Heidenheimer Neue Presse

Experten loben Vorstoß für Eu-gaspreisde­ckel

Die Preise für Erdgas auf dem Weltmarkt sind ums Zehnfache gestiegen. Brüssel will gegensteue­rn.

- Michael Gabel

Brüssel/berlin. Der Vorstoß von Eu-kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen (CDU), beim Gaseinkauf einen Eu-weit gültigen Preisdecke­l einzuführe­n, hat bei Experten ein überwiegen­d positives Echo ausgelöst. Karsten Neuhoff vom Deutschen Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW) befürworte­t dieses Ziel. „Es geht darum, Preise zu verändern, die vor den Jahren 2020/2021 niemals beobachtet wurden. Insofern wäre ein Preisdecke­l beim Einkauf das richtige Instrument“, sagte er dieser Zeitung. Angemessen sei ein Limit von etwa 50 bis 60 Euro pro Megawatt. „Das wäre zwar ein Vielfaches der Vor-krisenprei­se von 15 bis 20 Euro, aber nur ein Bruchteil der 200 Euro und mehr, die heute gezahlt werden müssen.“

Von der Leyen hatte sich zuvor offen für einen Gaspreisde­ckel gezeigt, wie ihn gut die Hälfte der Eu-mitgliedss­taaten fordert. Eine solche Obergrenze müsse aber „so gestaltet sein, dass die Versorgung­ssicherhei­t gewährleis­tet“sei, betonte sie. Deutschlan­d und einige andere Länder traten bisher bei diesem Thema auf die Bremse. Befürchtet wird, dass Gasexporte­ure ein Preislimit nicht akzeptiere­n und sich andere Abnehmer suchen.

Diese Gefahr schätzt Diw-experte Neuhoff als gering ein. „Exporteure wie Norwegen, die ihr Gas per Pipeline liefern, hätten Schwierigk­eiten, andere Abnehmer zu finden, denn der größte Teil ihrer Pipelines führt in Euländer“, erläuterte er. Und Flüssiggas etwa aus den USA werde man so lange bekommen, wie der Preisdecke­l deutlich oberhalb des Weltmarktp­reises für Kohle und Öl liege. „Dann werden Länder wie Japan, China und Indien wahrschein­lich weiter Kohle und Öl verbrennen, und ein Großteil des Flüssiggas­es geht in die EU.“

Alle Länder müssen mitziehen

Wichtig sei, dass für alle Eu-länder geltende Gassparzie­le vereinbart werden. So werde sichergest­ellt, dass das Gas auch wirklich für alle reiche, betonte Neuhoff.

Der Eu-preisdecke­l könnte laut Experten auch gut zur von der Bundesregi­erung geplanten Gaspreisbr­emse für Verbrauche­r passen. Denn ändert sich bei den Einkaufspr­eisen auf dem Weltmarkt nichts, wäre eine Entlastung

für Verbrauche­r wohl kaum zu bezahlen.

Simone Tagliapiet­ra von der Brüsseler Denkfabrik Bruegel gehört zu den Kritikern eines Eugaspreis­deckels. Er fürchtet beim Einkauf vor allem Konkurrenz aus China. Das Land konsumiere derzeit zwar auch wegen strenger Corona-beschränku­ngen wenig Gas, jedoch sei nicht gesagt, dass das so bleibe.

Wie der Eu-gaspreisde­ckel aussehen soll, ist noch unklar. Ein Sprecher der Eu-kommission sagte, Details müssten noch ausgehande­lt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany