Mehr Schub im Nachhinein
Die kleine Manufaktur Aden mit Sitz in Wernau stellt elektrische Nachrüstsets für Fahrräder her. Der Markt boomt. Doch was gilt es zu beachten?
Der Flur steht voll. Ein Mountainbike reiht sich ans nächste. „Das sind unsere Testräder“, sagt Patric Lang beim Blick auf den Fuhrpark. Am Wochenende war ein Motorcross-event, da sind die Räder präsentiert worden. Einige sind staubig, augenscheinlich saß jemand drauf. Was die Firma Aden in Wernau (Kreis Esslingen) herstellt, interessiert viele Freizeitsportler. Sie hat einen elektrischen Hinterrad-antrieb entwickelt, der, so die Firmenaussage, an nahezu jedes Fahrrad montiert werden kann.
Im Angebot hat Aden zwei Produkte: das Powerkit Go, das mit 250 Watt Nennleistung aus einem Fahrrad ein Allround-pedelec macht, mit dem man bis zu 25 Kilometer pro Stunde fahren kann – mehr ist auf der Straße nicht erlaubt –, sowie das Powerkit Sport mit 1300 Watt und bis zu 35 km/h speziell für den Geländebereich. Eine noch leistungsfähigere Version ist in Arbeit. Der Antriebsring an den Speichen, der Motor, der Akku an der Trinkflaschenhalterung und der Daumenhebel am Lenker seien einfach anzubringen, sagt Patric Lang.
Die kleine Firma gibt es seit 2015. „Wir sind zu fünft“, sagt der Elektronikermeister, der mit seinem Vater die Geschäfte führt. In der Produktionshalle stehen gewaltige Dreh- und Fräsmaschinen, an denen die Teile hergestellt werden, in der Montagehalle werden Motoren, Akkus und Co. zusammengesetzt. Die Handarbeit hat ihren Preis. Das Powerkit Go ist für knapp 1800 Euro zu haben, die Sport-variante für knapp 2100 Euro. Dafür erhalte man eine extra leichte Ausrüstung
made in Germany mit nur 3,6 Kilo Gewicht. Die Sport-variante sei etwas schwerer, doch trage der Fahrer den Akku hier im Rucksack. „Bei den meisten Kunden ist es so, dass sie umsteigen wollen und schon ein gutes Rad haben und es nicht einsehen, sich ein neues zu kaufen“, erklärt Lang. Auch das geringe Gewicht sei attraktiv. „Ein fertiges E-bike ist in der Tendenz schwerer, außer bei einem Spitzenhersteller, aber da zahlt man dann gleich 10 000 Euro“, sagt der 31-Jährige.
Fahrräder mit elektrischer Verstärkung boomen, ebenso Nachrüstsets für Fahrräder. Man erhält diese online in verschiedenen Varianten und Preisklassen. Belastbare Verkaufszahlen gibt es nicht, sagt Anke Schäffner vom Zweirad-industrie-verband (ZIV), aber das breite Angebot und die Masse an Youtube-videos zum Thema belegten das Interesse.
Unkritisch sieht sie das Nachrüsten nicht. „Es gibt eine Fahrradnorm, und es gibt eine Pedelecnorm. Beides hat verschiedene Sicherheitsanforderungen.“Es gehe auch um Haftungsfragen. Sowohl der ADFC als auch der Tüv-verband warnen gar davor, eigenständig Hand anzulegen. Vor dem Kauf solle genau geprüft werden, ob das Fahrrad dem Tuning gewachsen sei. „Einen Umbau zum E-bike sollte nur in Betracht ziehen, wer sich mit Fahrradtechnik auskennt und die entstehenden Risiken realistisch einschätzen kann“, heißt es in einer Tüv-mitteilung. Durch den E-antrieb und das Zusatzgewicht von bis zu neun Kilo wirkten andere Kräfte. Ein E-vorderradantrieb etwa verlange nach einer besonders stabilen Gabel. Zudem verfalle nach der Umrüstung die Garantie des Fahrrad-herstellers.
Lang kennt die Meldungen – und stört sich an ihrer Pauschalität. „Wir haben wertige Produkte, die über Jahre an verschiedenen Rädern getestet wurden und gut funktionieren“, alle Komponenten seien geprüft. Zwar seien auch die Aden-sets zur Selbstmontage, doch man stehe Kunden mit intensiver Beratung zur Seite und biete Erklär-videos an. Wer wolle, könne sich den Motor vor Ort einbauen lassen.
Für Anke Schäffner vom ZIV ist eine Betreuung grundsätzlich positiv. „Diese Do-it-yourself-nachrüstsets lehnen wir ab, wenn es über den Fachhandel passiert, ist es etwas anderes“, sagt sie. Sie rät Interessenten, auf Qualität zu achten. Einbausets für 160 Euro, wie man sie im Internet findet, erschienen ihr „dubios“.
Ausgelastet ist Aden noch nicht. Etwa 500 Kits stellt die Firma laut Patric Lang aktuell pro Jahr her. „Nächstes Jahr peilen wir auf jeden Fall über 1000 Stück an“, sagt er. Er hofft, dass der BikeTrend anhält. „Durch den Fahrradboom sind viele kleine Edelschmieden groß geworden.“
Nicht jedes Fahrrad ist fürs Tuning geeignet.