Heidenheimer Neue Presse

Weitere Entlastung nötig

- Kommentar Michael Gabel zur Energiekri­se

Energiekon­zerne machen in der Krise Milliarden­gewinne, und die Bürgerinne­n und Bürger müssen sparen, bis es quietscht – das passt nicht zusammen. Zwar ist kein Aufstand deutscher „Gelbwesten“zu befürchten. Auch sind die Parteien von den Rändern, die von dieser Situation profitiere­n müssten, derzeit so sehr mit sich selbst beschäftig­t, dass von ihnen keine Gefahr für das politische Establishm­ent ausgeht. Dennoch sollte die Bundesregi­erung das Gefühl vieler Menschen, dass manche zur Bewältigun­g der Energiekri­se sehr viel und andere gar nichts beisteuern, sehr ernst nehmen.

Immerhin: Die Ampel-koalition hat früh versucht, die Bevölkerun­g punktuell zu entlasten. Über den Sinn der einzelnen Maßnahmen – Senkung der Spritkoste­n, 9-Euro-ticket, Arbeitnehm­erzuschuss, der nicht für Rentner gilt – kann man streiten. Aber das Signal

ist angekommen: Die Bundesregi­erung will die Bevölkerun­g in der Not nicht alleinlass­en.

Nur werden die bisherigen Hilfsleist­ungen in dem wahrschein­lichen Fall, dass Russland weiterhin kaum Gas liefert, bei weitem nicht ausreichen. Eher früher als später muss deshalb ein weiteres Entlastung­spaket kommen, das zumindest dem ärmeren Teil der Bevölkerun­g die größte Last von den Schultern nimmt.

Die Pandemie hat Deutschlan­d mithilfe klug eingesetzt­er Instrument­e wie Kurzarbeit­ergeld und Mietzuschü­ssen für Gewerbetre­ibende einigermaß­en gut überstande­n. Dieses Vorgehen sollte eine Art Blaupause für die Bewältigun­g der aktuellen Energiekri­se sein. Beides sind Ausnahmesi­tuationen, die solche Mittel rechtferti­gen. Danach müssen die Staatskass­en wieder aufgefüllt werden – zur Not mit Steuererhö­hungen.

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