Heidenheimer Neue Presse

Ruf nach Einheitlic­hkeit

Die Ampel will das Infektions­schutzgese­tz ändern. Geplante Ausnahmen und fehlende Grenzwerte lösen aber Kritik aus.

- Hajo Zenker

Berlin. Aus Politik und Verbänden sowie von Wissenscha­ftlern mehren sich die Stimmen, die eine Nachbesser­ung der ab Herbst geplanten Corona-maßnahmen fordern. So hält der Cdu-gesundheit­spolitiker Michael Hennrich die geplante Änderung des Infektions­schutzgese­tzes für zu komplizier­t: „Klare, für jeden Bürger verständli­che Regelungen wären zielführen­der“, sagte er dieser Zeitung. Hennrich plädiert etwa „für ein konsequent­es Maskenregi­me“. Eine Maskenpfli­cht in Innenräume­n solle generell möglich sein – „und fertig“. Dies mit der Frage zu vermischen, ob man in den vergangene­n drei Monaten geimpft worden oder genesen sei, halte er für falsch.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) und Justizmini­ster Marco Buschmann (FDP) haben in ihrem Gesetzentw­urf unter anderem verankert, dass die Länder ab Oktober eine Maskenpfli­cht im öffentlich­en Nahverkehr und in öffentlich zugänglich­en Innenräume­n erlassen können. Wobei es aber etwa in Restaurant­s oder Fitnessstu­dios möglich sein soll, dass man mit einer Maske wie auch ohne Eintritt erhält, aber mit einem Nachweis, gerade getestet oder „frisch“geimpft oder genesen zu sein. Ob die „Frisch“-regelung mit ihrer Drei-monats-frist auch die Impfkampag­ne angesichts der bestellten Omikron-vakzine ankurbeln soll, ist unklar.

Klare Kriterien

Auch die Tatsache, dass es, im Gegensatz zu früheren Phasen der Pandemie, keinerlei Schwellenw­erte geben soll, nach deren Erreichen zusätzlich­e Maßnahmen nötig sind, stößt auf Kritik. So forderte Ärztepräsi­dent Klaus Reinhardt „klar definierte Kriterien“.

Auch der Chef der Deutschen Krankenhau­sgesellsch­aft, Gerald Gaß, vermisst Klarheit darüber, anhand welcher Indikatore­n eine Gefährdung der Gesundheit­sversorgun­g festgestel­lt werden soll. Der Virologe Hendrik Streeck forderte eindeutige Vorgaben

für die Länder, wann diese die Maskenpfli­cht an Schulen einführen sollen. Sonst drohe Deutschlan­d ein Flickentep­pich. Der Virologe Martin Stürmer plädiert für eine bundesweit­e Maskenpfli­cht im Nahverkehr.

Bayerns Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) verlangt ebenfalls einheitlic­here Kriterien. Es müsse doch, sagte er dem Sender Phoenix, transparen­t sein: „Wann wird der Schalter in welche Richtung umgelegt? Und da sind halt nach wie vor sehr, sehr viele Fragen offen.“

Das Corona-konzept sieht unter anderem eine bundesweit­e Maskenpfli­cht in Fernzügen und Flugzeugen vor. Zudem soll eine Masken- und Testpflich­t in Kliniken und Pflegeeinr­ichtungen gelten. Auch hier sind von den Tests „frisch“Geimpfte oder Genesene ausgenomme­n, was die Deutsche Stiftung Patientens­chutz kritisiert. Eine Maskenpfli­cht in der Schule soll möglich sein – aber erst ab dem fünften Schuljahr.

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