Weitere Is-frauen zurückgeholt
Das Auswärtige Amt bringt Deutsche in ihre Heimat zurück. Sie sollen sich für ihre Taten verantworten.
Berlin. Drei Jahre nach dem Ende des selbst ernannten Kalifats der Terrormiliz „Islamischer Staat“sind fast alle rückreisewilligen deutschen Frauen islamistischer Kämpfer nach Deutschland zurückgekehrt. In der Nacht zum Donnerstag hat das Auswärtige Amt vier Frauen mit ihren sieben Kindern sowie einen Heranwachsenden aus dem Gefangenenlager Roj in Nordsyrien in ihre Heimat geholt. „Ich bin erleichtert, dass mit dieser Aktion nun fast alle bekannten Fälle abgeschlossen werden konnten“, erklärte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne).
Allerdings können sie in Deutschland nicht in ihr altes Leben zurückkehren. „Die zurückgeholten Frauen und der junge Mann werden sich für ihre Taten verantworten müssen“, betonte Baerbock. „Sie wurden umgehend nach Ankunft in Deutschland in Haft genommen.“
Die Rückkehrer – ein Drittel der insgesamt 1150 nach Syrien und Irak ausgereisten Islamisten – stellen bereits seit Jahren ein Problem für die deutschen Sicherheitsbehörden dar. Denn wie indoktriniert und gefährlich Dschihadisten, ihre Frauen und Kinder sind, ist unklar. Das Bundesinnenministerium stand in der vergangenen Legislaturperiode lange auf der Bremse für ihren Rücktransport. Es wurden vor allem Personen zurückgeholt, gegen die es genug Beweise gab, um sie in Deutschland vor Gericht stellen zu können.
Die Zustände in den kurdischen Lagern Nordsyriens beschreibt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch als „unmenschlich oder entwürdigend“. Zehntausende aktive Kämpfer des „Kalifats“und deren Frauen und Kinder sind dort noch ohne Gerichtsprozess interniert – „oft mit der ausdrücklichen oder impliziten Einwilligung ihrer Heimatländer“, wie die Organisation betont.
270 der in den vergangenen elf Jahren ausgereisten deutschen Islamisten sind laut Verfassungsschutz tot. Eine niedrige dreistellige Zahl sitzt noch in Lagern wie Roj in Haft. In sechs Aktionen wurden bisher 26 deutsche Frauen und 76 Kinder aus Nordostsyrien nach Deutschland gebracht.