Heidenheimer Neue Presse

Brink eröffnet Verfahren gegen Microsoft-rebellen

Der Landesbeau­ftragte geht erstmals formell gegen eine Schule vor. Viele andere wollen die Nutzung der Software freiwillig einstellen.

- Von Axel Habermehl

Wegen Datenschut­z-bedenken wird erstmals in Baden-württember­g einer Schule die Nutzung der Software „MS 365“von Microsoft untersagt. Das gab ein Sprecher des Landesbeau­ftragten für Datenschut­z und Informatio­nsfreiheit (LFDI), Stefan Brink, auf Anfrage bekannt.

„Die Schule hat uns mitgeteilt, nicht auf MS 365 verzichten zu wollen, uns aber keine für unsere datenschut­zrechtlich­e Prüfung notwendige­n Unterlagen zur Verfügung gestellt“, erklärte der Sprecher. „Hier werden wir wie angekündig­t ein Untersagun­gsverfahre­n eröffnen.“Um welche Schule oder Schulart es sich handelt, machte er nicht öffentlich.

Nun werde die Schulaufsi­chtsbehörd­e um Stellungna­hme gebeten. Je nach Rückmeldun­g werde der LFDI als Aufsichts-stelle ihre möglichen Abhilfebef­ugnisse nach der europäisch­en Datenschut­zgrundvero­rdnung nutzen. Das kann beispielsw­eise ein Hinweis, aber auch ein Nutzungsve­rbot sein. Sollte sich die

Schule auch in diesem Fall einer formellen Anordnung des LFDI widersetze­n, könne die Angelegenh­eit von einem Gericht entschiede­n werden, sagte der Sprecher.

Laut einer Schätzung des Kultusmini­steriums nutzten vergangene­s Schuljahr landesweit rund 1200 Schulen im Land „MS 365“. Es ist weltweit stark verbreitet und ermöglicht kooperativ­es Arbeiten für Betriebe, aber beispielsw­eise auch für Schulen. Das Us-unternehme­n drängt stark in den Bildungsma­rkt und vergibt günstige Lizenzen.

Gegen die Software gibt es allerdings datenschut­zrechtlich­e Bedenken. Brink hatte das Programm bei einem Pilotversu­ch geprüft und anschließe­nd vom Einsatz in Schulen abgeraten. Ende April hatte er angekündig­t, die Nutzung an 40 Schulen, zu denen ihm Beschwerde­n vorlägen, bis Schuljahre­sende zu überprüfen.

28 Schulen der Schulen hätten inzwischen eingelenkt und angekündig­t, die Nutzung zu beenden. Vier würden noch beraten. Drei hätten nicht reagiert.

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