Experten loben Vorstoß für Eu-gaspreisdeckel
Die Preise für Erdgas auf dem Weltmarkt sind ums Zehnfache gestiegen. Brüssel will gegensteuern.
Brüssel/berlin. Der Vorstoß von Eu-kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU), beim Gaseinkauf einen Eu-weit gültigen Preisdeckel einzuführen, hat bei Experten ein überwiegend positives Echo ausgelöst. Karsten Neuhoff vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) befürwortet dieses Ziel. „Es geht darum, Preise zu verändern, die vor den Jahren 2020/2021 niemals beobachtet wurden. Insofern wäre ein Preisdeckel beim Einkauf das richtige Instrument“, sagte er dieser Zeitung. Angemessen sei ein Limit von etwa 50 bis 60 Euro pro Megawatt. „Das wäre zwar ein Vielfaches der Vor-krisenpreise von 15 bis 20 Euro, aber nur ein Bruchteil der 200 Euro und mehr, die heute gezahlt werden müssen.“
Von der Leyen hatte sich zuvor offen für einen Gaspreisdeckel gezeigt, wie ihn gut die Hälfte der Eu-mitgliedsstaaten fordert. Eine solche Obergrenze müsse aber „so gestaltet sein, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet“sei, betonte sie. Deutschland und einige andere Länder traten bisher bei diesem Thema auf die Bremse. Befürchtet wird, dass Gasexporteure ein Preislimit nicht akzeptieren und sich andere Abnehmer suchen.
Diese Gefahr schätzt Diw-experte Neuhoff als gering ein. „Exporteure wie Norwegen, die ihr Gas per Pipeline liefern, hätten Schwierigkeiten, andere Abnehmer zu finden, denn der größte Teil ihrer Pipelines führt in Euländer“, erläuterte er. Und Flüssiggas etwa aus den USA werde man so lange bekommen, wie der Preisdeckel deutlich oberhalb des Weltmarktpreises für Kohle und Öl liege. „Dann werden Länder wie Japan, China und Indien wahrscheinlich weiter Kohle und Öl verbrennen, und ein Großteil des Flüssiggases geht in die EU.“
Alle Länder müssen mitziehen
Wichtig sei, dass für alle Eu-länder geltende Gassparziele vereinbart werden. So werde sichergestellt, dass das Gas auch wirklich für alle reiche, betonte Neuhoff.
Der Eu-preisdeckel könnte laut Experten auch gut zur von der Bundesregierung geplanten Gaspreisbremse für Verbraucher passen. Denn ändert sich bei den Einkaufspreisen auf dem Weltmarkt nichts, wäre eine Entlastung
für Verbraucher wohl kaum zu bezahlen.
Simone Tagliapietra von der Brüsseler Denkfabrik Bruegel gehört zu den Kritikern eines Eugaspreisdeckels. Er fürchtet beim Einkauf vor allem Konkurrenz aus China. Das Land konsumiere derzeit zwar auch wegen strenger Corona-beschränkungen wenig Gas, jedoch sei nicht gesagt, dass das so bleibe.
Wie der Eu-gaspreisdeckel aussehen soll, ist noch unklar. Ein Sprecher der Eu-kommission sagte, Details müssten noch ausgehandelt werden.