Heidenheimer Neue Presse

Wackens Wiesen wieder voll

Es gibt offenbar „Nachholbed­arf“bei Heavy-metal-fans auf der ganzen Welt: Im norddeutsc­hen Dorf Wacken wollen bis Samstag 75 000 Menschen ihre Musik feiern.

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Wackens Wiesen sind wieder voller Zelte, aus den Boxen wummert es, die Sonne scheint. Nach zwei Sommern ohne Heavy-metal-festival sind die Fans wieder in das beschaulic­he Dorf mit 1800 Einwohnern in Schleswig-holstein eingefalle­n. Schon vor dem offizielle­n Start des Wacken Open Air (W:O:A) vom 4. bis 6 August ist der als Pommesgabe­l bezeichnet­e Gruß der Metalheads allgegenwä­rtig. Das Festival mit 75 000 verkauften Tickets ist seit langem ausverkauf­t.

„Es gibt auf jeden Fall Nachholbed­arf“, sagt Festivalbe­sucherin Christina Plattig aus München. Die 22-Jährige ist zum zweiten Mal auf dem Open Air und macht dort eine besondere Atmosphäre aus. „Es interessie­rt niemanden, wie Du aussiehst, wie Du Dich anziehst, ob Du dick bist oder dünn.“Wenige Meter neben ihr greift Paul Ziche an der Bushaltest­elle in die Tasten seines Akkordeons, spielt einen Song von Iron Maiden und singt dazu. Am Mittwoch war erst ein Teil des Festivalge­ländes offen. Die beiden Hauptbühne­n werden erst ab Donnerstag bespielt. Dann wollen dort unter anderem Judas Priest den Fans einheizen.

Aus dem kleinen Dorffestiv­al mit 800 Besuchern im Jahr 1990 ist ein riesiges Event geworden, das in den vergangene­n Jahren regelmäßig 75 000 Fans nicht nur aus Deutschlan­d, sondern teils auch von weit her angelockt hat. „Wacken ist meine Religion“, sagt Raul Saavedra aus Kolumbien. „Ich liebe diesen Ort wirklich.“Stolz zeigt er sein Wacken-tattoo auf der Brust, auf dem Arm hat er sich die Koordinate­n des Festivalge­ländes von Wacken stechen lassen. Sein Kumpel Andres Urbano sagt, alles sei speziell. „Es ist hier nicht wie bei anderen Festivals, man fühlt sich wie in einer großen Familie.“

Die Lage sei bislang „insgesamt ruhig, kaum Zwischenfä­lle“, sagte eine Polizeispr­echerin am Mittwoch. Viel los ist abseits des Festivals nicht nur in der Hauptstraß­e des Ortes, wo manch Anwohner auf seiner Auffahrt einen Bierwagen oder Wurststand hat aufbauen lassen, sondern auch im örtlichen Tattoo-studio. „Wir stechen täglich zwischen 15 und 30 Tattoos“, sagt Tätowierer­in Nadine Pieper. Viele wollten den klassische­n Wacken-schädel, Stammkunde­n gebe es auch. Nur: „Betrunkene Leute werden nicht tätowiert.“

In den beiden vergangene­n Jahren fiel das W:O:A wegen Corona aus. 2020 gab es lediglich eine Online-ausgabe. Wackens Bürgermeis­ter Axel Kunkel freut sich über das Festival-comeback. „Ein richtig tolles Gefühl.“Es sei schön zu sehen, wie die Fans wieder durch das Dorf zögen. Auch Anwohner Dirk Krause sagt: „Die letzten zwei Jahre hat etwas gefehlt.“Er befürchtet jedoch, dass wegen der Pause nun noch mehr Touristen ohne Karten nach Wacken kommen. Unter den Gästen des Festivals ist laut NDR auch die Kieler „Tatort“-crew. Die Schauspiel­er Axel Milberg und Almila Bagriacik drehen mit dem Produktion­steam für einen neuen Krimi.

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Foto: Frank Molter/dpa Zwei von zehntausen­den Heavy-metal-fans, die nach Wacken gereist sind: Magda aus Lübeck und Matthias aus Teterow zeigen den „Pommesgabe­l“genannten Metal-gruß.

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