Liebes Wetterwidget,
erst vorige Woche hat sich bei uns ein Leser gemeldet und die Anglizismen bemängelt, die in der Zeitung verwendet werden. Können wir nicht deutsch schreiben? Recht hat er. Warum ein englisches Wort verwenden, wenn es ein Deutsches gibt.
Leider, liebes Wetter-widget, kenne ich kein deutsches Wort für Dich. Deshalb braucht es eine Erklärung, bevor ich weiter über Dich schreibe. Du bist ein kleines Programm auf unseren Rechnern, das sich selbst mit Informationen versorgt. Damit hältst Du uns, wenn wir im Tunnelblick auf den Bildschirm starren und die Welt um uns ausblenden, auf dem Laufenden. Seien es die Termine, die Du einblendest beim Kalenderwidget, unsere voraussichtliche Wegstrecke, die uns das Karten-widget vorschlägt oder eben das Wetter. Was täten wir nur ohne Dich. Aus dem Fenster zum Himmel schauen vielleicht?
Du zeigst uns an, wenn Regen bevorsteht oder wenn ein Sturm aufzieht. Manchmal hast Du Recht, manchmal nicht. Da ähnelst Du ganz Deiner großen Schwester, der Wettervorhersage.
Diese Woche überraschst Du, liebes Wetter-widget, mit einem neuen Hinweis den ich noch nie zuvor am Bildschirmrand gesehen habe: „Hitzewelle“. Dieses Wort ploppt am unteren Bildschirmrand auf neben Datumsund Uhranzeige, Batteriestatus und W-lan-symbol.
Dass es heiß wird, habe ich zwar geahnt, aber dieses Wort auf dem Bildschirm macht es amtlich. Kaum aufgeploppt, verschwindet der Hinweis und wird ersetzt durch die aktuelle Temperaturangabe von 20 Grad und eine knallig gelbe Sonne. Der Wert klettert im Halbstundentakt nach oben, bis er nachmittags 32 Grad anzeigt.
Ob das stimmt, kann ich leider nicht mehr überprüfen. Denn ich habe Deine Warnung ernst genommen. Um mich vor der Hitzewelle zu schützen, habe ich mich verbarrikadiert. Alle Jalousien sind geschlossen, die Vorhänge zugezogen. Tschüss Sonne, willkommen Dunkelheit. Dorthin verirrt sich kein Sonnenstrahl. Aber wer braucht den schon, wenn er sich auf seine Widgets verlassen kann.
Kühl ist es übrigens dennoch nicht. Aber das, liebes Wetterwidget, liegt nicht an Dir. Du hast Dein Möglichstes getan. Danke. Aber Du liest das ja eh nicht.