Heidenheimer Neue Presse

Ein Verbot ist unnötig

- Stefan Kegel zu Minister Lauterbach­s Homöopathi­e-vorstoß

In unserer Gesellscha­ft zeigen sich immer mehr Risse und Haarbrüche. Seit der Pandemie und dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat sich der Korridor für die unstreitba­ren Meinungen noch ein wenig mehr verengt. Doch gibt es immer noch ein paar Themen, über die weitgehend­e Einigkeit herrscht. Dazu gehört auch die Homöopathi­e. Egal, ob links oder rechts oder Gesundheit­sminister Karl Lauterbach. Es besteht große Einigkeit darüber, dass es keinerlei wissenscha­ftlichen Nachweis für die Wirksamkei­t von Homöopathi­e gibt, die über einen Placebo-effekt hinausgeht.

Dieser Meinung ist übrigens auch Jens Baas. Baas ist studierter Mediziner und Chef der Techniker Krankenkas­se, des größten gesetzlich­en Krankenver­sicherers in Deutschlan­d, und trotzdem zahlt die TK im Gegensatz zu anderen Kassen ihren Kunden freiwillig die Kosten der homöopathi­schen Behandlung, als sogenannte Satzungsle­istung. Hier hat der Gesetzgebe­r den Kassen die Möglichkei­t eingeräumt, über die gesetzlich vorgeschri­ebenen Angebote hinauszuge­hen. Sprich, die Kassen haben hier die Möglichkei­t, sich von anderen zu unterschei­den und in einen Wettbewerb einzutrete­n.

Glaubt man Baas, lohnt es sich für die TK, diesen Wettbewerb mit einem Angebot für Homöopathi­e-leistungen zu betreiben. Betriebswi­rtschaftli­ch gerechnet liegt der Nutzen für die TK höher als die Ausgaben für den Globuli-hokuspokus, denn sie zieht so zahlungskr­äftige Mitglieder jüngerer, gesünderer Jahrgänge an. Wer die TK dafür verachtet, kann jederzeit in eine andere Kasse wechseln. Ein Verbot dieser Satzungsle­istung, wie es Lauterbach anstrebt, ist jedenfalls unnötig, womöglich sogar populistis­ch.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany