„Ein Glückstag für Gussenstadt“
Nach rund einem Jahr Bauzeit ist der neue Kindergarten am Freitag eingeweiht worden. Zugleich fand der erste Spatenstich für die neue Mehrzweckhalle statt.
Eine ganze Generation Gussenstadter Kindergartenkinder hat ihre Vorschulzeit im Containergebäude zugebracht. Weil die Erzieherinnen um Kindergartenleitern Corina Thümmler-kerler jedoch ihr ganzes Können und Engagement in die Waagschale warfen, hätten die Kinder dadurch keine Nachteile erlitten. Dennoch könnte der Kontrast kaum größer sein: Auf der einen Seite die nüchternen und mittlerweile abgenutzten Container, auf der anderen der neue Kindergarten, warm und einladend gestaltet.
Die Kinder und ihre Erzieherinnen haben den vom evangelischen Kirchenbezirk Heidenheim betriebenen Kindergarten zwar schon zum 1. November bezogen, am vergangenen Freitag wurde der Bau nun aber offiziell übergeben – inklusive eines symbolischen Schlüssels in Kuchenform. Die Kinder dankten mit Gesang, dem Team um Thümmler-kerler sind sichtlich einige Paletten voller Steine von den Herzen gefallen. „Das größte Geschenk ist die Ruhe“, sagte die Kindergartenleiterin über die Eindrücke der ersten Wochen.
Neubau wegen Wasserschaden
Der Bau entstand nicht nur, weil der Gemeinde der Sinn nach Neuem stand. Daran erinnerte Gerstettens Bürgermeister Roland Polaschek in seiner Ansprache. Vor rund fünf Jahre richtete eindringendes Wasser irreparable Schäden im alten Wabenkindergarten ab. Das Ursulastift wurde vorübergehend zum Ausweichquartier, dann folgte die Container-lösung.
Bald, so Polaschek, sei der Gedanke gereift, nicht nur den Kindergarten, sondern auch die Mehrzweckhalle neu zu bauen, die ihre besten Jahre längst hinter sich hat. In einem Wettbewerb setzte sich das Gerstetter Architekturbüro Hüper mit seinem Holzbauentwurf durch. Alle Wünsche mit dem Mach- und Finanzierbaren zu verbinden, sei nicht einfach gewesen, das Ergebnis sei freilich „wunderbar“, schwärmte der Bürgermeister.
Polaschek wertete den neuen Kindergarten als „grünes Musterprojekt“, weil einerseits eine breite Bürgerbeteiligung zum Ergebnis geführt habe, weil das Vorhaben an sich aber auch hohen Ansprüchen an die Nachhaltigkeit genüge: Die Wärmeenergie stammt über Fernleitungen aus der Gusstenstadter Energiegenossenschaft, der Großteil des verbauten Holzes wurden im Ge
meindewald geschlagen. Rund 2,6 Millionen Euro kostete der Neubau, 960.000 Euro stammten aus dem Ausgleichsstock des Landes.
Jetzt entsteht die neue Halle
Ob sich dieser Topf auch für die Mehrzweckhalle als zweiten Bauabschnitt des Gussenstadter Großprojekts öffnen wird, ist noch offen. Der Antrag wurde vom Land zurückgestellt, die Gemeinde baut dennoch: Der erste Spatenstich für den Hallenneubau fand ebenfalls am Freitag statt, unmittelbar bevor sich die Gäste im Kindergarten versammelten. 6,8 Millionen Euro soll das neue sportliche und kulturelle Zentrum des Orts kosten. Eine Million stammt aus dem Entwicklungsprogramm für den Ländlichen Raum, 270.000 Euro fließen aus der Sportstättenförderung in die Finanzierung.
Landrat Peter Polta zeigte sich optimistisch, dass seitens des Landes weitere Mittel für den Hallenbau fließen werden. Zugleich gratulierte er Gussenstadt zum „imposanten Bau“des neuen Kindergartens. „Kinder brauchen soziale Kontakte“, so Polta. In einer so gelungenen Einrichtung könnten sie „in die Gemeinschaft hineinwachsen“.
Der Grünen-landtagsabgeordnete Martin Grath konstatierte, viel nachhaltiger könne ein Bauprojekt gar nicht ausgeführt werden. Zudem seien Kindertagesstätten wie diese „ein Joker im Standortpoker“, ein wichtiger Faktor, um Fachkräfte für den ländlichen Raum zu gewinnen. Die feierliche Einweihung des
Kindergartens „Glückstag für
Grath.
Architekt Dr. Heinz-jörg Hüper bedanke sich dafür, dass die Gemeinde auch angesichts von Pandemie und Preissteigerungen beim Baumaterial an ihren Plänen festgehalten habe. Prof. Christina Jeschke von der Hochschule Biberach, die das neue Ensemble gemeinsam mit Hüper entworfen hatte, erläuterte das Konzept. Ziel sei gewesen, Kindergarten und Mehrzweckhalle so zu platzieren, dass eine mittig gelegene Freifläche entsteht, die
sei daher ein Gussenstadt“, so
den Kindern gleichermaßen zum Spielen dienen soll wie den Gussenstadtern allgemein für ihre Zusammenkünfte.
Der neue Kindergarten stelle „eine ganz andere Liga“dar, freute sich Marina Bosch vom Förderverein Bildung für Kinder. Passend zur überstandenen Bauphase stellte der Verein eine enorme Menge an Buddelspielzeug für die kommende Sandkastensaison bereit. Sandra Hofmann vom evangelischen Kirchenbezirk würdigte die Erzieherinnen als „Pädagoginnen vom Feinsten“, die Kinder hätten trotz
Das größte Geschenk ist die Ruhe. Corina Thümmler-kerler Kindergartenleiterin
jahrelanger Betreuung in Containern „keinen Unterschied gespürt“. Pfarrer Hans-ulrich Bosch dankte der Gemeinde Gerstetten abschließend, dass nach dem Wasserschaden im alten Kindergarten mit so viel Engagement auf die neue Lösung hingearbeitet worden sei.