Ein Verbot ist unnötig
In unserer Gesellschaft zeigen sich immer mehr Risse und Haarbrüche. Seit der Pandemie und dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat sich der Korridor für die unstreitbaren Meinungen noch ein wenig mehr verengt. Doch gibt es immer noch ein paar Themen, über die weitgehende Einigkeit herrscht. Dazu gehört auch die Homöopathie. Egal, ob links oder rechts oder Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Es besteht große Einigkeit darüber, dass es keinerlei wissenschaftlichen Nachweis für die Wirksamkeit von Homöopathie gibt, die über einen Placebo-effekt hinausgeht.
Dieser Meinung ist übrigens auch Jens Baas. Baas ist studierter Mediziner und Chef der Techniker Krankenkasse, des größten gesetzlichen Krankenversicherers in Deutschland, und trotzdem zahlt die TK im Gegensatz zu anderen Kassen ihren Kunden freiwillig die Kosten der homöopathischen Behandlung, als sogenannte Satzungsleistung. Hier hat der Gesetzgeber den Kassen die Möglichkeit eingeräumt, über die gesetzlich vorgeschriebenen Angebote hinauszugehen. Sprich, die Kassen haben hier die Möglichkeit, sich von anderen zu unterscheiden und in einen Wettbewerb einzutreten.
Glaubt man Baas, lohnt es sich für die TK, diesen Wettbewerb mit einem Angebot für Homöopathie-leistungen zu betreiben. Betriebswirtschaftlich gerechnet liegt der Nutzen für die TK höher als die Ausgaben für den Globuli-hokuspokus, denn sie zieht so zahlungskräftige Mitglieder jüngerer, gesünderer Jahrgänge an. Wer die TK dafür verachtet, kann jederzeit in eine andere Kasse wechseln. Ein Verbot dieser Satzungsleistung, wie es Lauterbach anstrebt, ist jedenfalls unnötig, womöglich sogar populistisch.