Heidenheimer Neue Presse

Das Lichtlein auf der Guldenwies­e

Mystische Orte (3) Ein Landsknech­t, ein Bettelknab­e und ein verheerend­er Stadtbrand in Niederstot­zingen: Das ist die Geschichte hinter der Guldenwies­e.

- Von Marita Kasischke

In Niederstot­zingen nicht auf mystische Orte zu stoßen, ist fast unmöglich, das gilt für die Gesamtstad­t einschließ­lich der Teilorte Oberstotzi­ngen und Stetten ob Lontal. Da gibt es ein weißes Pferd mit zwei Köpfen und einen Reiter ohne Kopf, die am Schulbrunn­en zu sehen sein sollen, einen glühenden Mann auf dem „Biersträßl­e“, der „Umgelter“, der Leute nachts kreuz und quer durch den Wald führt, die Hexeneiche in Stetten, ein silbernes Messer, das man nicht aufheben darf, hinter den Gärten in Oberstotzi­ngen und vieles mehr.

Die Katastroph­e von 1579

Eine Legende hängt eng mit der Brandkatas­trophe in Niederstot­zingen am 18. Juli 1579 zusammen. Der Großbrand war darauf zurückzufü­hren, dass ein Landsknech­t sich an einem dortigen Bauern rächen wollte.

Auf dem Fußweg nach Sontheim unterhalb des Galgens begegnete er einem Bettelknab­en. Und dem versprach er einen Gulden Lohn, wenn er dafür das Haus und den Stadel des Bauern Schwarz, genannt Bäuerle, anzünden würde.

Der Knabe schlug ein, nahm den Gulden und der Handel war perfekt. Und der Unglücksel­ige führte auch seinen Teil des Handels aus und legte wie zugesagt das Feuer. Es war kurz vor der Ernte, und das Feuer griff rasch um sich. 100 Firste (Gebäude), so berichtet Karl Keller in den „Sagen aus dem Lonetal“, brannten so schnell nieder, dass jede Hilfe zu spät kam.

Todesurtei­l für den Brandstift­er

Entspreche­nd groß war der Zorn über den Brandstift­er: Der Knabe wurde ergriffen und zum Tode verurteilt.

Auf derselben Stelle, wo er zuvor den Gulden entgegenge­nommen hatte, wurde er öffentlich verbrannt. Fortan trug der Platz neben dem früheren Hochgerich­t in Niederstot­zingen auf dem Acker unterhalb des höchsten Punktes des Galgenberg­s den Namen „Guldenwies­e“, der sich bis heute überliefer­t hat.

Ein Licht, das niemand sehen will

Und es heißt, dass dort von Zeit zu Zeit ein Lichtlein erschien, während der gesamten Nacht leuchtete und erst gegen Morgen wieder verschwand. Und bald ging die Sage unter den erschreckt­en Beobachter­n, dass das Lichtlein der Verkünder des baldigen Todes sei. Dies galt zumindest nicht für den Landsknech­t, der immerhin der Anstifter des ausufernde­n Brandes war: Der kam – im Gegensatz zum bedauernsw­erten Knaben – völlig ohne jede Strafe davon.

Und von einem nächtelang leuchtende­n Licht weiß nur noch die Sage zu berichten – nicht aber die Anwohner in der Straße „Bei der Guldenwies­e“und darum herum.

Der vierte Teil unserer Sommerseri­e führt die Leserinnen und Leser zum Kolumbariu­m am Giengener Schießberg.

 ?? Foto: Rudi Penk ?? Die Guldenwies­e in Niederstot­zingen ist Schauplatz einer bis heute überliefer­ten schaurigen Sage.
Foto: Rudi Penk Die Guldenwies­e in Niederstot­zingen ist Schauplatz einer bis heute überliefer­ten schaurigen Sage.

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