwasser in Baden-württemberg schwinden in diesem Sommer ungewöhnlich stark. „Vielerorts wurden für den Juli die niedrigsten Werte seit 30 Jahren erreicht“, teilte die Landesanstalt für Umwelt Baden-württemberg (LUBW) in ihrem aktuellen Monatsbericht über die Wasservorräte mit. Der Grund: die anhaltende Trockenheit. Für den Monat August prognostizieren die Experten weitere Rückgänge. Der letzte regenreiche Monat war der April.
„Mit großräumigen Engpässen in der Wasserversorgung ist aufgrund der aktuellen Beobachtungen nicht zu rechnen“, hieß es weiter. Die LUBW schließt jedoch nicht aus, dass es bei anhaltender Regenarmut in Gebieten mit Quellwasser-versorgung „im weiteren Jahresverlauf“zu einer Wasserknappheit kommen kann.
Insgesamt bewegten sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen im Juli auf niedrigem Niveau. An rund 90 Prozent der Messstellen würden Werte unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum gemessen. Im Iller-riß-gebiet und in der Rheinschiene seien die Rückgänge „sehr ausgeprägt“, heißt es in dem Bericht. Auch bei den Quellen gebe es deutliche Rückgänge, etwa an der Bronnbachquelle in Rottenburg.
Schon im Juni seien die Grundwasser-verhältnisse im Südwesten
„an der Grenze“gewesen, an einigen Stellen bereits „ungewöhnlich“, sagte der Leiter des Grundwasserreferats der LUBW, Jörg Heimler, auf Anfrage. Im Juli seien die Grundwasserstände dann generell weiter gesunken. „Wir erwarten bis Herbst keine Besserung“, so Heimler. Die Situation sei aber noch nicht dramatisch – anders als für die Vegetation, die massiv unter der Trockenheit leide.
Grundsätzlich gebe es beim Grundwasser deutliche „Klimasignale“, fügte Heimler hinzu. In früheren Jahren hätten sich die Grundwasserstände im Winter stets stabilisiert. Darauf könne man heute nicht mehr zählen. Man wisse nicht, „wann der nächste große Regen kommt“, sagte der Referatsleiter. Er hoffe auf Oktober oder November. Die Niederschläge müssten dann aber auch im Grundwasser ankommen. Dafür seien mehrere Tage Regen notwendig. Grundsätzlich hält Heimler es aber für realistisch, dass man sich beim Grundwasser bis zum Jahresende wieder „im Mittel“bewege.
2021 hatte sich das Grundwasser nach einem regenreichen Sommer noch etwas erholt. Die Jahre 2020, 2018 und 2015 waren aber ebenfalls zu trocken und hatten den Beständen zugesetzt. Klimaprognosen des Landes gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 in manchen Landesteilen bis zu 20 Prozent weniger Grundwasser neu gebildet werden.
Im Südwesten werden nach Angaben des Umweltministeriums rund 72 Prozent des Trinkwassers aus Grund- und Quellwasser gewonnen.