Heidenheimer Neue Presse

Immobilien­boom spielt in die Karten

Große Geldsorgen plagen den Landkreis Heidenheim derzeit nicht. Vor allem die Grunderwer­bsteuer spült Geld in die Kasse. Dennoch blickt Kreiskämme­rer Jürgen Eisele mit Vorsicht in die Zukunft.

- Von Karin Fuchs

Schon das Jahr 2021 lief für den Landkreis Heidenheim wesentlich besser als geplant. Dieser Trend setzt sich fort, wie der Finanzzwis­chenberich­t für das zweite Quartal 2022 zeigt, den Kreiskämme­rer Jürgen Eisele dem Kreistag vor der Sommerpaus­e vorstellte.

Erfreulich sei, dass eine kommunale Beteiligun­g am Rettungssc­hirm ÖPNV nicht mehr im Raum stehe, schickte Eisele voraus. Die Defizite, die durch den coronabedi­ngten Fahrgastau­sfall entstanden seien, werden zu 100 Prozent ausgeglich­en.

Nun zeichnet sich für das Jahr 2022 wiederum eine Verbesseru­ng von 4,1 Millionen Euro ab. Im Haushaltsp­lan war man noch von einem Fehlbetrag von 1,16 Millionen Euro ausgegange­n. Eisele rechnet mit einem ordentlich­en Ergebnis von insgesamt 2,94 Millionen Euro. Und das bei einem geplanten Gesamtvolu­men von 178 Millionen Euro. Der Kämmerer ist jedoch vorsichtig: Nicht eingepreis­t seien die Risiken, die sich aus den Preissteig­erungen und der Energiekri­se ergeben könnten.

Woher die guten Finanzen rühren

Die Verbesseru­ng sei wesentlich auf Gesetzesän­derungen im sozialen Bereich, die weiter sehr positive Entwicklun­g der Grunderwer­bsteuerein­nahmen, die höheren Finanzzuwe­isungen für das laufende Jahr 2022 sowie auf die Nachzahlun­g und rückwirken­de Erstattung­en des Landes im Zusammenha­ng mit der Corona-pandemie zurückzufü­hren, so Eisele.

Bei der Grunderwer­bssteuer verlief das erste Halbjahr 2022 besser als geplant. Eisele geht davon aus, dass bei gleichblei­bender Wirtschaft­slage Mehreinnah­men in Höhe von 1,5 Millionen Euro erreicht werden können. 840.000 Euro mehr als erwartet kommen nach der Mai-steuerschä­tzung voraussich­tlich auch vom Land in Form von Zuweisunge­n.

Ob und wie sich die Einnahmen aus der Grunderwer­bsteuer im zweiten Halbjahr entwickeln, bleibe abzuwarten. „Ich freue mich, wenn es weiterhin so positiv läuft, aber es trübt sich doch etwas ein“, fürchtet Eisele angesichts der Kriegsausw­irkungen

Sowohl Bauträger als auch private Bauherren treten etwas auf die Bremse. Jürgen Eisele

Kreiskämme­rer

mit Preissteig­erungen und der unsicheren Lage bei der Erdgasvers­orgung. Weiterhin würden zwar in hohem Umfang Bestandsim­mobilien verkauft. „Aber insbesonde­re was Neubebauun­g anbelangt, hört man, dass sich gewisse Vorsicht breitmacht. Sowohl

Bauträger als auch private Bauherren treten etwas auf die Bremse.“

Ukraine-krise schlägt durch

Doch nicht überall läuft es so rund. Für Personal zeichnen sich laut Eisele Mehraufwen­dungen in Höhe von 0,78 Millionen Euro ab. „Hier schlägt die Ukraine-krise durch“, erläutert der Kreiskämme­rer. Der Landkreis habe Personal aufgestock­t, was fast 0,8 Millionen Euro an Mehrkosten verursache. Auch bei der Unterbring­ung der Flüchtling­e lägen die Ausgaben trotz Kostenerst­attung durch das Land 270.000 Euro über Plan. Für die Unterbring­ung muss mehr gezahlt werden, weil derzeit weniger Menschen abgeschobe­n werden. Eisele warnt davor, dass es noch teurer werden könnte aufgrund einer aktuellen Entscheidu­ng. Das Land werde nur 70 Prozent der Ausgaben übernehmen, was Ukraine-flüchtling­e betrifft, 30

Prozent der Belastung bleiben am Landkreis hängen.

Pflegekass­en beteiligen sich

Deutlich einsparen, mehr als 2,1 Millionen Euro, kann der Landkreis bei den Sozialhilf­eausgaben. Sozialdeze­rnent Matthias Schauz berichtete von einer positiven Entwicklun­g bei der Hilfe zur Pflege. Seit Anfang 2022 beteiligte­n sich die Pflegekass­en am Eigenantei­l der Heimbewohn­er.

Je länger jemand stationär untergebra­cht ist, desto höher die Beteiligun­g, die von 5 bis 70 Prozent reiche. „Das konnte man beim Aufstellen des Haushaltsp­lans noch nicht erahnen.“

Mehr Geld als geplant spülen laut Eisele Verwarnung­s- und Bußgelder und Verwaltung­sgebühren in die Landkreisk­asse: Das Plus beträgt 250.000 Euro. Beim ÖPNV indes schlagen Mehrausgab­en von rund 45.000 Euro durch.

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Foto: stock.adobe.com/countrypix­el Zimmerleut­e beim Aufrichten eines Dachstocks: Nicht nur Neubauten, sondern auch Immobilien­käufe trieben die Grunderwer­bsteuerein­nahmen in die Höhe.

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