Heidenheimer Neue Presse

FDP will nur noch 38 Wahlkreise

Um eine Aufblähung des Landtags zu verhindern, wollen die Liberalen den Zuschnitt der Bundestags­wahl übernehmen. Weil sie dafür keine Mehrheit sehen, ist ein Volksbegeh­ren geplant.

- Von Jens Schmitz

Die FDP Baden-württember­g will ein Volksbegeh­ren anstrengen, um die Zahl der Landtagswa­hlkreise drastisch zu reduzieren. Zur nächsten Wahl soll es statt wie bisher 70 nur noch 38 Wahlkreise geben, dieselben wie bei der Bundestags­wahl. Das soll eine Aufblähung des Parlamente­s verhindern.

Die Generalsek­retärin der Landes-fdp, die Bundestags­abgeordnet­e Judith Skudelny, sprach der Landtagsfr­aktion am Donnerstag in Stuttgart „hohen Respekt“dafür aus, den Vorschlag eingebrach­t zu haben. Von der Verknappun­g der Mandate seien nämlich auch Fdp-abgeordnet­e betroffen. Der Plan sei „richtig gut“, weil er die Diversität­sziele aus der jüngsten Wahlrechts­reform erhalte, gleichzeit­ig aber die Sollgröße des Parlaments wahre. Sie liegt bei 120 Sitzen.

Aktuell hat der Landtag wegen Ausgleichs- und Überhangma­ndaten 154 Abgeordnet­e. Das im April beschlosse­ne Zwei-stimmen-wahlrecht soll den Parteien künftig die Möglichkei­t, geben, über entspreche­nd besetzte Listen den Frauenante­il zu erhöhen. Bei einer Fachanhöru­ng im März hatten Experten jedoch befürchtet, dass das Parlament mit diesem System auf 180, eventuell sogar auf mehr als 220 Sitze anschwelle­n könnte. „Wir wollen, dass der Landtag in Krisenzeit­en bei sich selbst spart“, erklärte Fraktionsc­hef Hans-ulrich Rülke.

Die Liberalen hatten vor der Wahlrechts­reform einen Kompromiss von 60 Wahlkreise­n vorgeschla­gen, waren dafür aber von unterschie­dlichen Seiten kritisiert worden. So hatte der von ihnen selbst beauftragt­e Sachverstä­ndige Joachim Behnke von der Zeppelin Universitä­t in Friedrichs­hafen eine Beschränku­ng auf 45 Wahlkreise gefordert. Grüne, CDU und SPD warfen der FDP vor, keine konkreten Zuschnitts­vorschläge für die neuen Wahlkreise gemacht und also auch keine eigenen Opfer gebracht zu haben.

Der neue Vorschlag räume nun all diese Kritikpunk­te aus, sagte Rülke. Die Zahl 38 liege leicht unterhalb derjenigen von Behnke. Die neuen Wahlkreise sollen den Bundestags­wahlkreise­n entspreche­n; damit erübrige sich eine Diskussion um ihren Zuschnitt genauso wie um ihre regionale Repräsenta­nz. Auch die Opferberei­tschaft der FDP selbst stehe außer Frage: Insgesamt wäre laut Skudelny mehr als die Hälfte der Fdp-abgeordnet­en betroffen.

Die Liberalen rechnen nicht damit, dass sie für ihr Anliegen im Landtag eine Mehrheit finden.

Dennoch wollen sie dort zunächst einen Gesetzesen­twurf einbringen, um die dann fälligen Stellungna­hmen etwa auch der Kommunalve­rbände in die Vorlage für ein Volksbegeh­ren aufnehmen zu können. Man wolle so Schwachpun­kte beseitigen, die das Innenminis­terium später als „Alibi“nehmen könnte, um die Zulässigke­it des Volksbegeh­rens zurückzuwe­isen, erklärte Rülke.

Die Fdp-fraktion selbst habe den Vorschlag bei ihrer Klausur vor drei Wochen mit deutlich mehr als zwei Dritteln beschlosse­n, der Landesvors­tand der Partei sich seither einstimmig dahinter gestellt, berichtete­n Skudelny und Rülke. Beim Dreikönigs­parteitag

der FDP am 5. Januar 2023 hoffen Skudelny und Rülke, die Unterstütz­ung der Basis für ein Volksbegeh­ren zu erhalten. Mit knapp 10 000 Mitglieder­n sollte es den Liberalen nicht allzu schwerfall­en, im Land die nötigen 10 000 Unterschri­ften für ein Volksbegeh­ren zu sammeln.

Wenn das baden-württember­gische Innenminis­terium anschließe­nd die formale Zulassung erteilt, müssen sich zehn Prozent der Wahlberech­tigten beteiligen, das sind rund 780 000. Die Liberalen wollen den Prozess bis Ende 2024 abgeschlos­sen haben, damit die neuen Regeln schon zur nächsten Landtagswa­hl 2026 gelten könnten.

 ?? ?? Wie viele Abgeordnet­e sollen künftig im Landtag von Baden-württember­g sitzen? Die FDP strebt eine Verkleiner­ung an.
Wie viele Abgeordnet­e sollen künftig im Landtag von Baden-württember­g sitzen? Die FDP strebt eine Verkleiner­ung an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany