Es geht auch ohne Schufa
Immobilienportal kassiert Abmahnung von Verbraucherschützern.
München. Verbraucherschützer haben das Wohnungsportal Immobilienscout24 wegen irreführender Ratschläge bei der Wohnungssuche abgemahnt. Wohnungssuchenden zu empfehlen, schon zur Erst-besichtigung eine Schufa-bonitätsauskunft vorzulegen, sei datenschutzrechtlich problematisch, argumentiert der Verbraucher Zentrale Bundesverband (VZBV). Der Marktführer unter den Wohnungsportalen führe so Verbraucherinnen und Verbraucher in die Irre.
Der VZBV hat das Berliner Wohnungsportal nach Informationen von „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR in mehreren Punkten abgemahnt. Demnach legt Immobilienscout nahe, dass eine Schufa-auskunft unbedingt in eine Bewerbungsmappe gehöre. In Städten mit angespanntem Mietmarkt wird eine solche Bewerbungsmappe häufig bereits für das Vereinbaren eines Besichtigungstermins erfragt.
Während der Lockdowns in Coronazeiten haben Sabine Schön, ihr Mann und ihr Sohn sehr genossen, dass sie über viel Platz verfügen können. Ihr Haus in Göppingen hat einen schönen großen Garten und 240 Quadratmeter Wohnfläche. Jetzt allerdings wird die Größe der Räume zum Problem. Musste die Familie Schön, die ihren richtigen Namen nicht nennen will, bisher 238 Euro Abschlag für Gas bezahlen, sind es nach zwei Erhöhungen inzwischen 605 Euro.
„Unser Haus ist zwar Baujahr 1968, aber energetisch saniert und hat eine relativ neue Gasheizung“, sagt Schön. Ihr Mann und sie sind berufstätig, verdienen eigentlich gut. Aber sie müssen noch das Haus abbezahlen. Einkaufen werde immer teurer – und nun noch diese Gasrechnung, jeden Monat. „Wir haben immer gedacht, wir können uns das gut leisten, aber jetzt müssen auch wir schauen, wie wir über den Winter kommen“, sagt Schön.
Die hohen Energiepreise treffen derzeit auch die Mittelschicht hart. Familie Schön ist nur ein Beispiel, andere zeugen von noch heftigeren Forderungen. So sollen Bewohner von Mietwohnungen pro Monat teilweise einen vierstelligen Betrag für Energiekosten aufbringen – für viele Familien schlicht unmöglich: „Immer mehr Menschen können ihre hohen Gasabschläge und Energierechnungen nicht mehr zahlen“, fasst Vdk-präsidentin Verena Bentele die Lage zusammen. Wenn eine vierköpfige Familie zusätzlich 1000 Euro im Monat für Gas aufbringen solle, reiche ein mittleres Einkommen nicht mehr aus. Solche Familien blieben oft komplett auf ihren Kosten sitzen, weil sie in der Regel keinen Anspruch auf Grundsicherung oder Wohngeld haben. „Vielen Betroffenen droht dann über kurz oder lang eine Privatinsolvenz.“
Das Vergleichsportal Verivox hat aktuell berechnet, dass die Heizkosten für den Monat September im Vergleich zum Vorjahr um 505 Prozent gestiegen sind. Gemäß Verivox-verbraucherpreisindex kostete eine Kilowattstunde Gas im September 2022 durchschnittlich 21,75 Cent. Im September 2021 belief sich der Preis noch auf 6,49 Cent. Damit hat sich Gas innerhalb eines Jahres um rund 235 Prozent verteuert. „Heizkunden stehen angesichts explodierender Beschaffungskosten vor einem sehr teuren Winter“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. Auch Ölkunden bleiben von Preissteigerungen nicht verschont. Im Vergleich zum September 2021 stiegen die Kosten für ein warmes Zuhause um 288 Prozent. Auch Strom wurde deutlich teurer. Laut dem Vergleichsportal Check24 lagen die Kosten für Strom im September 40 Prozent über dem Vorjahresmonat.
Wie soll das nur weitergehen? Die letzte Preiserhöhungsrunde wurde von den Energieanbietern vor allem mit der Gasumlage begründet. Die jedoch wurde vergangene Woche noch vor Einführung wieder abgeschafft. Und einen Gas- und Strompreisdeckel soll es auch geben und die Mehrwertsteuer auf Gas wird gesenkt. Nur weiß niemand so genau, wie sich diese Maßnahmen konkret auf Preis und Kosten für Privathaushalte auswirken.
Angesichts der Rechnungen und Abschlagsankündigungen sind viele Menschen verzweifelt – und sparen. So heizt die Familie Schön derzeit das obere Stockwerk noch gar nicht, hat die Wassertemperaturund Raumtemperatur deutlich gesenkt. Andere schieben die Heizsaison so weit es geht hinaus und bewegen sich Zuhause in dicken Pullis oder sogar Jacken.
Denn fest steht, Energiesparen hat sich noch nie so sehr gelohnt und war so wichtig wie derzeit. „Das Thema Energiesparen wird die Menschen in diesem Winter so sehr beschäftigen wie noch nie zuvor. Die SÜDWEST PRESSE will helfen, Ihre Fragen zu beantworten und praktische Lebenshilfe zu geben“, erklärt Chefredakteur Ulrich Becker das Ziel des Themenschwerpunkts „Energiesparen“. Wir bieten Tipps zum Heizen, Duschen, Lüften und zum Stromsparen sowie Hinweise, welche Ratschläge man gleich wieder vergessen sollte, weil sie sinnlos und gefährlich sind.
Wir werden aber auch Geschichten von Menschen aus ihrer Nachbarschaft, ihrer Region erzählen, die Lösungen suchen und finden. Politische Entscheidungen zu diesem Thema werden wir verständlich erklären, um dazu beizutragen, gut durch diesen Winter zu kommen.