Heidenheimer Neue Presse

44 Länder gegen Wladimir Putins Krieg

Das erste Treffen der Europäisch­en Politische­n Gemeinscha­ft sendet ein Zeichen der Geschlosse­nheit gegen Russlands Überfall auf die Ukraine. Aber wird die Runde mehr werden als das?

- Ellen Hasenkamp

Prag. Der Weg zum Mega-gipfel führt passenderw­eise durchs Tor der Giganten. Zwischen den beiden Plastiken der kämpfenden Riesen kamen die Staats- und Regierungs­chefs von 44 Ländern zum Treffen auf der Prager Burg: eine europäisch­e Zusammenku­nft nie dagewesene­n Ausmaßes sowie im Angesicht nie dagewesene­r Probleme. Das gilt vor allem natürlich für den Krieg von Russlands Präsident Wladimir Putin gegen die Ukraine.

Von einer „geschlosse­nen Front gegen Putins Brutalität“sprachen der tschechisc­he Gastgeber Petr Fiala und die britische Premiermin­isterin Liz Truss und brachten so den Hauptzweck der neuen Europäisch­en Politische­n

Gemeinscha­ft (EPG) auf den Punkt. Und schon allein der Umstand, dass Truss, deren Land sich derzeit eher um Abstand zu Europa bemüht, nach einigem Zögern überhaupt gekommen war, konnte in Sachen Geschlosse­nheit als Erfolg verbucht werden.

Ein Erfolg auch für den französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron. Er hatte das Format im Mai ziemlich spontan erfunden, und dass nicht mal ein halbes Jahr später bereits der Gründungsg­ipfel zelebriert wurde, ist für europäisch­e Verhältnis­se Rekordgesc­hwindigkei­t.

Es ist aber auch ein Hinweis darauf, wie groß der Druck ist. Die 44 so unterschie­dlichen Länder

wie die Schweiz, Aserbaidsc­han, Island, die Türkei und die 27 Eu-staaten wurden in den prächtigen Sälen der Prager Burg wohl vor allem von dem Gedanken zusammenge­schweißt, ein „Zeichen der Einheit“zu senden, wie es Macron nannte.

Luftiges Programm

Ob das Ganze aber über die Symbolik eines Großfamili­enfotos hinaus echte Wirkung entfaltet, wird sich erst auf Dauer erweisen. Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD), der von einer „großen Innovation“sprach, hofft jedenfalls, „dass das in einer guten Regelmäßig­keit stattfinde­t“. Zugleich warnte er ausdrückli­ch davor, aus der EPG nun gleich eine neue Institutio­n zu machen, einschließ­lich „Verwaltung und Bürokratie“.

Das Programm für Prag war dann auch luftig, mit viel Platz für sogenannte „Pull asides“, wie das spontane Beiseitezi­ehen zu einem Plausch unter vier Augen in der Diplomaten­sprache genannt wird. Ein wichtiges Thema dabei hatte den Europäern ebenfalls Putins Angriffskr­ieg auf die Tagesordnu­ng geschriebe­n: die Energiever­sorgung. Scholz wiederholt­e gleich zu Beginn sein Ziel: „Die Preise für Energie müssen dramatisch sinken.“Doch wie das erreicht werden kann und was akzeptable Preise wären, darüber sind sich nicht mal die EU-27 einig, die darüber an diesem Freitag in ihrem vertrauten Kreis beraten wollen.

 ?? Foto: Ludovic Marin/afp ?? Wichtige Gespräche am Rand: Griechenla­nds Regierungs­chef Kyriakos Mitsotakis (links) mit Kanzler Olaf Scholz beim Treffen in Prag.
Foto: Ludovic Marin/afp Wichtige Gespräche am Rand: Griechenla­nds Regierungs­chef Kyriakos Mitsotakis (links) mit Kanzler Olaf Scholz beim Treffen in Prag.

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